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Gesünder leben?

Gesünder leben?

Wenn Schmerz schützt

Schmerz ist überlebenswichtig und zwingt uns zum Handeln. Er ist Teil unseres Alarmsystems und weist auch auf psychische Überlastungen hin.

Schmerzen sind Teil eines cleveren und komplexen Systems, das sich über Millionen von Jahren entwickelt hat. Viele Betroffene glauben, dass Schmerzrezeptoren über Nervenbahnen dem Gehirn einen Gewebeschaden melden. Das stimmt so nicht.

Schmerz als Warnsignal

Schmerz ist ein Warnsignal. Bei 90 Prozent der Patienten, die mit Rückenschmerzen in die Praxis kommen, handelt es sich nicht um spezifische, strukturelle Gewebeschäden. Ein Hexenschuss ist extrem schmerzhaft und körperlich beeinträchtigend, jedoch in den wenigsten Fällen mit einer ernsthaften Verletzung verbunden.

Wir können Schmerzen verspüren, wenn andere Faktoren auf unser Leben negativ einwirken. Schlafstörungen, Dauerstress, depressive Verstimmungen und Angst können den Körper beeinflussen: Er fühlt sich bedroht, fordert uns zum Handeln auf und reagiert mit Schmerz.

Teufelskreis verhindern

Eine dauerhafte Sensibilisierung des Alarmsystems hat oft multifaktorielle Gründe und kann in wenigen Fällen zu einem chronischen «überschützten» Zustand führen. In diesem «fehlerhaften» Zustand suchen wir nach vermeintlich sicheren Alternativen zu den automatischen Alltagsbewegungen. Oft versteifen wir uns dabei. Nicht immer ist gut gemeinter Rat sinnvoll: «Vorsichtiger zu sein», kann auch heissen, dass man den immobilen Zustand des Betroffenen fördert. Dies kann zu einem Teufelskreis führen. Motivieren ist angesagt: Verständnis für den Schmerz zeigen und Vertrauen in die Selbstheilungskräfte fördern. 

Keine Panik und geduldig bleiben

  • Akute Schmerzen sind schlimm und haben immer ein schlechtes Timing. Sie werden aber oft schnell wieder besser. Akzeptieren Sie die Reaktion von Mutter Natur und bleiben Sie positiv. Finden Sie Bewegungen oder Positionen, die Ihnen keine Schmerzen bereiten. Wärme, Taping, Atemübungen oder entlastende Positionen sind oft hilfreicher als Medikamente.
  • Klein anfangen und langsam Belastung steigern. Selbst im akuten Zustand werden Sie Bewegungen finden, die sich ertragen lassen. Wenn eine Beugung nach vorne nicht geht, versuchen Sie es in der Seitenlage, dann im Vierfüsslerstand und dann im Sitzen. Gehen Sie spazieren. Zeigen Sie Ihrem Körper, dass er sicher ist.
  • Bewegung ist trotz Schmerzen erwünscht. Jeder Mensch hat eine persönliche Schmerzerfahrung. Deshalb ist es wichtig, selbst seine Grenzen zu erkunden. Wir sind eine Anpassungsmaschine. Unser Körper ist stark und reagiert auf ein individualisiertes Training äusserst positiv, und damit verringert sich die Gefahr eines Rückfalls.

von Sebastian Cormier,

veröffentlicht am 08.11.2017


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