Endometriose heisst die Erkrankung des Unterleibs, die von starken Schmerzen begleitet wird. Obwohl viele Frauen darunter leiden, wird sie von Ärzten häufig nicht erkannt.
Bei Endometriose handelt es sich um teils äusserst schmerzhafte, entzündliche Minimenstruationen ausserhalb der Gebärmutter. Sie entstehen durch abgewanderte Gebärmutterschleimhautzellen, die Herde bilden und zu Verwachsungen führen. Lokalisierbar sind sie meist in den Organen des kleinen Beckens, also in den Eierstöcken, im Enddarm, im Bauchfell oder zwischen Scheide und Enddarm.
Die Herde wuchern zwar in die Organe hinein, machen aber keine Ableger. Deshalb gilt Endometriose im Gegensatz zu Krebs als gutartige Erkrankung. Dennoch schränkt sie das Leben und die Leistungsfähigkeit der Betroffenen zum Teil in beträchtlichem Mass ein. Zudem ist sie chronisch und fortschreitend und kann zu Unfruchtbarkeit führen.
Gemäss heutigem Forschungsstand ist die sogenannte retrograde Menstruation der Auslöser von Endometriose. Hierbei fliesst Menstruationsblut, das auch Gebärmutterschleimhautzellen enthält, über die Eierstöcke zurück in den Bauchraum. «Praktisch jede Frau hat solche Rückblutungen», sagt Sara Imboden. «Weshalb sich das Blut jedoch bei gesunden Frauen vollständig wieder auflöst und bei den anderen nicht, wissen wir nicht. Hier steckt die Forschung noch in den Kinderschuhen.»
Jede zehnte Frau ist von Endometriose betroffen. Weltweit sind es 176 Millionen, in der Schweiz 190'000 Frauen. Durchschnittlich vergehen sechs bis acht Jahre, bis diese komplexe Krankheit nachgewiesen wird. «Ein Grund dafür ist, dass die Diagnose nur mit einer Bauchspiegelung gemacht werden kann», sagt Sara Imboden. Da die Symptome unspezifisch seien, fehle es den Hausärzten und Gynäkologen leider an der notwendigen Sensibilität für diese Krankheit. «Man muss aktiv nach Endometriose suchen und die richtigen Fragen stellen», führt die Gynäkologin weiter aus.
Viele Frauen machen bis zur Diagnosestellung eine jahrelange Odyssee von Arzt zu Arzt durch. «Nicht ernst genommen zu werden, ist für viele Frauen schlimmer als die Diagnose selbst», sagt Sara Imboden, die sich bei ihren Endometriose-Sprechstunden für jede Frau mindestens eine Dreiviertelstunde Zeit nimmt.
Auch volkswirtschaftlich hat diese Krankheit Folgen: Eine internationale Studie schätzt den jährlichen Produktivitätsverlust auf 9500 Euro pro Frau. Dass die Frauen im Durchschnitt jährlich 18 Tage krank sind, wie eine andere Studie berechnet, mag Sara Imboden aus ihrer Praxiserfahrung hingegen nicht bestätigen. (Lesen Sie unten weiter...)
Im Wesentlichen gibt es heute drei Behandlungsmöglichkeiten, die individuell nach den Bedürfnissen der Frau eingesetzt werden. Bei Frauen mit Kinderwunsch wird zu einer operativen Entfernung der Endometrioseherde geraten. «Das ist ein langer und äusserst komplexer Eingriff, der nur von eigens geschulten Spezialisten durchgeführt werden sollte», sagt Sara Imboden, die auch selber operiert.
Viele Frauen schlagen sich mit einer Kombination von stark schmerzstillenden Medikamenten bis zu Morphinpräparaten durch. Meist organisierten sie ihr ganzes Leben rund um die Menstruation, berichtet Sara Imboden. Sie kennt diese Fallgeschichten aus ihren Sprechstunden, wenn die Frauen nach Jahren endlich bei ihr landen. «Für mich ist diese Art von medikamentöser Therapie ein Beweis, dass die Krankheit nicht als solche erkannt wird», führt die Ärztin weiter aus.
Ein sehr guter Behandlungsweg hingegen ist die Hormontherapie. Hier besteht die Möglichkeit, die Pille durchgehend zu nehmen, wobei beim Absetzen die Beschwerden wieder auftreten. Frauen, die keinen Kinderwunsch mehr hätten, empfiehlt Sara Imboden eine Gestagentherapie, welche die Gebärmutterschleimhaut dünn hält, ohne die Frau künstlich in die Wechseljahre zu versetzen.
«Die beste Therapie ist eine Schwangerschaft, weil sie die Schleimhautbildung unterdrückt», sagt Sara Imboden. «Deshalb ist es so wichtig, die Krankheit in einem frühen Stadium zu erkennen, bevor sie Unfruchtbarkeit zur Folge hat.»
Selbsthilfegruppe: www.endo-help.ch