Es trifft meistens Frauen. Doch auch Männer können Blasenentzündungen bekommen. Was man tun und lassen sollte, wie man vorbeugt und was gegen die schmerzhafte Erkrankung hilft.
Tritt eine Blasenentzündung regelmässig auf, wird von chronischer oder medizinisch rezidivierender Blasenentzündung gesprochen.
Eine Blasenentzündung – medizinisch «Zystitis» genannt – ist eine Infektionskrankheit. 70 bis 90 Prozent der Infektionen entstehen durch e.-coli-Bakterien. Diese leben zwar im Darm, können sich jedoch in die Blase verirren. Nisten sie sich dort ein, rufen sie eine Entzündungsreaktion hervor.
Doch wie gelangen diese Bakterien vom Darm in die Blase?
Zu den Faktoren, die eine Blasenentzündung begünstigen können, zählen zudem Stress und Unterkühlung, zum Beispiel durch kalte Sitzflächen.
Die Blasenentzündung zählt zu den häufigsten Infektionskrankheiten bei Frauen. Mindestens jede zweite ist im Laufe ihres Lebens betroffen. Männer erkranken deutlich seltener, was vor allem an der unterschiedlichen Anatomie liegt: Ihre Harnröhre ist mit 20 bis 25 cm einiges länger als die der Frauen, die nur 3 bis 5 cm misst. Dadurch haben Krankheitserreger einen wesentlich längeren Weg bis zur Blase, was das Infektionsrisiko reduziert. Mit zunehmendem Alter steigt jedoch auch bei Männern die Wahrscheinlichkeit einer Blasenentzündung – häufig bedingt durch eine vergrösserte Prostata.
Beim Sex können Bakterien leicht in die Harnröhre und Blase gelangen, da Scheide und Harnröhre bei Frauen nah beieinander liegen. Das saure Milieu der Scheide, das normalerweise vor Bakterien schützt, wird durch alkalisches Sperma vorübergehend geschwächt, wodurch sich Bakterien leichter vermehren können. Zusätzlich können Scheidenbakterien zusammen mit Darmbakterien einen widerstandsfähigen Biofilm bilden, der vor allem bei chronischen Blasenentzündungen eine Rolle spielt.
Kälte allein kann keine Blasenentzündung auslösen. Sie kann jedoch dazu führen, dass die Durchblutung im Beckenbereich verringert wird. Das wiederum resultiert in einer lokalen Abwehrschwäche.
Die psychische Belastung, die durch Stress entsteht, raubt dem Körper Energie. Diese fehlt ihm dann zum Beispiel, um das Immunsystem aufrecht zu erhalten und beispielsweise eine Blasenentzündung zu bekämpfen.
Während der Schwangerschaft steigt das Risiko für Blasenentzündungen. Zum einen enthält der Urin während dieser Zeit weniger infektionshemmende Stoffe. Zum anderen führt die erhöhte Produktion des Hormons Progesteron dazu, dass sich die glatte Muskulatur entspannt. Dazu gehört zum Beispiel auch die Harnwegsmuskulatur, wodurch die Keime leichter in den Harnwegen aufsteigen können.
Nach der Menopause führt der sinkende Östrogenspiegel bei Frauen oft zu einer dünnen, trockenen Schleimhaut, die Harnwegsinfekte begünstigen kann.
Bakterien mögen es feucht und warm. Nasses Badezeug sollte nach dem Schwimmen deshalb sofort gewechselt werden, um die Vermehrung von Bakterien und eine Abkühlung des Unterleibs zu vermeiden, die Blasenentzündungen begünstigen können. Ausserdem kann mehrmaliges Husten nach dem Schwimmen vor einer Infektion schützen. Dadurch wird nämlich etwaiges Badewasser aus der Scheide gepresst.
Zu den typischen Symptomen einer Blasenentzündung gehören:
«Die Urinmenge ist beim Wasserlassen oft nur gering. Während und nach dem Wasserlösen tritt ein brennender Schmerz auf», erklärt Camilla Mehrkens.
Vorsicht geboten ist, wenn neben den oben genannten Symptomen noch Fieber, Flankenschmerzen, Schüttelfrost, Übelkeit und ein starkes Krankheitsgefühl auftreten. Das kann auf eine Nierenbeckenentzündung hinweisen. In diesem Fall sollte sofort eine medizinische Fachperson konsultiert werden. «Schwangere Frauen, Männer und Menschen mit Immunschwäche oder Diabetes haben ein höheres Risiko, dass sich aus einer Blasenentzündung eine Nierenbeckenentzündung entwickelt. Sie sollten daher sofort zum Arzt gehen», betont die Expertin zudem.
«Heute werden Antibiotika bei Blasenentzündungen viel seltener eingesetzt. Denn es ist erwiesen, dass sich die Beschwerden mit viel Trinken, Wärme und Ibuprofen genauso gut behandeln lassen», sagt Camilla Mehrkens. Weder gebe es dadurch mehr Komplikationen, noch sei die Gefahr einer Nierenbeckenentzündung gesteigert, betont sie. Erst wenn nach zwei bis drei Tagen keine Besserung eintritt, könnten Antibiotika angezeigt sein.
Das Problem mit Antibiotika: Werden wiederholt Antibiotika eingenommen, können sich Resistenzen bilden. Das heisst, die Arzneien wirken nicht mehr gut. Aus diesem Grund wird versucht, die Einnahme von Antibiotika aufs Nötigste zu beschränken. Zudem muss Antibiotika immer den Anweisungen entsprechend eingenommen werden. Auch ein frühzeitiger Abbruch der Therapie kann die Bildung von Resistenzen fördern.
Schon bei den ersten Anzeichen einer Blasenentzündung sollte man viel trinken – zum Beispiel Wasser oder Nieren-Blasen-Tee. So können die Bakterien schneller wieder aus der Blase geschwemmt werden.
Gegen die Unterbauchschmerzen können eine Wärmeflasche oder ein Traubenkernkissen helfen. Wenn nötig, kann man auch rezeptfrei erhältliche Medikamente wie Ibuprofen oder Paracetamol einnehmen. Ausserdem empfiehlt es sich, sich gut auszuruhen.
«Es wurde inzwischen wissenschaftlich widerlegt, dass Preiselbeersaft oder Tabletten mit Preiselbeerextrakt vor einer Blasenentzündung schützen», betont die Expertin.
Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist das A und O. «Am besten trinkt man mindestens 1,5 Liter Wasser oder ungesüssten Kräutertee», sagt die Fachärztin für Allgemeine Innere Medizin. Das häufige Wasserlösen hilft in der Folge dabei, allfällige Krankheitserreger auszuschwemmen, was Blasenentzündungen vorbeugt. Man sollte dabei jedoch darauf achten, dass die Blase immer vollständig geleert wird.
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