Kaminfeuer wärmen nicht nur kalte Füsse, sondern auch die Seele. Der Blick in die Flammen entspannt und schafft Raum für tiefgründige Gespräche. Worauf es ankommt.
In der Schweiz ist kaum jemand mehr darauf angewiesen, sein Zuhause mit Holz zu heizen, geschweige denn, auf dem offenen Feuer zu kochen. Trotzdem stehen in hiesigen Haushalten noch heute gut eine halbe Million Cheminées, Cheminéeöfen und Kachelöfen. Warum sind Kaminfeuer auch in energiereichen Ländern wie der Schweiz so beliebt?
Eine Gruppe von Forschern ist dieser Frage kürzlich am Beispiel von Schweden nachgegangen. Die Wissenschaftler liessen dazu Menschen zu ihren Motiven fürs Feuermachen (Link auf Englisch) einen Fragebogen ausfüllen. Es zeigte sich: Natürlich erhofft man sich vom Cheminée auch eine zusätzliche Wärmequelle. Noch viel häufiger aber nennen die Befragten den Wunsch, zu Hause eine gemütliche Atmosphäre zu schaffen.
Das Feuer hat das Leben unserer Vorfahren tiefgreifend verändert: Es wärmte und hielt gefährliche Tiere und lästige Insekten fern; es ermöglichte das Kochen, erleichterte das Kauen und Verdauen sowie das Versorgen des Nachwuchses. Es machte die Menschen sozialer, denn am Feuer kamen Gross und Klein zusammen.
Nicht zuletzt verlängerte es den Tag bis weit in die Nacht hinein: Auf einmal hatten die Menschen nun Zeit für Unterhaltungen, die nicht vom Arbeitsalltag bestimmt und strukturiert waren. In den Stunden, in denen nicht gejagt, gepflückt und gebaut wurde. Am Lagerfeuer erzählten die Menschen einander Geschichten und Mythen, Werte wurden vermittelt, die Gemeinschaft gestärkt. Noch heute gewinnen Gedanken und Gespräche oft eine ganz andere Tiefe, wenn wir dabei selbstvergessen dem Knistern des Feuers lauschen.
In ihrer Studie beschreiben die schwedischen Wissenschaftler das Feuermachen auch als einen Prozess der Gefühlsregulierung: Wir leisten aktiv einen Beitrag, um unsere Emotionen ins Gleichgewicht zu bringen. Der Blick in die Flammen und sein warmes Licht helfen uns, den Stress des Alltags zu vergessen und zur Ruhe zu kommen.
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Das scheint sogar mit künstlichen Flammen zu funktionieren. Ein Anthropologe aus Alabama hat beobachtet, dass der Blutdruck seiner Versuchspersonen auch sinkt, wenn sich diese das Video eines Lagerfeuers anschauen (Link auf Englisch) – allerdings nur, wenn sie die Flammen sowohl sehen als auch hören. Die visuelle oder auditive Stimulation alleine reicht nicht aus. Die Entspannung am Feuer speist sich also nicht unwesentlich daraus, dass mehrere Sinne angesprochen und absorbiert werden.
Im Zweifelsfall erzielen aber wohl ein paar richtige Kerzen auf dem Fenstersims doch mehr Wirkung als ein virtuelles Kaminfeuer am Bildschirm. Dafür spricht unter anderem, dass auch die befragten Personen in der schwedischen Studie am Kaminfeuer allem voran dessen schönes Licht schätzen. Das grosse Bedürfnis nach echtem, warmen Licht sei vielleicht deshalb in Ländern wie Schweden oder der Schweiz so ausgeprägt, vermuten die Forscher, weil sich die Sonne dort bisweilen monatelang rarmache – und dann vor allem Strassenlaternen, Deckenspots und Computerbildschirme den Alltag erhellen.
Gut für Gesundheit und Umwelt sind Cheminées und Co. aber nur, wenn man auch die Regeln des Feuermachens kennt und einhält. iMpuls hat die wichtigsten zusammengetragen (Quelle: Holzenergie Schweiz).