Es wird kälter, wir frieren und bekommen kalte Hände und Füsse. Warum das so ist und wie wir sie warm halten können.
Wenn unser Körper abkühlt, ziehen sich die feinen Muskeln der Blutgefässe zusammen. Dadurch sind sie nicht mehr «so gut durchblutet» wie vorher und wir haben das Gefühl, dass wir frieren. Manchmal friert es uns aber auch, obwohl es draussen gar nicht besonders kalt ist. Das liegt daran, dass wir die Temperatur nicht wirklich so empfinden, wie sie ist, sondern die Temperaturunterschiede wahrnehmen. Ein Beispiel: Wenn wir aus einem warmen Haus in die Kälte gehen, frieren wir mehr, als wenn wir schon die ganze Zeit draussen herumspaziert sind.
Durch das Zittern erzeugen die Muskeln Wärme, die der Körper dann wieder dem Kreislauf zuführt. Das Zittern ist also ein Schutzmechanismus und hilft dem Körper, sich gegen Kälte zu wehren.
«Wenn die Aussentemperaturen sinken, versucht der Körper vor allem unsere lebenswichtigen inneren Organe und das Gehirn zu schützen», sagt der Arzt und Gefässspezialist Robert Kaiser von Medbase in St.Gallen. Das tut der Körper, indem er die Blutzufuhr in die äussersten Gliedmassen – Zehen und Füsse, Finger und Hände – drosselt und die Wärme in der Körpermitte konzentriert. Blut ist unser Wärme- und Sauerstoff-Transportmittel. Bei Kälte oder Schock werden die vom Herzen am weitesten entfernten Hände und Füsse weniger gut durchblutet und können sogar absterben. «Das ist auch der Grund, warum bei Bergsteigern die Hände und Füsse abfrieren, wenn sie zu lange grosser Kälte ausgesetzt sind», erklärt er. Auch Nase, Kinn und Ohrläppchen sind gefährdet, weil sie meistens am wenigsten geschützt sind. Für den Organismus ist es entscheidend, um überleben zu können, dass das Zentrum mit den lebenswichtigen Organen funktionsfähig bleibt.
Nasse Hände und Füsse werden übrigens schneller kalt. Grund: Die kühle Feuchtigkeit auf der Haut führt die Wärme nach aussen ab. Es entsteht dabei eine Verdunstungskälte. Diese veranlasst den Körper, die Blutgefässe enger zu stellen. Schweissfüsse führen daher zu einem stärkeren Kälteempfinden. Zu enge und kleine Schuhe beschleunigen das Kältegefühl ebenfalls. Sie drücken auf die Blutgefässe und die Nerven und behindern die Blut- beziehungsweise die Wärmezufuhr.
«Ja, ein zu niedriger Blutdruck kann die Durchblutung von Beinen, Füssen und Händen beeinflussen. Schmerzen, insbesondere auch Rückenschmerzen, chronische Erkrankungen wie Bluthochdruck, Rheuma und altersbedingte Gefässverkalkungen (Arteriosklerose) können ebenfalls eine Ursache sein. Auch der Fett- und Zuckerstoffwechsel und Medikamente können die Durchblutung beeinflussen. Was man vielleicht nicht erwarten würde: Seelische Belastungen wie Stress und Ängste haben einen Einfluss auf die Durchblutung und können zu kalten Füssen führen. Der Satz «Sie haben vor Angst kalte Füsse bekommen» stammt also nicht von ungefähr.
Frauen frieren generell schneller als Männer. Sie haben weniger Muskelmasse und produzieren dadurch auch weniger Wärme. Denn: Wenn die Muskeln arbeiten, verbrennen sie Energie und erzeugen damit Wärme. Hinzu kommt, dass Frauen im Durchschnitt eine dünnere Haut und eine grössere Körperoberfläche haben. Das macht sie sensibler für äussere Einflüsse und sie haben schneller kalte Hände und Füsse als Männer.
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«Wenn beide Hände und/oder Füsse kalt sind und jeweils wieder warm werden, ist das in der Regel kein Grund, sich zu sorgen – auch wenn es häufiger vorkommt.» Hingegen sollte man die Ursache abklären lassen, wenn nur ein Fuss oder ein Bein plötzlich kalt wird und stark schmerzt, die Haut blass wird oder sich bläulich verfärbt. Dies könnten Hinweise auf eine ernsthafte Erkrankung sein. Sehr warme Füsse können ebenfalls ein Hinweis auf eine ernsthafte Erkrankung oder eine Folge einer Zuckerkrankheit sein.