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Bio - logisch? Bio-Produkte unter der Lupe

Ein ökologisch bewusster Lebensstil liegt im Trend und es werden immer mehr Bio-Produkte konsumiert. Aber was ist Bio eigentlich genau? Sind biologisch produzierte Lebensmittel gesünder? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Bio ist in. Schon lange werden mit Bio nicht mehr Menschen in Wollsocken und Sandalen verbunden. Vielmehr findet Bio bei allen Anklang, die Wert auf nachhaltige Lebensmittel und einen umweltbewussten Lebensstil legen. 

Was ist Bio?

Der Leitgedanke im Biolandbau ist das Wirtschaften im Einklang mit der Natur. Dabei sind zwei Stufen in der Produktion besonders wichtig:

  1. Die Landwirtschaft
  2. Die Verarbeitung

Die biologisch-dynamische Landwirtschaft ist besonders naturnah und umweltschonend. Sie wurde bereits vor 100 Jahren entwickelt und ist heute unter dem Label Demeter bekannt. Etwas später wurde dann die organisch-biologische Landwirtschaft etabliert, die heute in der Schweiz unter dem Label Bio Suisse bekannt ist. Erst seit ca. 20 Jahren ist die Biolandwirtschaft durch die Bio-Verordnung definiert und damit der Begriff «Bio» gesetzlich geschützt. In der Bio-Landwirtschaft wird mit der Natur und den lokalen Gegebenheiten gearbeitet und es werden nur natürliche Dünger- und Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Die Bodenfruchtbarkeit und die Artenvielfalt werden als wichtige Faktoren betrachtet, damit Pflanzen auf natürliche Weise gesund wachsen können. Daher werden Boden und Ökosystem bewusst gepflegt. Tiere werden artgerecht gehalten und gefüttert. Die Tiere sollen über lange Zeit eine gute Leistung bringen anstatt Höchstleistung über nur wenige Jahre. Sowohl der Dünger für die Pflanzen, als auch das Futter für die Tiere soll bestenfalls vom eigenen Hof stammen, damit möglichst ein geschlossener Kreislauf eingehalten werden kann.

Jährliche Kontrollen sollen vor Verstössen schützen

In der Schweiz und im Ausland kontrollieren staatlich anerkannte und unabhängige Organisationen die Einhaltung aller Richtlinien. Die Kontrollen finden jährlich statt. Wenn Verstösse gegen die Vorgaben vorliegen, werden den Betrieben strenge Auflagen gemacht. Im schlimmsten Fall kann ein Betrieb seine Bio-Zertifizierung verlieren und er wird somit als Bio-Lieferant ausgeschlossen.

(Fortsetzung weiter unten…)

Bio im Vergleich zu konventionell, IP Suisse und Demeter

Im Unterschied zur konventionellen und integrierten Landwirtschaft verwendet der Biolandbau keine chemisch-synthetischen Pestizide oder leicht lösliche Mineraldünger. Gentechnisch veränderte Organismen sind im Biolandbau weltweit kategorisch verboten. Bei der Verarbeitung von Bio-Lebensmitteln dürfen ausserdem keine künstlichen Farbstoffe, geschmacksverstärkenden Zusatzstoffe und künstlichen Aromastoffe verwendet werden.

Konventionelle Landwirtschaft:

Die konventionelle Landwirtschaft produziert unter Einhaltung der Landwirtschaftsgesetze und nach Empfehlung der neuesten Erkenntnisse der Agrarwissenschaften. Diese intensiven Produktionssysteme erreichen sehr hohe Erträge. Sie müssen dazu unter anderem auch chemisch-synthetische Dünge- und Pflanzenschutzmittel einsetzen, was zu verschiedenen negativen Umweltauswirkungen führen kann. Auch bei der Tierhaltung wird auf hohe Leistung und Produktivität fokussiert (z.B. hohe Milchmenge pro Kuh hohe Legeleistung bei Hühnern), daher ist eine zunehmende Spezialisierung und eine Vergrösserung der Herden zu beobachten. Die Gesetze bezüglich Platz, freiem Auslauf, Futter und Medikamentengabe für die Tiere sind weniger streng gehalten. 

