Bei psychischen Problemen helfen nicht nur gängige Mittel wie Medikamente oder Psychotherapie. Akupunktur hilft bei der Behandlung von Stimmungstiefs und Depressionen.
17 Prozent der Schweizer Bevölkerung sind mindestens einmal im Leben von einer depressiven Störung betroffen. Die Phase dauert im Durchschnitt zwischen einem halben bis zu einem ganzen Jahr. Neben Medikamenten und Psychotherapie helfen auch alternative Methoden, um aus dem Tief wieder herauszufinden. Was besonders gut wirkt, ist Akupunktur.
«Laut aktuellen Studienergebnissen ist sie bei leichten und mittleren Depressionen sehr wirksam», weiss Johannes Fleckenstein, Co-Direktor des Instituts für Komplementärmedizin der Uni Bern. Auch bei schweren Depressionen kann Akupunktur sinnvoll sein. «Sie kann helfen, die Dosis der benötigten Medikamente gering zu halten und deren Nebenwirkungen zu verringern», sagt der Experte.
In der traditionellen chinesischen Medizin TMC geht man davon aus, dass in unserem Körper Energieleitbahnen, sogenannte Meridiane, existieren. Krankheiten führt man auf den gestörten Fluss der Lebensenergie Qi in diesen Leitbahnen zurück. Gibt es einen Stau, so fühlt man sich schlecht. Akupunktur hilft, den Energiefluss zu harmonisieren.
Aus Sicht westlicher Medizin gibt es solche Bahnen nicht – die Wirkung von Akupunktur muss anders erklärt werden. (lesen Sie unten weiter...)
«Bisher konnte man keinen sogenannten Schlüsselmechanismus der Akupunktur ausmachen», erklärt Fleckenstein. «Es gibt also keinen physiologischen Wirkweg, der in jedem Fall greift.» Wissenschaftliche Evidenz für die Wirksamkeit gibt es trotzdem.
Unterschiedliche Mechanismen wirken zusammen. So entspannen die Nadelstiche nicht nur die Muskulatur, sondern den ganzen Menschen. Man schläft wieder besser. Das vegetative Nervensystem, das Stress und Ruhe reguliert, wird durch Akupunktur nachweisbar wieder besser reguliert .
Bei Depressionen schüttet der Körper nach der Akupunktur stimulierende und entspannende Botenstoffe in Gehirn und Körper aus. Mehrere wissenschaftliche Studien zeigten in den vergangenen Jahren, dass sich die Intensität von Depressionen mit Akupunktur signifikant reduzieren lässt.
Eine depressive Verstimmung äussert sich durch unterschiedliche Symptome – häufig in Form von Niedergeschlagenheit, Kraftlosigkeit, Erschöpfung, Gereiztsein, Schlaflosigkeit, Nervosität oder Ängstlichkeit. Bei diesen konkreten Beschwerden setzen die Nadelstiche der Akupunkteure an: es gibt um die 360 Wirkungspunkte, die für die unterschiedlichsten Beschwerden, Symptome oder Organe stehen.
Nicht unwesentlich ist dabei, dass die Akupunktur kaum Nebenwirkungen hat. Die Nadeln können vielleicht mal einen blauen Fleck verursachen, der Einstich tut etwas weh oder man fühlt sich hinterher etwas benommen. «Aber es treten keine systemischen Schäden wie Blutarmut, Leber- oder Nierenversagen auf», sagt Johannes Fleckenstein.
Akupunktur ist zwar eine wirksame Methode zur Linderung psychischer Beeinträchtigungen, jedoch kein alleiniges Wundermittel – sie sollte gemeinsam mit dem behandelnden Psychiater und im Rahmen eines Gesamtkonzepts angewendet werden.