Ein Herzinfarkt ist in den allerwenigsten Fällen ein unvermeidliches Schicksal. Was sind die Anzeichen und wie sieht die Behandlung aus?
Die häufigsten Symptome beim Herzinfarkt sind plötzlich auftretende starke Schmerzen im Brustkorb, die in den linken Arm oder/und in den Kiefer ausstrahlen können. Schwitzen, Übelkeit, Erbrechen, manchmal auch Atemnot sind häufige Begleiterscheinungen.
Insbesondere Frauen oder Menschen mit Diabetes können andere Beschwerden spüren, zum Beispiel Schmerzen im Bauch oder im Rücken oder sie nehmen ein Druckgefühl im Brustkorb wahr. Bei jedem Schmerz im Brust- oder oberen Bauchbereich, der länger als 15 Minuten anhält, kann es sich um einen Herzinfarkt handeln.
Wer unsicher ist, ob er einen Herzinfarkt hat, sollte lieber einmal zu viel als zu wenig die Ambulanz rufen – auch wenn es um drei Uhr morgens ist. Denn mit jeder Stunde Zuwarten kann der Schaden am Herzen grösser werden.
Jeden Tag schlägt der Herzmuskel circa 100’000 Mal – eine gewaltige Leistung. Bei jedem Schlag pumpt das Herz Blut durch den Körper. Damit es «schlagkräftig» ist, braucht der Herzmuskel genügend Sauerstoff und Nährstoffe. Beides wird mit dem sauerstoffreichen Blut herantransportiert. Über drei Arterien, die sogenannten Herzkranzgefässe, fliesst das Blut zum Herzmuskel. Die Herzkranzgefässe werden auch Kranzarterien, Koronararterien oder Koronarien genannt.
Mit der Zeit kann es in den Herzkranzgefässen zu Entzündungen kommen. Sie schädigen die innerste Schicht dieser Arterien. Die Folge: An den geschädigten Stellen können sich Ablagerungen bilden und die Wand der Arterien verdickt sich. Diese Ablagerungen bestehen unter anderem aus Cholesterin und können verkalken. Umgangssprachlich heissen diese Ablagerungen «Arterienverkalkungen», Ärztinnen und Ärzte sprechen von Atherosklerose. Die Atherosklerose ist eine Erkrankung, die die Arterien im ganzen Körper betreffen kann. An den Herzkranzgefässen kann sie sich bei körperlicher Anstrengung mit Brustschmerzen, die bei einer Pause innert Minuten wieder verschwinden, bemerkbar machen.
Denn die Ablagerungen führen zu Verengungen und behindern den Blutfluss zum Herz. Es kommt zu Durchblutungsstörungen. Der Herzmuskel erhält nicht mehr genügend Sauerstoff und Nährstoffe. Bricht eine Ablagerung auf, bilden sich dort Blutgerinnsel, die «aus heiterem Himmel» zum kompletten Verschluss der betroffenen Arterie führen können. Dann erhält ein Teil des Herzmuskels weder Sauerstoff noch Nährstoffe und stirbt ab – unwiderruflich. Das ist der Herzinfarkt.
Beim frischen Herzinfarkt zielt die Behandlung darauf ab, das betroffene Areal möglichst klein zu halten. Die wichtigste Massnahme ist, rasch die Durchblutung wiederherzustellen. Das geschieht heute meist mit einem Kathetereingriff (Koronarangioplastie), seltener auch mit einer Bypassoperation.
Bei der Koronarangioplastie schiebt der Herzspezialist (Kardiologe) einen dünnen Katheter über eine Arm- oder Beinvene bis in die verschlossene Arterie am Herz vor. Mit Hilfe eines kleinen Ballons wird dann die verengte Stelle aufgedehnt. Ein winziges Gitterröhrchen (Stent), das an dieser Stelle platziert wird, sorgt dafür, dass sich die Engstelle nicht wieder verschliessen kann.
Betreffen die Gefässverengungen mehrere Gefässe, kann eine Bypassoperation nötig sein. Dabei wird in einer mehrstündigen Operation eine Arterie oder Vene vom Bein, vom Arm oder von der inneren Brustwand ans Herz verpflanzt. Sie übernimmt dann die Aufgabe der verengten Herzkranzarterie.