Integrierte Landwirtschaft: IP Suisse

IP-SUISSE zählt zu den wichtigsten landwirtschaftlichen Produzenten- und Vertriebsorganisationen der Schweiz. IP-SUISSE Bäuerinnen und Bauern setzen auf ihren Familienbetrieben weniger chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel ein und bauen inzwischen auch komplett pestizidfrei Getreide an. Die artgerechte Tierhaltung geht u.a. mit mehr Auslauf über die gesetzlichen Anforderungen hinaus. Die beiden bestehenden Punktesysteme zur Förderung der Biodiversität und des Klima- und Ressourcenschutzes wie auch das geplante Programm zur sozioökonomischen Verantwortung und des sozialen Engagements wurden gemeinsam mit unabhängigen Wissenschaftlern und Naturschutzorganisationen entwickelt. Die Massnahmen zielen auf eine Landwirtschaft, die möglichst nachhaltig ist und dennoch erschwingliche Preise ermöglicht.

Ökologische Landwirtschaft: Bio

Bei der ökologischen Landwirtschaft werden Produktionsmethoden berücksichtigt, die möglichst umweltschonend sind und artgerechte Tierhaltung ermöglichen. Dafür sind die Erträge in der Biolandwirtschaft in der Regel geringer als bei konventionellen Systemen. Das führt zu positiven Leistungen z.B. bei Biodiversität oder artgerechter Tierhaltung. Pro Kilogramm Produkt gerechnet führt Bio bei vielen Produkten jedoch zu einer schlechteren Klimabilanz. In der Schweiz sind die Richtlinien bezüglich Anbau und Tierhaltung in der Bio-Verordnung geregelt. In der Migros stammen Rohstoffe aus der Schweiz von Biobetrieben, die nach den Richtlinien der Bio Suisse (Knospe) wirtschaften und damit noch strengere als die gesetzlichen Vorgaben erfüllen müssen.

Biodynamische Landwirtschaft: Demeter

Bei der biologisch-dynamischen Landwirtschaft geht es immer um die Stärkung des Ganzen, die Anbauweise hat eigene Anbaurichtlinien (Demeter-Richtlinien). Der landwirtschaftliche Betrieb wird als Organismus gesehen, innerhalb dessen möglichst geschlossene Kreisläufe stattfinden sollen. Die Demeter Bauer*innen tragen aktiv zum Aufbau der Bodenfruchtbarkeit bei. Bei den Pflanzen setzen sie auf standortangepasste Sorten. Und die Tiere werden entsprechend ihrer Bedürfnisse gehalten (z.B.: Kükentötungs- und Enthornungs-Verbot). Die Demeter Richtlinien gelten als die strengsten Richtlinien sowohl beim Anbau wie auch bei der schonenden Verarbeitung. Das Ziel sind möglichst naturbelassen Lebensmittel, welche in höchster Qualität beim Konsumenten ankommen.

Mehr Biodiversität durch Bio

Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Studien, die konventionelle mit biologischer Landwirtschaft vergleichen. Allerdings zeigt die Praxis, dass die Vielzahl verschiedenster Anbausysteme einen Vergleich erschwert. In der Regel wirtschaften biologische Betriebe weniger intensiv, allerdings gibt es auch extensive konventionelle Betriebe, also Betriebe mit geringerem Eingriff in die Natur.

Beim Erhalt der Biodiversität schneidet die biologische Landwirtschaft in den meisten Studien besser ab. Der Verzicht auf chemische Pestizide und weniger intensives Düngen wirken sich nicht nur auf die Artenvielfalt, sondern auch auf die Bodenbeschaffenheit aus. Es gelangen weniger Pestizide und Dünger in Flüsse, Seen und schlussendlich ins Grundwasser. Das ist positiv für den Gewässerschutz. Ebenfalls können positive Effekte aufs Klima beobachtet werden, zum Beispiel durch geringere CO2-Emissionen pro Flächeneinheit. Allerdings ist die Produktivität schlechter im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft.

(Fortsetzung weiter unten…)

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Sind Bio-Produkte gesünder?

Ob Bio-Produkte gesünder sind, lässt sich nicht belegen. Die bisher durchgeführten Studien konnten in ihrer Gesamtheit keine Gesundheitsvorteile einer Ernährung mit Bio-Produkten im Vergleich zu einer Ernährung mit konventionellen Produkten zeigen. Aufgrund nachweislicher Unterschiede in der Produktqualität – beispielsweise einem höheren Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen in pflanzlichen, biologisch produzierten Nahrungsmitteln – haben Bio-Produkte aber grundsätzlich das Potenzial dazu. Da im Bio-Anbau keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden dürfen, ist man bezüglich solcher Spritzmittelrückstände auf der sicheren Seite. Zudem: Biologisch produzierte Lebensmittel werden möglichst schonend verarbeitet. Zahlreiche Zusatzstoffe wie beispielsweise Geschmacksverstärker, künstliche Aromen und chemisch-synthetische Verarbeitungshilfsstoffe sind verboten. 

