Die Zunge ist ein komplexes Organ, das viele unterschiedliche Aufgaben erfüllt. Was die Zungendiagnose in der traditionellen chinesischen Medizin über den Gesundheitszustand aussagen kann und was die Schulmedizin dazu sagt.
Medizinisch gesehen lässt sich die Zunge beschreiben als ein beweglicher Muskelkörper, der mit Schleimhaut und einem festen Oberflächengewebe (dem mehrschichtigen Plattenepithel) überzogen ist. Unsere Zunge übernimmt wichtige Aufgaben:
Die 5 Geschmackszonen der menschlichen Zunge.
Beim Kauen schiebt die Zunge zusammen mit den Wangen die Nahrung zwischen die Zähne, um sie zu zerkleinern. Die zerkleinerte Nahrung wird gegen den Gaumen gepresst und in den Rachen befördert. Gleichzeitig werden durch die Zungenbewegung, die Unterkiefer- und die Unterzungendrüse rechts und links unter der Zunge massiert. Dadurch wird Speichel freigesetzt, der die Vorverdauung einleitet und das Gleiten des Bissens durch die Speiseröhre erleichtert.
Aber auch, um zwischen umami, süss, sauer, bitter und salzig unterscheiden zu können, ist die Zunge wichtig.
Die Zunge ist ein wichtiges Organ beim Sprechen, da sie durch ihre Beweglichkeit hilft, Laute und Wörter zu bilden.
Beim Sprechen spielt die Zunge eine unverzichtbare Rolle. Durch das Zusammenspiel von Zunge, Lippen und Zähnen erfolgt die Lautbildung in drei Artikulationszonen. Wenn dieses Zusammenspiel gut funktioniert, können wir die Buchstaben deutlich aussprechen und zu Wörtern zusammensetzen. Kinder lernen das in der Regel ohne Hilfe, manchmal ist jedoch eine Sprachtherapie im Kindergarten oder in der Schule notwendig.
Die Zunge funktioniert wie ein Kolben, während die Mundhöhle die Rolle eines Zylinders übernimmt: Für das Schlucken z.B. von Flüssigkeiten zieht sich die Zunge im Mund zurück. Im Zusammenspiel von Zungen- und Kehlkopfbewegung wird dann die Flüssigkeit, oder die durch Kauen zerkleinerte Speise, in Richtung der Speiseröhre transportiert.
Von besonderer Bedeutung ist die Zunge für Babys. Dank diesem Organ entsteht im Mund ein Unterdruck, der nötig ist, um an der Brust der Mutter saugen zu können.
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In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) spielt die Untersuchung der Zunge eine zentrale Rolle. Diese Methode beruht auf jahrhundertealten Erfahrungen und Beobachtungen innerhalb der TCM. «Nicht nur die Farbe, sondern auch die Form und der Belag werden dabei näher untersucht,» erklärt Gregory Hofer, Naturheilpraktiker mit eidgenössischem Diplom in traditioneller chinesischer Medizin TCM FVS, Medbase Zürich Oerlikon. Selbst die Zungenunterseite wird gerne einer genauen Prüfung unterzogen, um Rückschlüsse auf den Blutfluss im Körper feststellen zu können.
Man geht davon aus, dass Organe wie das Herz, die Milz und die Leber über spezielle Energiebahnen, so genannte Meridiane, mit der Zunge verbunden sind. Daher soll die Zunge den Gesundheitszustand des gesamten Körpers und mögliche Krankheiten widerspiegeln können. In der TCM wird die Zungendiagnostik vor allem zur Beurteilung des Krankheitsverlaufs eingesetzt. Sie soll der TCM-Therapeutin oder dem -Therapeuten helfen, einzuschätzen, ob eine Krankheit leicht oder schwerwiegend ist und wie sie sich weiter entwickeln könnte.
«Die normale Zunge ist frei beweglich und hat einen blassrosa Zungenkörper mit einem dünnen, schwachen, weisslichen Belag, bei dem die Farbe des Zungenkörpers gut sichtbar bleibt. Zudem sollte die Zunge stets feucht sein und einen gewissen Glanz haben», so Gregory Hofer, Naturheilpraktiker mit eidgenössischem Diplom in traditioneller chinesischer Medizin TCM FVS, Medbase Zürich Oerlikon.
Beim Zungenkörper schaut man auf die Form, die Farbe und Beweglichkeit. Beim Zungenbelag auf die Farbe, Qualität, Quantität und wo sich dieser Belag auf der Zunge befindet (Organbezug).
Physiologische Zungenveränderungen werden in der TCM auch miteinbezogen:
Hinweis zur Abgrenzung zur schulmedizinischen Sicht: Im Internet kursieren Aussagen über gelb, braun oder etwa grau verfärbte Zungen und ihre vermeintliche Aussagekraft für die Gesundheit. Aus schulmedizinischer Sicht gibt es dafür keine wissenschaftlich fundierte Grundlage.
Wer sich beim Essen schon einmal so richtig in die Zunge gebissen hat, kennt das unangenehme Gefühl: Es tut richtig weh. «Zungenbisse sind schmerzhaft, aber meist harmlos», erklärt Dr. med. Hans-Wolfgang Mahlo, Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und Schlafmedizin bei Medbase Kreuzlingen. Er rät in solchen Fällen zu kühlen, beispielsweise mit Eiswürfeln und kaltem Wasser. Wenn eine oberflächliche Verletzung ohne Blutung vorliegt, ist tägliches Spülen oder Gurgeln mit Salbei- oder Kamillentee zum Schutz vor einem Wundinfekt sinnvoll.
Im Rahmen von epileptischen Anfällen kommt es immer wieder zu Zungenbissen, welche ausgedehntere Verletzungen der Zunge zur Folge haben könnten. Diese müssen dann unter örtlicher Betäubung genäht werden.
Der Kauvorgang mit der Zerkleinerung von Speisen am harten Gaumen fördert die Abschilferung der obersten Hautschichten der Zunge. Damit werden auch Bakterien und Pilze von der Zunge gelöst und im Idealfall zeigt sich dann ein blassrosafarbener Zungenkörper. Dann ist eine spezielle Zungenpflege nicht erforderlich.
Wenn die Zungenoberfläche rauer ist, kann sie ein Sitz für Bakterien und Pilze sein. Das beste Mittel dagegen heisst Zungenpflege. «Spülungen mit Kamille oder Salbei, oder ein sanftes Bürsten der Zungenoberfläche mit der Zahnbürste reichen in der Regel aus und sind den Zungenschabern überlegen», sagt dazu Dr. med. Hans-Wolfgang Mahlo.
Kurzzeitige Farbveränderungen seien harmlos. «Eine Fachfrau oder ein Fachmann sollte aber aufgesucht werden, wenn über mehrere Tage eine Farbveränderung vorliegt, Veränderungen der Zungenoberfläche vorhanden sind, oder wenn Zungenbrennen wie auch Verhärtungen, Schwellungen, Ulzerationen (Entwicklung eines Geschwürs) oder Fremdkörpergefühl hinten an der Zunge entstehen», empfiehlt der Facharzt Hans-Wolfgang Mahlo. Ebenfalls ärztliche Hilfe sollte jemand in Anspruch nehmen, der oder die im Alter an Geschmacksveränderung leidet: Das sei oft ein erstes Anzeichen für eine neurologische Erkrankung.
