Viele Menschen sind infiziert, nicht bei allen brechen die lästigen Bläschen aus. Betroffene können aber die Abheilung beschleunigen.
Bei dem einen ist es ein wichtiger Geschäftstermin. Bei der anderen das erste Date. Genau dann fängt es an, das Kribbeln oder Jucken, das einen Herpesausbruch ankündigt – immer wenn Bläschen an der Lippe das Letzte sind, was man braucht.
Ausgelöst werden sie von Viren, meist vom Typ Herpes simplex 1. Diese sind hoch ansteckend und weit verbreitet, rund 70 Prozent der Schweizer Bevölkerung tragen sie in sich. Beim ersten Kontakt verursacht das Virus fast nie Probleme. Im Körper geht es auf Tauchstation, oft in Knoten der Nervenzellen im Gesichtsbereich. Ein perfektes Versteck: Das Virus ist dort vor körpereigenen Immunzellen geschützt.
Eine Heilung gilt bisher als unmöglich. Ebenso wie eine Impfung: «Bei Herpesviren würde das hohe Risiko bestehen, dass sich auch das Impfvirus lebenslang im Nervensystem einnistet», erklärt Professor Andreas Sauerbrei vom Institut für Virologie und Antivirale Therapie des Uniklinikums Jena.
Aus seinem Schlummerzustand gerissen wird das Virus durch Reize wie Stress oder Infektionen. Auch UV-Strahlen können das Virus wachkitzeln. Wenn die körpereigene Immunabwehr gestört ist, kommt es eher zum Ausbruch – längst aber nicht bei allen. Nur etwa 20 Prozent der Herpes-infizierten Menschen erleben regelmässige Ausbrüche. Das liegt vermutlich am Erbgut. Wissenschaftler der Universität Edinburgh (Schottland) haben ein Gen identifiziert, das offenbar eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung von Lippenherpes spielt. Dieses Gen erzeugt ein bestimmtes Protein, welches das Virus in Schach hält.
Doch nicht bei allen ist dieses Gen so vorhanden. Um Ausbrüche zu verhindern, heisst es also, auf das Immunsystem achten, Stress vermeiden und vor dem Sonnenbaden Lippenbalsam mit hohem Lichtschutzfaktor auftragen. Rezeptfreie Präparate mit den antiviralen Wirkstoffen Aciclovir und Penciclovir können die Vermehrung des Virus hemmen und die Abheilung der Bläschen beschleunigen. Allerdings muss man die Mittel möglichst früh, bevor die ersten Bläschen zu sehen sind, anwenden.
Als Alternativen dazu gibt es pflanzliche Präparate mit Melissen-Extrakt, der das Eindringen des Herpesvirus in Zellen verhindern soll. Salben mit Zink haben einen ähnlichen Effekt und hemmen zudem die Entzündung und wirken angenehm kühlend. In schweren Fällen, etwa bei Menschen, die öfter als fünf Mal im Jahr Lippenherpes bekommen, kann Aciclovir auch als Tablette verschrieben werden.