Wichtiger als die Art der Lebensmittelproduktion – bio oder konventionell – ist aber sicher eine vielfältige und ausgewogene Ernährungsweise nach den Empfehlungen der Lebensmittelpyramide.

Bio-Label und -Marken im Überblick

In der Schweiz gibt es zahlreiche Bio-Marken, die sich für die nachhaltige Lebensmittelproduktion einsetzen und der Bio-Verordnung unterliegen. Die meisten Supermärkte führen ausserdem eigene “Bio-Marken”. Bei der Migros sind es zum Beispiel “Migros Bio” oder “Alnatura”.

Bio-Label und Marken Beschreibung

Migros Bio

Migros Bio zeichnet biologisch produzierte Lebensmittel aus. Für die inländische Produkte gelten die Richtlinien von Bio Suisse (siehe weiter unten). Bei den ausländisch produzierten Lebensmitteln greift die etwas weniger strenge EU-Bio-Verordnung. Zusätzlich wird auf Flugtransporte verzichtet und es gelten Zusatzanforderungen bei Verpackung und Sozialem.

IP- Suisse

Von IP-Suisse werden Lebensmittel aus integrierter Produktion aus der Schweiz zertifiziert. Die IP-Suisse-Produzenten setzen sich für eine umweltfreundliche, nachhaltige Landwirtschaft und tiergerechte Haltung ein. Insbesondere die Standards zum Erhalt der Biodiversität sind sehr hoch. 

Bio Suisse

Mit der «Knospe» sind Produkte gekennzeichnet, die nach den Richtlinien von Bio Suisse produziert wurden. Es gelten für in- und ausländische Produkte dieselben Richtlinien. Diese sind deutlich strenger, als die Bio-Verordnung. Bio Suisse setzt auf faire Produktion, den Erhalt der Biodiversität sowie umweltschonende und nachhaltige Landwirtschaft.

Alnatura

Alle Alnatura Lebensmittel stammen aus kontrollierter biologischer Landwirtschaft. Es gelten die Regeln der EU-Öko-Verordnung. Viele Produkte tragen zusätzliche Labels wie zum Beispiel Demeter und sind somit strengeren Richtlinien unterstellt. Bei den Alnatura Richtlinien wird zudem viel Wert auf die Herstellung gelegt, so sind die Produkte frei von künstlichen Farb- und Konservierungsstoffen. 

Demeter

Demeter steht für biologisch-dynamische produzierte Lebensmittel. In der Schweiz müssen die Betriebe zusätzlich Bio Suisse zertifiziert sein. Demeter verfolgt die strengsten Richtlinien in der naturnahen Lebensmittelproduktion. Zum Beispiel dürfen Kühe nicht enthornt werden und männliche Küken müssen aufgezogen werden. Die Produktverarbeitung erfolgt sehr schonend, und es sind nur wenige, produktspezifische Hilfs- oder Zusatzstoffe erlaubt.

 

Bio Produkte sind teurer – das hat seinen Grund

Die ökologische Landwirtschaft erbringt im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft viele Mehrleistungen für Umwelt und Tiere. Sie ist deshalb aber auch arbeits- und kostenintensiver. Weil beispielsweise ohne chemisch-synthetische Dünger und Pestizide gearbeitet wird, braucht es mehr kostentreibenden Personaleinsatz. Das Risiko, dass die Pflanze durch Schädlinge oder Krankheiten geschwächt wird, ist durch den Verzicht auf diese Mittel deutlich grösser. Dadurch ist der Ernteertrag in der Regel geringer als beim konventionellen Anbau, in manchen Fällen bis zu 50%. Nicht zuletzt erzeugt die Tierhaltung mehr Aufwand und Kosten, weil alle Tiere mehr Platz und regelmässigen Auslauf im Freien haben sowie biologisches Futter erhalten müssen. Zudem entstehen oft entlang der gesamten Wertschöpfungskette zusätzliche Kosten – bei der Zertifizierung und der Kontrolle der Bio-Produkte, der Verarbeitung oder auch der Vermarktung.

von Claudia Vogt und Pia Teichmann,

veröffentlicht am 22.03.2021


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