Drei Faktoren sagen mit hoher Treffsicherheit voraus, ob Physiotherapie die Schulterschmerzen beseitigen wird oder nicht.
Nicht jeder, der wegen Schulterschmerzen Physiotherapie verordnet bekommt, profitiert auch davon. Einer britischen Studie zufolge geht es zwar knapp sieben von zehn Patienten danach besser. Drei von zehn Betroffenen aber haben nach der Physiotherapie – im besten Fall – nur etwas weniger Schmerzen als zuvor.
Was unterscheidet diejenigen, die dank der Physiotherapie schmerzfrei werden, von denen, die dadurch kaum oder gar keine Hilfe erfahren? Das haben britische Wissenschaftler ermittelt.
Sie untersuchten 810 Erwachsene vor und zu Beginn der Physiotherapie sowie sechs Monate später. Ausgeschlossen von der Studie waren Patienten, deren Schulterschmerzen auf Unfälle, Bandscheibenvorfälle oder zum Beispiel Erkrankungen wie Rheuma zurückzuführen waren oder die bereits Operationen an der Schulter hinter sich hatten.
Es zeigte sich, dass drei Faktoren starke Hinweise lieferten, ob jemand beschwerdefrei wurde oder nicht. Der wichtigste prognostische Faktor war das Ausmass der Schmerzen und der Bewegungseinschränkung zu Beginn. (Lesen Sie unten weiter...)
Der zweite Faktor war die «Selbst-Wirksamkeit». Darunter verstehen Fachleute die Überzeugung eines Menschen, seine Aufgaben und Ziele trotz der Schmerzen zu erreichen.
Der dritte Faktor war die Erwartungshaltung, wie gut die Physiotherapie helfen werde. Dazu konnten die Studienteilnehmer auf einer 7-Punkte-Skala angeben, was sie glaubten: Dass es bei ihnen zu einer völligen Heilung kommen wird, dass die Schmerzen schlimmer denn je werden oder irgendetwas dazwischen. Der Glaube an eine Heilung versetzte auch hier Berge.
Patienten mit starken Schmerzen und hoher Selbst-Wirksamkeit ging es nach sechs Monaten durchschnittlich besser als solchen, die anfangs zwar nur wenig Schmerzen hatten, aber auch wenig innere Gewissheit besassen, dass sie ihre Ziele erreichen.
Um abzuschätzen, wie viel eine Physiotherapie bringen wird, raten die Studienautoren bei Patienten mit Schulterschmerzen nach der Selbst-Wirksamkeit und der Erwartung zu fragen. Deute sich dort eine ungünstige Entwicklung an, könne man versuchen, therapeutisch Gegensteuer zu geben.
Die Selbst-Wirksamkeit lässt sich einfach mit dem «PSEQ-2»-Test (Pain Self-Efficacy Questionnaire-2) erfassen. Er besteht aus zwei Fragen: «Glauben Sie, dass sie trotz der Schmerzen wieder irgendeiner Arbeit oder Beschäftigung werden nachgehen können? Und glauben Sie, dass Sie trotz der Schmerzen wieder ein normales Leben führen werden?»
Quelle: «British Journal of Sports Medicine»