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Gesünder leben?

Gesünder leben?

Wenn die kleine Schwester Krebs hat

Die Krebsdiagnose eines Kindes stellt das Leben aller Familienmitglieder von einem Tag auf den anderen auf den Kopf. In dieser Ausnahmesituation bleibt den meisten Eltern weder Zeit noch Kraft für ihre anderen Kinder. Diese stehen im Schatten des kranken Geschwisters und leiden mit – still und unbemerkt.

Jedes Jahr erhalten rund 300 Kinder und Jugendliche die Diagnose Krebs. Die lebensbedrohliche Krankheit erschüttert das emotionale und soziale Gleichgewicht der ganzen Familie. Geschwister erleben die Ängste, Sorgen und Verunsicherung der Eltern und sind selbst davon betroffen. Auch sie müssen sich mit dieser völlig veränderten Situation zurechtfinden und sind dabei oft auf sich alleine gestellt. Rückblickend erzählen die Betroffenen, dass sie unter diesem Verlust gelitten, sich vernachlässigt, ungeliebt und einsam gefühlt hätten. So berichtet eine junge Frau, deren Bruder an Krebs erkrankte: «Ich hatte oft Angst und war traurig. Heute würde ich sagen, dass ich ganz schnell erwachsen werden musste und mich in vielen Dingen selbst grossgezogen habe.»

Wie reagieren Geschwisterkinder auf die Ausnahmesituation?

Die individuelle Belastung hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab. Während ein Teil der Geschwister Gefühle von Angst, Einsamkeit, Eifersucht, Neid, Wut oder Schuld offen zeigt, reagiert ein anderer Teil verhaltener. Letztere tendieren dazu, ihre Gefühle eher zurückzuhalten, um ihre Eltern zu schonen. Während sie nach aussen unauffällig und gut zu funktionieren scheinen, kämpfen sie innerlich mit ihren Emotionen und leiden «still». Die Bandbreite der Gefühle und Reaktionen ist gross und oft widersprüchlich. «Manche Geschwister gehen aus der Krankheit innerlich gereifter hervor, empfinden sich als selbständiger und empathischer. Auch das Vertrauen und der starke Zusammenhalt innerhalb der Familie werden als positiv gewertet. Gelingt es jedoch nicht, das Erlebte zu verarbeiten, können Ängste, Unsicherheit, Schuldgefühle und Depressionen zurückbleiben, die Betroffene manchmal ein Leben lang begleiten“, so Prof. Dr. med. Nicolas von der Weid. Er ist Abteilungsleiter Hämatologie-Onkologie am Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB).

(Fortsetzung weiter unten…)

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Was brauchen Geschwisterkinder?

Eltern können unterstützend wirken, indem sie Brüder und Schwestern des erkrankten Kindes aktiv in das Geschehen miteinbeziehen, sie informieren und wertschätzen. Eine offene und altersgerechte Kommunikation über die Krankheit und die Therapie, die Möglichkeit, Fragen zu stellen und über Gefühle zu sprechen, hilft. Ebenso wie die Anerkennung und Wertschätzung für den Verzicht der gesunden Geschwister und deren Beitrag. Auch Spitalbesuche sind wichtig, weil sie dazu dienen, einen realistischen Blick darauf zu entwickeln, was dort mit dem Bruder oder der Schwester geschieht. Ebenso wichtig für ihr psychisches Wohlbefinden ist ein eigenes soziales Leben mit Freunden, Aktivitäten und Interessen - Räume und Zeiten also, die losgelöst sind von der Krankheit des Geschwisters. Oftmals sind Eltern überfordert bei diesem Spagat zwischen Normalität und Ausnahmezustand. So erzählt eine Mutter: «Die lebensbedrohliche Krankheit eines Kindes ist an sich schon eine immense Herausforderung. Umso schwieriger wird es aber, wenn noch ein weiteres Kind hinzukommt, dem es auch nicht gut geht.» Umso wichtiger ist es, das soziale Umfeld wie zum Beispiel die Schule oder den Kindergarten über die Situation zu informieren und sich bei Bedarf Unterstützung von aussen zu holen. Dazu kann auch eine psychologische Betreuung gehören, wenn die emotionale Belastung für den gesunden Bruder oder die Schwester zu gross wird. 

Wie können Familien unterstützt werden?

Mehr Infos:

Kinderkrebs Schweiz setzt sich mit seinen Mitgliedsorganisationen dafür ein, die Situation von krebskranken Kindern, ihrer Familien und Langzeitüberlebenden schweizweit zu verbessern. 

Wenn die familiären Ressourcen alleine nicht ausreichen, eine solche Lebenskrise zu bewältigen, ist eine frühzeitige professionelle Begleitung empfehlenswert. Diese kann entscheidend dazu beitragen, die grossen Belastungen für alle Familienangehörigen zu verringern. Das psycho-onkologische Betreuungsangebot in den Kinderspitälern richtet sich deshalb an krebskranke Kinder, ihre Eltern und die Geschwister. Damit Familien besser durch die Krise kommen, gibt es verschiedene Unterstützungsangebote. Diese reichen von kurzen Verschnaufpausen für Eltern über Freizeitaktivitäten für Familien und Feriencamps für krebskranke Kinder mit ihren gesunden Geschwistern bis hin zu Reha-Aufenthalten.

veröffentlicht am 29.11.2021


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