Starke Schmerzmittel wie Morphium reduzieren den Stress und die Angst. Betablocker senken die Herzfrequenz, sodass der Muskel weniger arbeiten muss. Um Blutgerinnseln vorzubeugen, sind Blutverdünner wichtig. Und Cholesterinsenker drosseln die Entzündungsvorgänge in den Arterien und reduzieren das Risiko für weitere Ablagerungen in den Arterien und somit für einen weiteren Herzinfarkt.
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Dort, wo der Herzmuskel abgestorben ist, wird das elastische Muskelgewebe in narbiges Bindegewebe umgewandelt. Die vormals kräftige Pumpleistung kann damit abnehmen. Ist das betroffene Areal gross, kommt es zur Herzschwäche, weil der noch verbliebene Teil des Herzmuskels den Verlust nicht wettmachen kann. Auch Herzrhythmusstörungen können auftreten, weil das narbige Bindegewebe den Herzrhythmus beeinträchtigen kann. Manchmal wird die Implantation eines Defibrillators oder eines Herzschrittmachers nötig.
Wenn die akute Phase vorüber ist, kann das frühere Leben sukzessive wieder aufgenommen werden. Je nach Schwere des Herzinfarkts darf man bereits einige Tage danach wieder mit der Arbeit beginnen. Auch Reisen, Sex, Hobbys sind bald wieder möglich. Wichtig ist, die verordneten Medikamente weiterhin regelmässig einzunehmen.
Ein Herzinfarkt ist ein einschneidendes Ereignis. Um danach wieder Vertrauen in den Körper zu fassen und schnell wieder fit zu werden, ist die Rehabilitation sehr zu empfehlen. Jede und jeder, der einen Herzinfarkt erlitten hat, sollte sie machen! Zur Rehabilitation gehören ein Bewegungsprogramm, Beratungen, psychologische Unterstützung und Tipps zum Stressmanagement. Die Rehabilitation kann ambulant wohnortnahe und teilweise zu Hause stattfinden oder in einer Reha-Klinik. Sie dauert stationär drei bis vier Wochen und ambulant bis zu zwölf Wochen (kann auch berufsbegleitend gemacht werden). Die Rehabilitation verbessert den Langzeiterfolg der Behandlung. Nehmen Sie diese Gelegenheit wahr – Ihrem Herz zuliebe!
Der Herzinfarkt ist in den allerwenigsten Fällen ein unvermeidliches Schicksal. Häufig ist er durch ungesunde Lebensweise verursacht. Damit es nicht so weit kommt, kann man vorbeugen: Einer der wichtigsten Risikofaktoren ist das Rauchen. Er ist der einzige, der komplett eliminiert werden kann. Auch Bluthochdruck, Diabetes, hohe Cholesterinwerte, Übergewicht, zu wenig Bewegung, ungesunde Ernährung und Stress leisten der Atherosklerose Vorschub.
Dazu kommt, dass die Neigung zur Atherosklerose teilweise vererbt ist. Wenn ein naher Verwandter (Eltern, Grosseltern oder Geschwister) bereits vor dem 60. Lebensjahr einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleidet, sollte man hellhörig werden und seinen Arzt oder seine Ärztin informieren.
Schäden an den Arterien sind nicht heilbar. Deshalb ist die Vorbeugung so wichtig – und zwar lange, bevor sich ein Herzinfarkt ankündigt.
Das A und O ist gesund leben: Nicht rauchen, viel Bewegung, normales Körpergewicht, gesunde Ernährung und genügend Entspannung.
Bei der Ernährung ist eine mediterrane Kost mit viel Gemüse und wenig tierischen Fetten zu empfehlen. Sie tut dem Herz gut.
Bluthochdruck, Diabetes und hohe Cholesterinwerte begünstigen Ablagerungen in den Arterien. Eine individuell angepasste medikamentöse Behandlung leistet dann einen wichtigen Beitrag zur Vorbeugung. Manchmal muss man zusammen mit der Ärztin oder dem Arzt ein bisschen «herumtüfteln», mit welchen Medikamenten man am besten zurechtkommt. Aber es lohnt sich!