Du glaubst, du hättest dein Glück nicht verdient? Dein Leben sei eine Mogelpackung? Über das Phänomen des Hochstapler- oder Impostor-Syndroms.
«Betroffene werden von massiven Selbstzweifeln geplagt und denken irrtümlicherweise, sie seien Hochstapler. Meist beziehen sich diese Ängste auf berufliche oder schulische Leistungen», weiss die diplomierte psychosoziale Beraterin Rima Akdil von WePractice. Eine verzerrte Selbstwahrnehmung führt dazu, sich für unterqualifiziert zu halten oder Erfolge reinem Zufall zuzuschreiben. So kann es vorkommen, dass jemand das Studium mit Bestnote abgeschlossen oder einen dicken Auftrag an Land gezogen hat und trotzdem denkt, die eigene Leistung reiche niemals aus. Die Person wird das Gefühl nicht los, das Umfeld zu betrügen.
Wir kennen es fast alle: Wir haben hohe Ansprüche an uns selber und fühlen uns im Job im Vergleich zu Kolleginnen und Kollegen unter Druck gesetzt. Oder haben bei Antritt einer neuen Stelle Bammel vor der neuen Umgebung. «Etwa 70 Prozent aller Menschen kommen einmal im Leben mit dem Hochstapler-Syndrom in Berührung. Oft trifft es Akademikerinnen und Akademiker und junge Erwachsene vor dem Berufseinstieg», weiss Akdil.
Übertriebener Perfektionismus in Verbindung mit Versagensängsten kann zu ständigem Aufschieben und Selbstsabotage führen. Dazu kommen Symptome wie Schlafstörungen, hoher Blutdruck, Kopfschmerzen, Magen- und Darmprobleme. Mögliche Folgen: Burnout, Überlastung und soziale Distanzierung.
Ein kritisches Selbstbild, oft mit Ursprung in der Kindheit. «Den Wenigsten ist das bewusst», erklärt die psychologische Beraterin. «Betroffene wuchsen in dem Glauben auf, „schwierig“ oder „nicht gut genug“ zu sein. Durch das Wiederholen dieser Gedanken, gepaart mit dem Streben nach Anerkennung der Eltern, entwickelten sich Minderwertigkeitskomplexe – was zum Hochstapler-Syndrom im Erwachsenenalter führen kann.»
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