Profisportler machten das Taping in den 90er-Jahren bekannt. Seither sind die bunten Klebestreifen aus Profisport und Alltag nicht mehr wegzudenken. Was hat es damit auf sich?
Die Fussballstars tapen ebenso wie die Tennisprofis. Doch längst ist das Taping auch im Hobbysport und im Alltag angelangt. Allerdings ist man da im Gegensatz zu den Profis oft auf sich alleine gestellt.
Kein Problem, so Physiotherapeut Stefano Nessi, der sich unter anderem auch um die Swiss Tennis-Kaderspieler kümmert. «Gewisse Körperstellen kann man problemlos selbstständig oder mit der Hilfe eines Kollegen tapen.» «Ich klebe dir eine» ist in diesem Kontext durchaus positiv gemeint.
Die Klebestreifen kommen nicht nur im Sport zum Einsatz, sondern auch im Alltag. «Im Gesundheitswesen ist Taping weit verbreitet, etwa bei Hebammen, Podologen und bei Wasseransammlung im Bindegewebe», sagt Edith Biron, Erwachsenenbildnerin Gesundheit und Bewegung sowie medizinische Masseurin. Sie lernte die Methode bereits 1992 bei Jugend und Sport kennen. Auch während ihrer Ausbildung zur Übungsleiterin für Sport 1995 gehörte «das Kleben zum Alltag».
Das Sporttape (Leukotape) ist gipsähnlich, undehnbar und stützt akut und kurzfristig bei einer Verletzung, einer Muskel- oder Bänderschwäche.
Medi-Tapes (Kinesio-Tapes) sind elastisch, die Dehnung ist nur in die Längsrichtung möglich, sie sind atmungsaktiv, bequem und können mehrere Tage getragen werden. Die bunten Farben der Kinesio-Tapes spielen allenfalls eine Rolle fürs Auge, für den therapeutischen Erfolg sind sie irrelevant.
Taping ist keine Heilmethode, sondern eine entlastende und unterstützende Massnahme bei Schmerzen. Studien lassen keine klaren Schlussfolgerungen über die Wirksamkeit zu. «Kinesiotaping erscheint als ergänzende Maßnahme zu Übungen und Physiotherapie sinnvoll und scheint nicht zu schaden», so der Befund einer Meta-Studien-Analyse zu Kinesiotape.
«Das Tape zieht stets ein wenig. Der Zug wirkt wie eine andauernde, angenehme und sanfte Massage», sagt Edith Biron. Deshalb kann es auch bei Schmerzen lindernd wirken. «Das Band ist wie eine Berührung, die beruhigt. Wir kennen den Effekt vom Haarentfernen und dem sofortigen Handlauflegen.» Begeistert ist die Masseurin vom Narbentaping. «Verdickt eine Narbe, wird sie undehnbar und kann schmerzen. Klebt der Therapeut nach einer herkömmlichen Massage ein X-Tape darüber, wird sie weiter weich massiert.»
Rücken und Füsse sind laut Edith Biron beliebte Tapestellen. Bekannt ist die so genannte Rückenblume – der Lendenwirbelstern (LWS). Er hilft bei Rückenschmerzen, die durch eine falsche Haltung hervorgerufen werden, etwa durch langes Sitzen im Büro. Kleben ist keine Hexerei, doch braucht es ein wenig Übung.
Die Klebestreifen lassen sich überall anwenden. Einzige Ausnahme: Auf Wunden gehören sie nicht! Auch in die Kosmetik hat das Klebewunder Einzug gehalten, etwa zum Anheben von Schlupflidern. Und last but not least profitiert auch die Tiermedizin davon.
Du kannst alles tapen, vom Fuss über die Beine, das Becken, den Rücken bis hin zum Hals. Je nach Körperstelle, die getaped werden soll, legst du das Tape anders an. So gehst du vor:
«Wichtig ist, dass der Anwender das Band so klebt, dass ein Zug entsteht, sagt die Masseurin. Dazu wird das Band an der Ausgangsstelle platziert und danach in die Länge gezogen. Die Frage vor dem Kleben heisst deshalb: Wohin soll es ziehen? Ein Taping-Kurs zusammen mit anderen kann für Einsteiger nützlich sein, um das Gefühl dafür zu entwickeln. Sitzen die Klebestreifen falsch, merkt es der Träger schnell und kann sie wieder entfernen.