Mit 3D-Brille und einem virtuellen Coach bekommt man die Angst in den Griff, zeigen Experimente.
«Vorher bin ich nie irgendwo nahe an einen Rand gegangen. Jetzt war ich fast überhängend und sah direkt nach unten.» Begeistert beschreibt ein Studienteilnehmer, wie er mit einer Art Computerspiel seine Höhenangst verlor.
Keine iMpuls-Themen mehr verpassen – abonnieren Sie hier unseren Newsletter.
Durchschnittlich 124 Minuten, verteilt auf vier bis fünf Etappen, benötigten die 49 Versuchspersonen in diesem Experiment. Sie setzten sich eine 3D-Brille und Kopfhörer auf, nahmen eine Steuerung in jede Hand und folgten dem Programm, das vor ihren Augen ablief.
Mit Unterstützung durch einen virtuellen Coach erklommen die Teilnehmer virtuell immer grössere Höhen, balancierten zum Beispiel über eine löchrige Hängebrücke oder halfen einer Katze von einem hohen Ast hinab – Dinge, die sie in Wirklichkeit nie gemacht hätten.
Diese kurze Behandlung, die mit Hilfe von echten Psychotherapeuten entwickelt wurde, war erfolgreich: Bei fast 80 Prozent der Versuchspersonen reduzierte sich die Höhenangst um mindestens die Hälfte, bei 51 Prozent betrug sie höchstens noch ein Viertel des Ausgangswerts. Zuvor hatten die Studienteilnehmer durchschnittlich 30 Jahre lang an Höhenangst gelitten.
Verglichen mit Personen, die genauso stark an Höhenangst gelitten, aber nichts unternommen hatten, verringerte sich die Phobie auf einer Skala um 25 Punkte. Das blieb auch vier Wochen nach Therapieende so. Die Vergleichsgruppe ohne Therapie verbesserte sich nicht einmal um zwei Punkte.
Offen ist noch, ob der Erfolg dauerhaft ist. Die Behandlung ist erst in Englisch möglich, die Entwickler hoffen aber, dass das – bisher nicht verkäufliche – Programm «Now I Can Do Heights» auch in andere Sprachen übersetzt wird.
Quelle: «The Lancet Psychiatry»