Wenn die Zunge des Kindes in der Flasche feststeckt, sollten Eltern nicht zu lange herumpröbeln, weil es zur Atemnot kommen kann.
«Nicht aus der Flasche trinken!» ist nicht nur eine Anstandsregel, sondern auch gut für die Zunge. Sie kann nämlich beim Versuch, das letzte Tröpfchen zu ergattern, im engen Flaschenhals einklemmen.
Meist passiert dies Kindern im Schulalter. Durch das Saugen entsteht im Innern der Flasche ein Unterdruck, so dass die Zunge in die Flasche gesogen wird.
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Im ungünstigeren Fall schwillt die eingeklemmte Zunge dann stark an. Einige Kinder sind deshalb – mit der Flasche an der Zunge – schon auf einer Notfallstation gelandet, nachdem die Eltern erfolglos versucht hatten, sie durch Ziehen und Drehen der Flasche zu befreien.
Bei einem Knaben im deutschen Hannover erinnerte sich der Arzt beim Anblick der eingeklemmten Zunge daran, wie er einst eine Flasche Wein mit Hilfe von Überdruck entkorkt hatte, als kein Korkenzieher zur Hand war. Er versetzte das Kind in eine leichte Narkose und schob eine dünne Plastikkanüle seitlich an der Zunge vorbei in die Flasche.
Dann verband er die Kanüle mit einem dünnen Schlauch und einer Spritze, spritzte so 60 Milliliter Luft in die Flasche – und die Zunge des Siebenjährigen flutschte heraus. Etwa drei Tage lang blieb der vordere Zungenabschnitt vom Bluterguss dunkelblau verfärbt, erholte sich aber rasch von den Strapazen.
Andere Methoden, die zum Befreien eingeklemmter Zungen schon (erfolglos) versucht wurden, sind: Abschneiden des Flaschenbodens, um das Vakuum im Flascheninneren zu beseitigen, Kühlen der Zunge mit Eis oder Verwenden von Gleitmittel. Lange herumpröbeln sollten Eltern jedoch nicht, denn im schlimmsten Fall kann die Zunge des Kindes so stark anschwellen, dass es womöglich Atemnot bekommt. (Lesen Sie unten weiter...)
Im Fall eines zehnjährigen Mädchens wurde schliesslich ein Glaser aufgeboten, der die Flasche im Operationssaal aufschnitt. Bei einem siebenjährigen Knaben umwickelten die Ärzte die Flasche zuerst mit festem Klebeband und zerschlugen dann vorsichtig den Flaschenhals mit einem Hammer.
Die grossen Glasscherben blieben am Klebeband haften, kleinere wurden sofort mit Kochsalzlösung weggespült. Dann doch lieber «Nicht aus der Flasche trinken!»
Quellen: «European Journal of Anaesthesiology», «International Journal of Pediatric Otorhinolaryngology»