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Gesünder leben?

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Brustkrebs: Neue Behandlung in Bauchlage

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Die Bestrahlung von Brustkrebspatientinnen erfolgt meistens in Rückenlage, was einige Nachteile mit sich bringt. Die Medizinphysikerin Giovanna Dipasquale hat mit ihrem Start-up HeroSupport nun eine Methode entwickelt, die eine schonendere und präzisere Behandlung in Bauchlage ermöglicht und zudem die Intimsphäre der Patientin respektiert.

Das Start-up HeroSupport wird von Tech4Eva unterstützt, einem Programm zur Förderung vielversprechender Start-ups, die innovative Technologien und Lösungen für die Gesundheit von Frauen entwickelt. 

Wie sieht die heutige herkömmliche Strahlentherapie von Brustkrebspatientinnen aus?

Giovanna Dipasquale: Normalerweise liegt die Frau auf dem Rücken und muss die Arme weit hinter den Kopf strecken. Diese Haltung ist aus zweierlei Gründen problematisch: Erstens kann sie sehr schmerzhaft sein, besonders wenn die Frau bereits an der Brust operiert wurde. Zweitens ist die Patientin in dieser Position, bei der sie mit nacktem Oberkörper liegt, sehr exponiert, was viele Frauen belastet. Ausserdem können bei der jetzigen Methode auch andere Organe, wie das Herz oder die Lunge, von der Bestrahlung betroffen sein. 

Wäre es also besser, die Patientinnen in Bauchlage zu behandeln?

Ja, in den USA werden Patientinnen bereits in Bauchlage bestrahlt. Die Patientin liegt dabei dem Bauch, und für die zu behandelnde Brust gibt es eine Öffnung in der Liege. Das Problem dabei ist jedoch, die Brust immer genau gleich zu positionieren, sodass die betroffene Stelle präzis bestrahlt wird. Das ist jedoch auf diese Weise praktisch unmöglich, da viel Spielraum besteht. Die Technikerinnen und Techniker verbringen oft mehr Zeit mit dem Finden der richtigen Position als mit der eigentlichen Behandlung. Auch diesen Vorgang, bei dem ihre Brust immer wieder von fremden Personen angefasst wird, empfinden die meisten Patientinnen als unangenehm.

Hier setzt die Innovation von HeroSupport an. Wie funktioniert die Lösung, die Sie entwickelt haben?

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Wir haben eine individuell angepasste Schale entwickelt, die für jede Patientin auf Mass angefertigt wird. Sie sieht wie eine Art BH aus und sorgt dafür, dass die betroffene Brust immer exakt gleich positioniert wird. Dadurch können die Patientinnen problemlos selbständig die richtige Stellung für die Bestrahlung finden, ohne Hilfe und ohne Berührung ihrer Brust durch andere Personen. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Schale auch mit bildgebenden Verfahren wie MRT (Magnetresonanztomographie) kompatibel ist. Das bedeutet, dass man während des Tragens der Schale Bilder generieren und die Lage des Tumors genau bestimmen kann. 

Gibt es weitere Vorteile für die Patientinnen?

Ja, da der Tumor mit dieser Methode genauer angepeilt werden kann, ist die Behandlung insgesamt deutlich weniger belastend. Konkret bedeutet das, dass beispielsweise nur fünf statt 15-25 Bestrahlungssitzungen nötig sind. Diese fünf Behandlungen können innerhalb einer Woche durchgeführt werden, was viel effizienter ist. Das wäre eine gute Lösung für Regionen mit langen Wartelisten für Bestrahlungen, wo wertvolle Zeit verloren geht. Zudem reduzieren sich die Kosten für das Gesundheitssystem durch die verkürzte Behandlungsdauer. 

Das klingt grossartig!

Unsere Lösung ist einfach: Es werden keine neuen Bestrahlungsgeräte benötigt, sondern die bestehenden können weiterhin verwendet werden. Das behandelnde Personal braucht keine spezielle Schulung, und die Patientin kann sich selbst schnell und präzise in die richtige Position bringen. Dadurch kann das Ziel, den Tumor, sehr gut erreicht und Nebenwirkungen an anderen Organen auf ein Minimum reduziert werden. Ausserdem ist die Behandlung in Rückenlage für manche Patientinnen ungeeignet, beispielsweise bei Rückenschmerzen oder bei anderen gesundheitlichen Einschränkungen, die das Liegen auf dem Rücken erschweren. Kurz gesagt: Die Lösung von HeroSupport sorgt für die perfekte Positionierung der Brust jeder Patientin bei jeder Bestrahlung – schnell und genau. (Fortsetzung weiter unten…)

Gehört diese Behandlungsmethode schon zum Standard in der Schweiz?

Momentan befinden wir uns am Ende der Testphase. Nächstes Jahr werden wir in mehreren Spitälern in der Region Zürich Versuche mit fünf Bestrahlungssitzungen durchführen. Weitere Tests finden unter anderem im Kantonsspital Winterthur, in der Klinik Hirslanden und im Universitätsspital Zürich statt. Unsere Innovation stösst auf grosses Interesse, nicht nur in der Schweiz, sondern auch im Ausland, zum Beispiel in Frankreich. 

Gibt es weitere Einsatzgebiete für die Entwicklung von HeroSupport?

Ja, wir arbeiten beispielsweise an Schalen für Arme und Beine, die wegen der Rotation der Gelenke ebenfalls schwer zu positionieren sind. Damit können bösartige Tumore wie Sarkome gezielter und schonender behandelt werden. 

Auch entwickeln wir eine Lösung für krebskranke Kinder. Besonders kleine Kinder werden oft unter Anästhesie behandelt, damit sie sich bei der Bestrahlung nicht bewegen. Mit unserer Methode verkürzt sich die Behandlungszeit erheblich. Das bedeutet einerseits, dass die Kinder weniger Anästhesie benötigen und gleichzeitig mehr Kinder im gleichen Zeitraum behandelt werden können. Wir arbeiten ausserdem an einem weiteren Patent, das mit Wärme funktioniert und eine gute Lösung für rückfällige Patientinnen darstellt, da es eine Alternative zu weiteren Bestrahlungen bietet und eine noch effizientere Behandlung ermöglicht. 

HeroSupport wird von Tech4Eva unterstützt. Was bedeutet das konkret?

Ihre Hilfe ist für uns von unschätzbarem Wert. Wir wurden auf vielfältige Weise unterstützt, sei es durch eine erfahrene Mentorin, die uns mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung zur Seite steht, oder durch Schulungen, die speziell auf die Bedürfnisse unseres Unternehmens zugeschnitten sind, so dass wir beispielsweise leichter Zugang zu Fördermittel erhalten. Was mir an Tech4Eva am besten gefällt, ist der Fokus auf der Gesundheit von Frauen und die Tatsache, dass so viele Frauen involviert sind, denn das ist in den Bereichen Wissenschaft und Technik immer noch selten. 

Frauenspezifische Themen wurden in der Medizin lange vernachlässigt, obwohl Frauen die Mehrheit der Weltbevölkerung stellen. Woran könnte das liegen?

Ich denke, das Problem liegt an der Basis. Auch wenn heute viele Frauen Medizin studieren, sind die meisten Dozenten immer noch Männer, die oft vom männlichen Patienten als Norm ausgehen. Hoffentlich ändert sich das bald, denn auch heute müssen sich Frauen beim Arztbesuch manchmal anhören, dass ihre Beschwerden „nur eingebildet“ seien. Wann ist das je einem Mann passiert? 

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von Nadia Fernández,

veröffentlicht am 01.10.2024


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