Überlege gut, welche Vorsätze du fürs neue Jahr fasst. Es könnte dir ergehen wie mir: Ein Silvestervorsatz hat mein ganzes Leben umgekrempelt.
Es begann mit einer Sommerwanderung, bei der wir zufällig eine Reitvorführung beobachteten. Die Reiter ritten ihre Pferde ohne Zügel, ohne Sattel, ohne Peitsche und Sporen. Selbst schwierigste Aufgaben lösten die Tiere scheinbar spielerisch. Ich stand da wie vom Donner gerührt. Genau so, hatte ich mir immer vorgestellt, sollte reiten sein.
Also fasste ich an Silvester den Vorsatz, im kommenden Jahr einen Kurs in dieser Reitmethode zu machen – nachdem ich 23 Jahre lang auf keinem Pferd mehr gesessen hatte. Im August war es so weit. Mein Mietpferd, ein schwarzes Torpedo, war genauso unsicher wie ich. Zum Glück erfuhr ich erst später, dass dieses Pferd ein hochklassiges Sportpferd gewesen war, das sich jedoch als unreitbar erwiesen hatte. Immerhin blieb ich oben. Und mehr noch: Es nahm mir «den Ärmel wieder ine».
Zwei Monate darauf hatte ich ein Pflegepferd namens Mörli, das sein Besitzer verkaufen wollte. Weitere zwei Monate später war klar: Ich kaufe Mörli. Damit der Anfahrtsweg kürzer wurde, zügelte ich von der Stadt zu ihm aufs Land. Das war aber erst der Anfang. (Fortsetzung weiter unten...)
Von klein auf hatte ich mir einen Bauernhof gewünscht. Jetzt, wo ich Mörli hatte, wurde dieser Wunsch stärker. Wir suchten und suchten, erfolglos. Hätte ich dieses Pferd nicht gehabt, hätte ich den Plan ziemlich sicher fallen gelassen. Zuletzt, als ich eigentlich nicht mehr daran glaubte, fanden wir doch noch einen kleinen, alten Hof, zügelten – und holten ein zweites Pferd. Schliesslich brauchen diese Herdentiere Gesellschaft. Um das Hofleben und die Arbeit besser miteinander vereinbaren zu können, wechselte ich die Arbeitsstelle.
Zwei Jahre gingen ins Land, als es Mörli aufs Mal sehr schlecht ging. Wir konsultierten drei Tierärzte, alle waren sich einig: Er wird maximal noch einige Monate leben. In der Gewissheit seines nahen Todes suchte ich nach einem Nachfolger, damit sein Pferdegspänli, wenn es so weit ist, nicht plötzlich allein wäre. So zog bald ein drittes Pferd bei uns ein – worauf Mörli, zur Verblüffung aller, wieder aufblühte. Fast 14 Monate kümmerte er sich als Chef noch hervorragend um seine kleine Herde. Leider musste Mörli letzten Herbst schliesslich doch eingeschläfert werden.
So leben wir jetzt mit zwei Pferden und zwei Katzen auf einem Bauernhof – das Ergebnis einer Sommerwanderung und eines Silvestervorsatzes.