Von der Pille über die Kupferspirale bis zur Temperaturmethode: Es existieren zahlreiche natürliche, hormonfreie und hormonelle Verhütungsmethoden. Doch welche ist nun die sicherste? Und wie sieht es aus bezüglich der Kostenübernahme?
Gemäss Bundesamt für Statistik setzt mit 36,7% die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung zwischen 15 und 49 Jahren auf das Kondom als Verhütungsmittel. An zweiter Stelle kommt mit 15,7% die Pille.
Natürliche Verhütungsmethoden funktionieren ohne Einnahme von Hormonen und ohne medizinische Eingriffe. Sie sind jedoch oft weniger zuverlässig und erfordern viel Sorgfalt und Disziplin. Hormonfreie Optionen wie Kondome bieten Sicherheit und schützen gleichzeitig vor sexuell übertragbaren Infektionen. Hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille sind sehr zuverlässig und können auch den Monatszyklus regulieren. Sie können jedoch verschiedene Nebenwirkungen wie Stimmungsschwankungen oder Gewichtszunahme haben. Zudem sind östrogenhaltige Verhütungsmittel nicht für alle Frauen geeignet. Mehr dazu weiter unten in diesem Artikel.
«Viele Frauen möchten heutzutage auf hormonelle Verhütung verzichten und ihren Zyklus wieder spüren», sagt Angela Niggli, Oberärztin in der Klinik für Reproduktions-Endokrinologie am Universitätsspital Zürich. «Ein Beratungsgespräch beim Gynäkologen kann dabei helfen, die passende Verhütungsmethode zu finden.»
Je nach Methode kann Verhütung ziemlich kostspielig sein. Bei der Pille fallen monatliche Kosten an, während bei der Spirale einmalig beim Einsetzen ein höherer Betrag bezahlt werden muss. In der Schweiz übernimmt die Grundversicherung normalerweise keine Kosten für Verhütungsmittel. Es gibt lediglich zwei Ausnahmen:
Auch gibt es nur wenige Zusatzversicherungen, die einen Beitrag an Verhütungsmittel leisten. Dazu gehört zum Beispiel die Zusatzversicherung Premium der Groupe Mutuel.
Bei der Suche nach dem richtigen Verhütungsmittel kannst du dir unter anderem folgende Fragen stellen:
Neben den individuellen Präferenzen können aber auch andere Faktoren bei der Wahl des Verhütungsmittels eine wichtige Rolle spielen. So ist zum Beispiel bei Migräne Vorsicht geboten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät bei Migräne mit Aura beispielsweise generell von östrogenhaltiger hormoneller Verhütung ab. «Neben Migräne gibt es noch weitere Risikofaktoren, bei denen von östrogenhaltigen Verhütungsmitteln eher abgeraten wird, insbesondere, wenn mehrere davon vorliegen. Dazu gehören zum Beispiel Übergewicht, familiäres Risiko für Thrombosen oder auch Nikotinkonsum», meint die Expertin.
Bei der natürlichen Verhütung wird der weibliche Körper – zum Beispiel die Temperatur – beobachtet, um Rückschlüsse auf den Zyklus zu ziehen. «Man sollte sich bewusst sein, dass die natürliche Verhütung sehr viel Disziplin erfordert. Zudem braucht es eine gewisse Zeit, bis man den eigenen Zyklus zuverlässig kennt», meint Dr. med. Angela Niggli.
Während hormonelle und hormonfreie Verhütungsmittel vor einer Schwangerschaft schützen sollen, können die Methoden der natürlichen Familienplanung sowohl zur Verhütung als auch zur Berechnung der fruchtbaren Tage bei Kinderwunsch eingesetzt werden.
Hormonfreie Verhütungsmethoden sollen eine Befruchtung verhindern, ohne in den weiblichen Zyklus einzugreifen.
Ein Diaphragma besteht aus einem flexiblen Ring mit einer Silikonhaut. Es wird vor dem Geschlechtsverkehr zusammen mit einem Gel in die Vagina eingeführt. Gemeinsam bilden sie eine Barriere für die Spermien, schützen jedoch nicht vor sexuell übertragbaren Krankheiten.
Anders als das Diaphragma schützt ein Kondom sowohl vor einer Schwangerschaft als auch vor Geschlechtskrankheiten. Es besteht aus einer sehr dünnen und trotzdem reissfesten Latexschicht und wird vor dem Geschlechtsverkehr über den Penis gerollt.
