Was ist ein Herz-Bypass, wann wird er eingesetzt und was genau wird bei einer Bypass-Operation gemacht? Wir haben die Antworten auf diese und andere Fragen zum Thema.
«Bypass» heisst übersetzt «umgehen», und genau das tut ein Bypass: Er umgeht eine oder mehrere Verengungen in den Herzkranzarterien. In diesen Arterien fliesst Blut zum Herzmuskel, sie stellen seine Versorgung mit Sauerstoff und allen Nährstoffen sicher.
Bei der Bypass-Operation wird in einer mehrstündigen Operation eine Arterie oder Vene vom Bein, vom Arm oder von der inneren Brustwand ans Herz verpflanzt. Sie übernimmt dann die Aufgabe der verschlossenen Herzkranzarterie. Der Bypass ist sozusagen ein Umgehungskreislauf.
Bei Menschen mit der Gefässerkrankung «Atherosklerose» kann es im ganzen Körper zu Ablagerungen in den Arterien kommen – auch in den drei Herzkranzarterien. Dadurch werden diese Arterien stellenweise inwendig enger. Diese Engstellen behindern den Blutfluss zum Herzen.
Wenn die Gefässverengungen in den Herzkranzarterien sehr ausgedehnt sind, wird das Herz nicht mehr ausreichend mit allem Nötigen versorgt. Dann kann es – insbesondere bei körperlicher Belastung – zu sogenannten «Angina pectoris»-Anfällen («Brustenge») kommen. Das sind Brustschmerzen, die bei einer Pause innert Minuten wieder verschwinden. Auch ist das Risiko für einen Herzinfarkt erhöht.
Eine Bypass-Operation kann bei diesen Erkrankungen helfen. Die meisten Patienten sind danach wieder völlig beschwerdefrei.
Die eigentliche Ursache der Erkrankung, die Atherosklerose, wird durch diese Operation aber nicht beseitigt. Deshalb ist nach dem Eingriff eine herzgesunde Lebensweise wichtig, damit der Bypass möglichst lange funktioniert.
Die Engstellen in den Herzkranzarterien werden mit Hilfe von Arterien oder Venen überbrückt, sei es von der Brustwand, aus dem Arm oder von den Beinen. Welche Variante die beste ist, hängt von der Grösse und vom Zustand dieser Gefässe ab. Für den Bypass werden nur Arterien oder Venen genommen, die an ihrem ursprünglichen Ort verzichtbar sind. Die Blutversorgung dort bleibt also auch ohne dieses Blutgefäss gesichert.
Der/die Herzchirurg/-in entnimmt zuerst das Gefäss, das als Bypass dienen soll. Die innere Brustwandarterie wird nicht komplett entnommen, sondern nur am einen Ende abgeschnitten.
Im zweiten Schritt wird dieses Gefäss so an die betroffene Herzkranzarterie angeschlossen, dass sie den Herzmuskel mit Blut versorgt.
Der gesamte Eingriff dauert zwei bis vier Stunden, der Patient oder die Patientin ist währenddessen in Vollnarkose. Meist wird die Bypass-Operation am offenen Herzen durchgeführt. Das bedeutet, dass das Brustbein durchtrennt und das Herz meist kurzzeitig stillgelegt wird. In dieser Zeit übernimmt vorübergehend die Herz-Lungen-Maschine die Pumpfunktion.
Es besteht auch die Möglichkeit, am schlagenden Herzen zu operieren. Dabei wird das Herz nur dort, wo genäht werden muss so weit ruhiggestellt, dass die Naht möglich ist. Auch minimal-invasive Operationen mittels Schlüsselloch-Chirurgie durch die Rippen hindurch sind inzwischen möglich. Dabei bleibt das Brustbein intakt.
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Wenn es sich nicht um einen Notfall handelt, ist das Risiko etwa so wie bei anderen grossen Operationen. Zu relevanten Komplikationen kommt es etwa bei einem bis drei von 100 Operierten. Mit dem «Euroscore» kann die Herzchirurgin oder der Herzchirurg das Risiko individuell ermitteln.
Für ein bis drei Tage bleibt der oder die Patient/-in danach zur Überwachung auf der Intensivstation. Mit jedem Tag kann er oder sie mehr machen. Anfangs kann das Husten noch schmerzhaft sein. Dagegen helfen Schmerzmittel und physiotherapeutische Übungen. Die Patienten sind meist schon nach wenigen Tagen wieder auf den Beinen. Das Brustbein braucht aber etwa vier bis sechs Wochen, bis es wieder zusammengewachsen und stabil ist.
Wichtig und zu empfehlen ist die Rehabilitation. Sie kann ambulant am Wohnort (bis zwölf Wochen) oder stationär (drei bis vier Wochen) gemacht werden. Dabei geht es darum, wieder Vertrauen in den Körper zu erlangen und körperlich wieder fit zu werden. Zur Rehabilitation gehören ein Bewegungsprogramm, Beratungen, psychologische Unterstützung und Tipps zum Stressmanagement. Damit die Bypass-Operation ein Erfolg wird, ist der Verzicht aufs Rauchen wichtig, am besten schon in den Wochen vor dem Eingriff, da Rauchen die Wundheilung verschlechtert.
Dies hängt von der Art des Bypasses ab. Bei Verwendung der Brustwandarterie sind nach zehn Jahren mehr als neun von zehn Bypässen offen. Bei Verwendung von Venen sind es etwa sieben von zehn. Falls sich ein Bypass verschliesst, können wieder ähnliche Beschwerden wie vor der Operation auftreten.
Die Gefässerkrankung kann aber unabhängig von den Bypässen voranschreiten. Denn die eigentliche Ursache der Erkrankung, die Atherosklerose, wird durch die Bypass-Operation nicht beseitigt. Bereits vorhandene Schäden lassen sich zwar nicht mehr beseitigen, man kann aber viel dafür tun, um das Voranschreiten zu bremsen.
Die wichtigste Massnahme ist gesund zu leben, denn häufig ist eine ungesunde Lebensweise für die Gefässschäden verantwortlich. Viel Bewegung, ein normales Körpergewicht, mediterrane Ernährung mit viel Gemüse und eine gute Work-Life-Balance sind essenziell. Der Verzicht auf das Rauchen ist eine der besten vorbeugenden Massnahmen!
Auch die medikamentöse Vorbeugung hat grossen Stellenwert. Zu hohe Blutzuckerwerte beim Diabetes und zu hoher Blutdruck schaden nicht nur dem Bypass, sondern auch allen anderen Arterien im Körper. Deshalb sollte beides medikamentös optimal behandelt werden. Cholesterinsenker reduzieren Entzündungen an den Innenwänden der Arterien und senken das Risiko von Gefässablagerungen. Blutverdünner verhindern Blutgerinnsel.