Woher ein Ton kommt, unterscheiden wir mit Hilfe der Ohrmuschel. Verändert sie sich, entstehen Probleme. Hörgeräteträger unterschätzen das oft.
Aus welcher Richtung kommt ein Ton? Das findet unser Gehirn heraus, indem es den zeitlichen Unterschied erfasst, mit dem Schallwellen auf die Ohren eintreffen. Hupt zum Beispiel ein Auto von rechts, treffen die Schallwellen zuerst auf das rechte Ohr und kurz danach aufs linke.
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Was aber, wenn ein Geräusch von unten oder oben kommt? Dann ist die Form der Ohren massgebend, um die Richtung zu erkennen, hat ein deutsch-kanadisches Forscherteam mit Hilfe von kleinen Silikoneinlagen herausgefunden.
Ihre Versuchspersonen mussten die Richtung orten, aus der 25 Millisekunden kurze Töne kamen. Im Normalzustand gelang ihnen dies recht gut. Mit dünnen Silikoneinlagen, die wie eine Tapete in die Ohrmuschel modelliert wurden, klappte es dagegen kaum.
Denn die Einlagen sorgten dafür, dass der Schall anders als gewohnt in den Gehörgang und zum Innenohr reflektiert wurde. Nach einer Woche mit «Ohreinlagen» hatte das Gehirn bei den meisten Versuchsteilnehmern aber gelernt, damit umzugehen und das Verorten der Geräusche klappte wieder besser.
Mit den Experimenten wollen die Forscher auch die Akzeptanz von Hörgeräten verbessern. Bis zu einem Viertel der Hörgeräte würde nicht getragen, weil die Patienten oft unterschätzen, dass das Gehirn Zeit zur Gewöhnung brauche, sagt der Leipziger Biologe und Studienautor Marc Schönwiesner. «Wenn wir den Gewöhnungsprozess besser verstehen, können wir ihn vielleicht beschleunigen, sodass Patienten zielgerichtet beraten werden könnten.»
Quelle: «The Journal of Neuroscience»