«Es gibt Leute, die Magengeschwüre haben, und es gibt Leute, die sie verursachen», lautet ein Zitat aus den USA zum Thema Stress. Mehr als jeder Dritte ist in der Schweiz am Arbeitsplatz davon betroffen. Das muss nicht sein.
Stress ist letztlich ein lebensrettender Mechanismus, ja geradezu Teil eines Überlebensprogramms, das heute noch abläuft wie in der Steinzeit. Unser Körper bereitet sich bei Stress blitzschnell auf Flucht oder Angriff vor. In unserem Hirn wird eine Reaktionskette ausgelöst. Das Nervensystem signalisiert dem Nebennierenmark, Adrenalin auszuschütten. Blutdruck, Puls und Muskelaktivität steigen. Der Körper ist in Alarmbereitschaft. Wenn jedoch ein Alarmreiz den anderen jagt und der Stress nicht mehr durch körperliche Aktivität abgebaut wird, wird das Alarmsignal selbst zum Feind.
Stress ist ein Radiergummi für meine Kreativität – Marina Zuber, Pädagogin
Die Organisation Gesundheitsförderung Schweiz (GF) ermittelt seit drei Jahren Kennzahlen von arbeitsbedingtem Stress und fasst diese im Job-Stress-Index zusammen. «Die Resultate der Erhebung 2016 bestätigen die Ergebnisse der beiden vorangegangenen Untersuchungen», sagt Nina Zumstein, Projektleiterin Betriebliches Gesundheitsmanagement bei der GF. Demnach zählen Stress- und Burnout-Phänomene zu den grössten krankheitsbedingten Kostenverursachern in den Betrieben. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) bilanziert den volkswirtschaftlichen Schaden auf über vier Milliarden Franken pro Jahr. 34 Prozent aller Erwerbstätigen würden sich häufig bis sehr häufig als gestresst bezeichnen. Das entspricht einem Anstieg von rund 30 Prozent innerhalb eines Jahrzehnts.
Stress ist ein Elefant, der sich auf meine Brust gesetzt hat – Pascal Lachenmeier, Jurist
Laut Nina Zumstein sind jüngere Erwerbstätige stärker betroffen als ältere. Führungskräfte wiederum seien weniger gestresst als Erwerbstätige ohne Führungsfunktionen. «Ältere Arbeitnehmer haben ein besseres Verhältnis von Stressoren und Entlastungsfaktoren und sind daher auch weniger erschöpft.» Generell aber gelte: «Stress ist eine extrem individuelle Angelegenheit.» (Lesen Sie unten weiter...)
Stress ist eine Ausrede, um nicht zuhören zu müssen – Alain Wirth, Medizintechniker
Stress kann zwar durchaus auch positiv verstanden werden, zum Beispiel, wenn man mit Herzklopfen auf ein Rendez-vous wartet. Ein «gesunder» Stress wie Lampenfieber kann auch helfen, Spitzenleistungen zu erbringen. Meist wird der Begriff Stress jedoch negativ interpretiert und unter anderem als Ursache für die Abnahme der Konzentrationsfähigkeit und der Kreativität genannt. Im schlimmsten Fall führt er zu Erschöpfung, Depression und Burnout. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Migräne, Immunstörungen, Störungen der Schilddrüse und Rückenbeschwerden sind weitere mögliche Folgen von Dauerstress.
Ob eine Situation als stressig erlebt wird und wie ein Mensch darauf reagiert, hängt von psychischen Prozessen ab. Neue neurobiologische Forschungen machen darauf aufmerksam, dass frühere Erfahrungen eine grosse Rolle spielen: Konnte eine bestimmte Stresssituation schon einmal bewältigt werden? Wiederholte und intensive Erfahrungen von Niederlagen, Gefahren oder Angst werden quasi abgespeichert und bei vergleichbaren Erlebnissen automatisch wieder abgerufen. Das Positive: Solche Reaktionsmuster lassen sich durchaus wieder ändern. Die Kernbotschaft, die zum Erfolg führt, lautet: «Soziale Unterstützung und positive zwischenmenschliche Beziehungen gelten im Beruf und grundsätzlich das ganze Leben lang als entscheidende Faktoren, die vor ungesunden übermässigen Stressreaktionen schützen.»
Acht Tipps, mit denen Sie mehr Ruhe und Erholung in Ihr (Arbeits-)Leben bringen.