Denise Scheidegger aus Niederbipp leidet seit ihrer Pubertät an Heuschnupfen und anderen Allergien. Sie erzählt, wie sie ihre Erkrankung erlebt.
Wenn es schlimm ist, gehe ich gar nicht gern aus dem Haus. Einerseits, weil mir drinnen wohler ist, andererseits, weil ich draussen immer das Gefühl habe, alle schauen einen an. Heute morgen habe ich zum Beispiel nur kurz die Wohnung gelüftet – prompt bildete sich unter meinem Auge eine Hautblase.
Momentan fliegen Erlen-, Hasel- und Birkenpollen, gegen die ich allergisch bin. Ich fühle mich richtig entstellt, wenn mein Gesicht wegen der Allergie verquollen ist oder wenn sich meine Haut entzündet.
Genaue Informationen zum Pollenflug in der Schweiz sind zu finden unter www.pollenundallergie.ch.
Das aha! Allergiezentrum Schweiz ist eine wichtige Anlaufstelle. Dort können auch die Broschüren «Pollenallergie», «Behandlung der Pollenallergie», «Pollenratgeber», «Spezifische Immuntherapie» sowie der «Pollenkalender» heruntergeladen werden.
Begonnen hat es in der Pubertät. Ich schlief schlecht und erwachte morgens mit juckender, laufender Nase und einem Hautausschlag. Der Grund dafür waren Hausstaubmilben, wie sich herausstellte.
Kurz danach ging es auch draussen los – die Pollen. Zur juckenden Nase kamen nun noch brennende, tränende, geschwollene und gerötete Augen hinzu. Ständig musste ich niesen.
Mein Arzt hatte schon lange befürchtet, dass ich einmal Heuschnupfen oder Allergien bekomme. Praktisch seit meiner Geburt leide ich an Neurodermitis, deshalb war klar, dass bei mir die Wahrscheinlichkeit dafür grösser ist. Mein Vater hat ebenfalls eine Pollenallergie. Mit 13 Jahren war es dann bei mir soweit.
Ich konsultierte einen Hautarzt, der Haut- und Bluttests machte. Das Ergebnis: Ich bin allergisch gegen verschiedene Pollenarten, gegen Gräser, gegen Hausstaubmilben, gegen Tierhaare, Nüsse und schwach gegen Bienengift.
Viele meinen, man hat «nur» eine Allergie oder «nur» einen Hautausschlag. Aber es ist viel mehr: Es schränkt das Leben ein. Wenn ich zum Beispiel in den Ausgang gehe, kann es passieren, dass ich mich schön zurecht mache – und aufs Mal sehe ich entstellt aus, weil die Haut auf etwas reagiert oder die Pollen fliegen und meine Augen fast zuschwellen.
Bin ich eingeladen und verzichte beispielsweise auf Sellerie, weil es bei diesem Gemüse eine Kreuzallergie mit Beifusspollen gibt, dann denken andere schnell, man wolle Aufmerksamkeit oder sich absondern. Dabei wäre ich noch so froh, wenn ich leben könnte wie andere auch.
Ich weiss nie, wie sich der Tag entwickelt und wie ich aussehen werde, wenn ich wieder heimkomme. Meine Laune ist sehr abhängig vom Zustand meiner Allergien und meiner Haut.
Von 2013 bis 2016 habe ich eine Desensibilisierungsbehandlung gemacht. Die ersten sechs bis acht Wochen musste ich einmal pro Woche zum Arzt für eine Spritze, danach monatlich. Das war aufwändig, ich musste immer frei nehmen. Leider hat diese Immuntherapie nicht so viel gebracht wie erhofft.
Die Gräserallergie wurde tatsächlich besser, so dass ich auf die Kortisontabletten verzichten konnte. Die Pollenallergie hat sich aber nur wenig gebessert und die Hausstaubmilbenallergie ist seither für mein Empfinden sogar schlimmer geworden. Ich nehme nun jeden Abend und jeden Morgen ein Antihistaminikum, damit geht es einigermassen.
Für den Notfall habe ich ein Set mit sechs Tabletten bei mir, drei kortisonhaltige und drei mit Antihistaminikum. Sollte ich zum Beispiel versehentlich Nüsse essen, könnte es lebensgefährlich werden, hat mich mein Doktor gewarnt. Bei kleinen Mengen reagiert «nur» meine Haut.
Mit Ärzten habe ich positive Erfahrungen gemacht, ich fühle mich gut betreut und ernst genommen. Nicht-Allergiker geben einem viele gut gemeinte Ratschläge. Als wäre es so einfach, die Krankheit loszuwerden.
Tatsächlich muss man sie ständig berücksichtigen: Wie wird das Wetter, welche Pollen fliegen? Enthält die Schoggi Nüsse? Selbst Kleinigkeiten wie die Kleider auf dem Balkon zu lüften sind für mich nicht möglich, weil sie danach voller Pollen sind.
Wenn ich demnächst mein Studium beenden und als Lehrerin unterrichten werde, möchte ich die Kinder dafür sensibilisieren, Verständnis aufzubringen für Mitschüler mit Allergien oder anderen besonderen Bedürfnissen.