Immer mehr Menschen vertragen ein Lebensmittel nicht. Woran liegt das? Dr. Georg Schäppi, Geschäftsleiter des aha! Allergiezentrums Schweiz, klärt auf.
Nicht jede Nahrungsmittelunverträglichkeit ist eine Allergie. Auch die Laktoseintoleranz bzw. -unverträglichkeit oder auch die Zöliakie gehören zu den Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Nahrungsmittelallergien betreffen gemäss klinischen Studien etwa zwei bis vier Prozent der Erwachsenen und acht bis zehn Prozent der Kinder.
Interessanterweise deckt sich die Selbsteinschätzung der Bevölkerung nicht notwendigerweise mit den medizinischen Tatsachen. Mehr Menschen, als es tatsächlich sind, denken, sie seien von einer Allergie betroffen. Auf jeden Fall sollte der Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie durch einen Spezialisten bestätigt werden, bevor eine einschränkende Diät gestartet wird.
Das mag daran liegen, dass zu wenig über echte Allergien bekannt ist. So kommt es vor, dass Blähungen nach dem Genuss von Zwiebeln oder andere Unannehmlichkeiten nach Lebensmittelkonsumation mit einer Allergie verwechselt werden. Manchmal wird auch behauptet, man sei allergisch gegen etwas, wenn man es schlicht nicht essen mag.
Das stimmt, um 1900 war insgesamt weniger als ein Prozent der Bevölkerung von Allergien betroffen. Heute leidet ein Viertel bis ein Drittel der Schweizer Bevölkerung an Allergien irgendwelcher Art, unter anderem Nahrungsmittelallergien. Die Gründe für diese Zunahme sind in der Entwicklung unseres Lebensstils zu suchen. Einerseits hat die Umweltbelastung zugenommen, andererseits wird unser Abwehrsystem heute kaum mehr durch Parasiten herausgefordert. Dies hat die Entwicklung von Allergien gefördert. Auch haben wir immer mehr exotische Lebensmittel auf dem Speiseplan. Etwas Neues auf dem Teller kann Reaktionen auslösen. Dies erklärt beispielsweise Allergien auf Kiwi, Bananen, Curry, Sesam oder Lupinen. (Lesen Sie unten weiter...)
Die gemeinnützige Stiftung aha! Allergiezentrum Schweiz ist ein Kompetenzzentrum, das Einzelpersonen, aber auch Betrieben, Behörden und Verbänden Beratungen, Schulungen und Hilfestellungen im Bereich Allergien anbietet. Die Stiftung ist unabhängig. Seit 2008 arbeitet sie bei der Zertifizierung von aha!-Produkten eng mit der Migros zusammen.
Erst wenn eine saubere medizinische Abklärung ergeben hat, dass eine Allergie vorliegt, muss man das auslösende Lebensmittel meiden. Hier sollte aber korrekt vorgegangen werden. Es ist beispielsweise zu beachten, dass bei einer Weizenallergie nicht auf Dinkel ausgewichen werden kann, da sich die beiden Getreidesorten zu ähnlich sind. Wer auf Kuhmilcheiweiss allergisch ist, sollte auch Ziegenmilch meiden. Manche Diäten, die ohne medizinische Abklärungen durchgeführt werden, können viel Schaden anrichten und zu Mangelerscheinungen führen.