Das Frauenkondom – auch Femidom genannt – sieht ähnlich aus wie ein grosses Kondom. Es wird vor dem Geschlechtsverkehr in die Vagina eingeführt. Damit es nicht verrutschen kann, befindet sich am äusseren Ende ein biegsamer Ring.
Die Kupferspirale, die Kupferkette und der Kupferball geben Kupfer-Ionen ab, die die Spermien schädigen. Zudem verändern sie die Schleimhaut so, dass sich Spermien schlechter fortbewegen und sich eine trotzdem befruchtete Eizelle nicht einnisten kann. Diese hormonfreien Verhütungsmittel können bis zu fünf Jahre, die Kupferkette gar bis zu zehn Jahre in der Gebärmutter bleiben. Es sollte jedoch regelmässig überprüft werden, ob sie noch richtig liegen.
Gut zu wissen: Die Kupferspirale gilt als sicherste Notfallverhütung im Falle einer Verhütungspanne. Sie wirkt nämlich auch dann, wenn der Eisprung gerade erfolgt ist.
Kommt es zu einer Verhütungspanne, kann die Pille danach rezeptfrei in der Apotheke bezogen werden. Sie sollte so schnell wie möglich eingenommen werden, damit der Eisprung noch rechtzeitig unterdrückt werden kann.
Hormonelle Verhütungsmittel greifen – wie es der Name schon vermuten lässt – in den Hormonhaushalt der Frau ein und regulieren den natürlichen Zyklus. Sie enthalten entweder Östrogene und Gestagene oder nur Gestagene.
Hormonelle Verhütungsmittel wirken in den meisten Fällen gleich dreifach gegen eine Schwangerschaft:
Bei hormonellen Verhütungsmitteln mit Einnahmepausen, dazu gehören zum Beispiel die Pille oder auch das Verhütungspflaster, sinkt während der Pause der Hormonspiegel. Die Gebärmutterschleimhaut wird abgestossen, es kommt zu einer Entzugsblutung. Diese hat jedoch nichts mit der natürlichen Regelblutung zu tun.
Je nach Quelle setzt der Pearl-Index voraus, dass das Verhütungsmittel richtig angewandt wird. Bei anderen Werten werden mögliche Anwendungsfehler teilweise bereits eingerechnet.
Wie sicher ein Verhütungsmittel ist, wird mittels Pearl-Index angegeben. Je kleiner dieser Wert ist, desto sicherer ist die Verhütungsmethode. Beträgt der Pearl-Index beispielsweise 3, bedeutet das, dass von 100 Frauen jährlich drei trotzdem schwanger werden. Bei 0,1 wäre es eine von tausend Frauen.
Hormonfrei? | Wirkungs-/ Schutzdauer | Kosten | Pearl-Index (ca.) | |
---|---|---|---|---|
Diaphragma | ✓ | ca. 2 Jahre | ca. 40 bis 100 Franken | 3–15 |
Kondom | ✓ | Einmalig | ab ca. 3 Franken pro Stück | 3–15 |
Frauenkondom | ✓ | Einmalig | ab ca. 1 Franken pro Stück | 3–15 |
Kupferspirale | ✓ | 5 Jahre | ca. 300 bis 400 Franken | 0,2 |
Hormonspirale | x | 3 bis 8 Jahre | ca. 500 bis 600 Franken | 0,2 |
Kombi-Pille | x | Durchgehend | ca. 12 bis 25 Franken pro Monat | 0,5–0,9 |
Minipille | x | Durchgehend | ca. 12 bis 25 Franken pro Monat | 0,5 |
Verhütungspflaster | x | 1 Monat | ca. 25 Franken pro Monat | 0,5–0,9 |
Verhütungsring | x | 1 Monat | ca. 25 Franken pro Monat | 0,5–0,9 |
Hormonstäbchen | x | 3 Jahre | ca. 400 Franken | 0,2 |
Verhütungsspritze | x | 3 Monate | ca. 50 Franken | 0,3 |
Messung der Basaltemperatur | ✓ | Eventuell Kosten für Apps oder Thermometer | 0,3–3 | |
Zervixschleim-Methode | ✓ | 3–23 | ||
Symptothermale Methode | ✓ | 0,2–2,2 | ||
Kalendermethode | ✓ | 9–30 | ||
Coitus interruptus | ✓ | Keine | 27 |