Von allen komplementärmedizinischen Methoden helfen Fenchel, manuelle Therapie und probiotische Bakterien am ehesten.
Tipps gegen Babykoliken gibt es zuhauf: Den Schnuller geben, den Bauch sanft massieren, warm baden, wiegen, das Baby auf eine bestimmte Art halten, im Kinderwagen spazieren fahren … Diese Fülle an angeblichen Mitteln ist schon ein Hinweis, dass offenbar nichts wirklich gut hilft, sonst hätte es sich nämlich längst durchgesetzt. Immerhin: Es gibt Hoffnungsschimmer für das geplagte Kind und seine gestressten Eltern.
«Lactobacillus reuteri DSM17398» heisst einer davon. Diese probiotischen Bakterien schafften es in verschiedenen Studien immerhin, dass die Babys nach dreiwöchiger Behandlung 25 Minuten bis eine Stunde pro Tag weniger schrien. Voll gestillte Kinder sprachen besser auf die Gabe solcher Laktobazillen an.
Auch sanfte Behandlungen der Wirbelsäule schienen bei Babykoliken zu helfen. Sie konnten das Schreien um durchschnittlich eine Stunde verkürzen. (Lesen Sie unten weiter ...)
Das ist die Quintessenz aus verschiedenen Studien zu komplementärmedizinischen Methoden, die britische Wissenschaftler gesichtet haben. Allerdings, kritisieren sie, erfassten nur die wenigsten Studien auch mögliche negative Wirkungen dieser Behandlung.
Bei probiotischen Bakterien sind Nebenwirkungen in der Regel mild. Bei Manipulationen an der Wirbelsäule aber können sie in sehr seltenen Fällen gravierend sein.
Fenchelextrakte hätten ebenfalls «ermutigende Resultate» geliefert, so die Bilanz. Ganze 76 Minuten weniger schrien beispielsweise Kinder, die einen Extrakt namens «Colimil» aus Fenchelfrüchten, Zitronenmelisse und Kamille erhalten hatten.
Der Haken an all diesen Studien: Sie sind fehleranfällig oder beweisen noch nichts. Zum Beispiel, weil zu wenig Babys daran teilnahmen oder weil oft die Eltern die Schreizeiten notierten – und da beeinflusste manchmal vielleicht auch der Wunsch, dass ein Mittel helfen möge, die Wahrnehmung. (Lesen Sie unten weiter ...)
Mit Soja-basierter «Milch» oder Akupunktur brauche man sein Baby bei Koliken jedenfalls nicht zu behandeln. Das helfe nach bisherigem Wissensstand nicht, so das Fazit der britischen Wissenschaftler.
Das bisher wohl beste Rezept gegen die Babykoliken heisst Hoffen und Durchhalten. Denn im Alter von rund zwölf Wochen ist der Spuk bei den allermeisten Babys vorüber.
Und das ist einer der Gründe, weshalb es so schwierig ist, ein gutes Gegenmittel zu finden: Kaum hat das Experiment begonnen, hören die Koliken von selbst auf.
Quellen: «Systematic Reviews», «Cochrane Database of Systematic Reviews», «Journal of Manipulative and Physiological Therapeutics»