Es könnte alles so einfach sein: ein starkes Immunsystem, schöne Nägel, glänzendes Haar, Unterstützung bei Stress – und das mit Nahrungsergänzungsmitteln? In Wirklichkeit ist das leider etwas komplizierter.
Nahrungsergänzungsmittel sind beliebt. Rund 56 Prozent der Frauen und 38 Prozent der Männer nehmen regelmässig Vitamin- und Mineralstoffpräparate ein – Tendenz steigend. Die Zahlen stammen von der jüngsten Ernährungserhebung «MenüCH» (2015) des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen.
Nahrungsergänzungsmittel sollen – wie der Name schon sagt – die Ernährung ergänzen. Sie enthalten Nährstoffe wie Vitamine oder Mineralstoffe, die auch in Lebensmitteln vorkommen, allerdings in konzentrierter, isolierter Form und oft in hoher Dosierung. Ein Nahrungsergänzungsmittel kann pflanzliche Stoffe wie etwa Johanniskraut und Knoblauch, aber ebenso tierische Öle wie Fischöl, enthalten (Details siehe Box).
Seit den 1920er Jahren wird in der Schweiz das Speisesalz auf freiwilliger Basis mit Jod angereichert. Auch das Salz in Fertigprodukten oder Käse und Wurstwaren ist jodiert. So sind Krankheiten wie Kropf oder geistige Entwicklungsstörungen, die durch Jodmangel verursacht wurden, quasi verschwunden.
Schwangere und Frauen, die schwanger werden möchten, sollten täglich ein Folsäurepräparat mit mindestens 400 Mikrogramm Folsäure einnehmen. Denn mit einer ausgewogenen Ernährung kann der Mehrbedarf an Folsäure für die Entwicklung des Neuralrohrs beim Embryo nicht gedeckt werden. Durch Folsäure kann das Risiko für Neuralrohrdefekte (Spina bifida = offener Rücken) reduziert werden.
Vitamin D gehört ebenfalls zu den wenigen Vitaminen, bei denen die Einnahme in konzentrierter Form sinnvoll sein kann. Vor allem im Winter ist eine Unterversorgung in unseren Breitengraden relativ häufig. Denn das hormonähnliche Vitamin wird mit Hilfe von Sonneneinstrahlung produziert. Die Empfehlung für die tägliche Einnahme beträgt gemäss dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) 600 IU (Internationale Einheiten) für 3- bis 59-Jährige. Ab dem 60. Lebensjahr steigt der Bedarf um ca. ein Drittel an.
Personen, die sich vegan ernähren, können den Bedarf an Vitamin B12 mit einer ausgewogenen Ernährung kaum decken. Auch Eisen, Zink, Vitamin B12, Omega-3-Fettsäuren und Calcium können bei Veganern kritische Nährstoffe sein, weshalb unter Umständen eine Supplementation nötig ist. (Lesen Sie unten weiter...)
Weiter sind Nahrungsergänzungsmittel bei Kranken sinnvoll, die sich nicht mehr ausgewogen ernähren oder die Nährstoffe nicht genügend resorbieren können. Dies jedoch nur in Rücksprache mit dem zuständigen Arzt oder Ernährungsberater.
Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ist nicht unproblematisch. So kann die Überversorgung von Vitaminen, insbesondere von fettlöslichen Vitaminen (A, D, E, K) zu Problemen führen. Anders als wasserlösliche Vitamine, die bei einer zu hohen Konzentration über die Nieren ausgeschieden werden, werden fettlösliche Vitamine im Körper angereichert.
Diverse gross angelegte Studien konnten aufzeigen, dass das Sterberisiko gar höher ist bei Personen, die Multivitaminpräparate einnahmen. So zeigte eine schwedische Studie im Jahr 2010, dass Frauen, die Multivitaminpräparate einnahmen, ein grösseres Brustkrebsrisiko haben. Auch die antioxidativen Vitamine kamen in Studien schlecht weg. So musste gar eine Studie mit Betacarotin-Einnahme bei Rauchern abgebrochen werden, da die Auswertung zeigte, dass das Risiko an Lungenkrebs zu erkranken, um 18 Prozent stieg.
Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung sagt: «Eine ausgewogene Ernährung gewährleistet in den meisten Fällen eine ausreichende Versorgung mit Nähr- und Schutzstoffen.» Zudem vermuten Experten, dass pflanzliche Lebensmittel noch viele, bislang unentdeckte nützliche Nährstoffe enthalten, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken.