Schweissattacken, Unruhe, Herzflattern, ja manchmal sogar ein Kreislaufkollaps: Das Fliegen löst bei vielen Leuten körperliche Beschwerden aus. Aber es gibt Rezepte dagegen.
Kein Verkehrsmittel ist so sicher wie das Flugzeug. Doch auch mit den überzeugendsten Statistiken sind Menschen, für die das Fliegen jedes Mal eine Qual bedeutet, nicht zu beruhigen. Je nach Erhebung leiden rund zehn bis 20 Prozent der Passagiere unter dem Phänomen Flugangst. Aber warum wird diese Angst gerade beim Fliegen zum Problem und nicht zum Beispiel beim Autofahren, das nachweislich viel mehr Opfer fordert? Oder bei anderen Verkehrsmitteln wie Zügen oder Bussen?
Psychologen weisen darauf hin, dass Flugangst (Aviophobie) etwas Spezielles ist, oft eine Überlagerung von mehreren unterschiedlichen Ängsten. Demnach haben einige Leute z. B. Mühe mit der Höhe, auch Akrophobie genannt. Tiefenpsychologisch ist mit Höhenangst die Angst vor dem «Sich-Fallenlassen» gemeint.
In der Regel tritt diese Angst im Freien auf, nicht aber, wenn jemand hinter einer Glasscheibe sitzt. Wer unter Höhenangst leidet, muss also nicht auch vor dem Fliegen hinter den sicheren Scheiben eines Flugzeugs Angst haben. Aber es kommt vor.
Mitschwingen kann beim Fliegen auch die Klaustrophobie, die Platzangst. Schon beim Gedanken an die engen Gänge und schmalen Sitze im Flugzeug kommen ungute Gefühle auf. Solche Ängste machen auch Leuten in geschlossenen Räumen, im Lift oder in überfüllten Kaufhäusern manchmal zu schaffen.
Enger Begleiter der Klaustrophobie ist die Soziophobie, konkret die Scham, der Fremde nebenan könne die Flugangst bemerken. Und zu guter Letzt ist in diesem Zusammenhang noch die Xenophobie zu nennen: Man wird im Flugzeug mit fremden Menschen konfrontiert, denen man während einer gewissen Zeit nicht ausweichen kann. (lesen Sie unten weiter...)
Wer unter Flugangst leidet, sollte ein paar Regeln beherzigen.
Auch das sogenannte Entmündigungssyndrom löst bei gewissen Menschen Panik aus, vor allem bei solchen, die selber eher Befehle austeilen als ausführen müssen. Sie fühlen sich dem Piloten hilflos ausgeliefert, misstrauen ihm.
Vorzeitig Stress auslösen kann ferner das Bewusstsein, bei einem Notfall auf 10 000 m nicht sofort auf medizinische Hilfe zählen zu können. Und schliesslich sind unter den von Flugängsten Betroffenen auch immer wieder Leute zu finden, die die Zuverlässigkeit der komplexen Technik in einem Flugzeug in Frage stellen.
Aber egal, welche Form von Flugangst jemanden quält: Zwei typische Verhaltensmuster von Betroffenen stehen im Vordergrund: Da gibt es einerseits den «Mumie»-Typ. Er sitzt möglichst reglos sowie aufrecht da und versucht den Anschein zu erwecken, ganz ruhig und besonnen zu sein. Der andere, nervöse Typ verwickelt die Flight Attendants immer wieder in Gespräche und macht das Thema Flugangst gerne zum Gespräch. Gleichzeitig zappelt er in seinem Sitz herum.
Die Fluggesellschaften haben durchaus Kenntnis von den Sorgen und Nöten eines Teils ihrer Passagiere. Zahlreiche Gesellschaften, auch die Swiss, bieten deshalb Interessierten Informationskurse an, um die Flugangst abzubauen.
Bei allen «Angsttypen» soll das dreiphasige Panikmanagement-Training eine hohe Erfolgsquote haben. Als erstes wird dem Patienten geraten, seine Flugangst zuzulassen und sie nicht zu verdrängen. Zweitens soll das Problem weder beschönigt noch dramatisiert werden. Und drittens schliesslich lernen Betroffene, die Entwicklung ihrer Angst genau zu verfolgen und damit umzugehen. Psychologen weisen darauf hin: Flugangst ist nicht angeboren, sondern angelernt und kann deshalb auch wieder verlernt werden.