In der Schweiz erkranken jährlich circa 350 Kinder und Jugendliche an Krebs, darunter viele Säuglinge und Kinder unter vier Jahren. Über die Wichtigkeit der Kinderkrebs-Forschung.
Jedes Jahr erhalten in der Schweiz rund 350 Kinder und Jugendliche die Diagnose Krebs. Dank der grossen medizinischen Fortschritte der letzten 50 Jahre können heute vier von fünf der jungen Patienten erfolgreich behandelt werden. Dennoch stirbt immer noch fast jede Woche ein Kind an Krebs und rund 80 Prozent der ehemaligen Kinderkrebspatienten kämpfen mit zum Teil gravierenden Spätfolgen.
Um Hoffnung zu schöpfen, wünschen sich Eltern von krebskranken Kindern noch effizientere Behandlungsmöglichkeiten und einen besseren Zugang zu innovativen Therapien. Die Entwicklung neuer pädiatrischer Krebstherapien macht jedoch nur langsam Fortschritte. Während die Pharmaindustrie aus wirtschaftlichen Gründen kaum Interesse an dieser kleinen Patientengruppe zeigt, sind die Schweizer Kinder- und Universitätskliniken, die aktiv die Kinderkrebsforschung vorantreiben, chronisch unterfinanziert.
Kinderkrebs ist eine seltene Krankheit. Sie umfasst 60 verschiedene Tumorerkrankungen, deren Ursachen weitestgehend ungeklärt sind. Aus medizinischer Sicht liegt die Herausforderung darin, sowohl den Krebs erfolgreich zu behandeln, als auch die akuten Nebenwirkungen sowie Langzeitfolgen möglichst gering zu halten.
Weil sich Investitionen in die Kinderkrebsforschung aufgrund der geringen Fallzahlen für die Pharmaindustrie aber nicht lohnen, müssen zur Behandlung von krebskranken Kindern oft Arzneimittel verwendet werden, die eigentlich nur für Erwachsene zugelassen sind. Zudem gibt es grosse zeitliche Verzögerungen bis diese Medikamente auch für junge Patienten zugänglich gemacht werden können. Kinder sind jedoch nicht einfach kleine Erwachsene. Sie erkranken nicht an den gleichen Tumorarten und reagieren anders auf die Therapien.
Obwohl viele der klassischen Medikamente aus der Erwachsenenmedizin bei Kindern sehr wirksam sind, ist deren Anwendung problematisch: ihr Einsatz im pädiatrischen Bereich bleibt ungenügend untersucht und hat oft toxische Auswirkungen. Dies führt vor allem bei Kindern, die sich mitten im Wachstum befinden, zu akuten Nebenwirkungen und häufig zu mittel- bis schwerwiegenden Spätfolgen.
Für junge Krebspatienten wiederum, die nicht auf die üblichen Therapien ansprechen oder bei denen der Krebs zurückkommt, reichen die vorhandenen Behandlungsoptionen nicht aus. Umso dringlicher ist es deshalb, die Pharmaindustrie dazu zu bewegen, geeignete Medikamente für Behandlung von Kinderkrebs zu entwickeln.
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Es sind die Kinder- und Universitätskliniken, die mit grossem Engagement im Forschungsnetzwerk der Schweizerischen Pädiatrischen Onkologie Gruppe (SPOG) die Krebsforschung vorantreiben. Die meisten an Krebs erkrankten Kinder und Jugendlichen nehmen an internationalen klinischen Studien teil. Damit werden höchste Behandlungsstandards sichergestellt und die gewonnenen Erkenntnisse aus diesen Studien kommen wiederum zukünftigen Patienten zugute.
So sind die beachtlichen Heilungserfolge in der Kinderkrebsmedizin der jahrzehntelangen Zusammenarbeit von Kinderonkologen weltweit zu verdanken. Betrug die Überlebensrate in den 60er Jahren nur 30 Prozent, so liegt sie heute bei mehr als 80 Prozent. Aber das reicht nicht. In Zukunft müssen auch die 20 Prozent der Kinder geheilt werden, für die es bislang keine effektiven Therapien gibt.
Angesichts der Dringlichkeit bemühen sich Ärzte und Forschende an den Kinder- und Universitätskliniken verstärkt darum, die Heilungschancen ihrer Patienten weiter zu erhöhen und die Toxizität der Behandlungen zu verringern. Einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung von Kinderkrebs leisten auch die onkologische Grundlagenforschung, die ein besseres Verständnis der spezifischen kindlichen Tumoren ermöglicht, sowie die Epidemiologie, die unter anderem zu den Spätfolgen und Ursachen von pädiatrischen Krebsarten forscht.
Ungenügende finanzielle Mittel und die zum Teil hohen administrativen Hürden, insbesondere in der klinischen Forschung, erschweren diese Bemühungen jedoch. Da die staatliche Unterstützung bei weitem nicht ausreicht, sind die Schweizer Kinder- und Universitätsspitäler sowie die SPOG gezwungen, ihre Forschungsprojekte über Spendengelder und Drittmittel zu finanzieren. Das bindet viele Ressourcen und schafft Unsicherheiten.
Damit alle krebskranken Kinder und Jugendlichen in der Schweiz mit den bestmöglichen und modernsten Therapien behandelt werden können, ist eine aktive und finanziell abgesicherte Forschung, die auf diese spezifische Patientengruppe ausgerichtet ist, entscheidend. Nur so können bestehende Behandlungsansätze optimiert sowie die Einführung neuer Therapien und Medikamente sichergestellt werden.
Fortschritte in der Grundlagenforschung helfen, die spezifischen Merkmale von Kinderkrebs besser zu verstehen, um die Krankheit effizienter zu behandeln. Erkenntnisse aus neuen wissenschaftlichen Studien könnten dazu führen, dass junge Krebspatienten zukünftig nicht mehr oder nur begrenzt mit allzu toxischen Methoden behandelt und Nebenwirkungen sowie Langzeitfolgen reduziert werden. Und schliesslich ist es wichtig, mehr über die Ursachen von Kinderkrebs zu forschen, um mögliche Risikofaktoren frühzeitig zu identifizieren.
Kinderkrebs Schweiz engagiert sich deshalb stark für die pädiatrische Forschung. Wir finanzieren vielversprechende Projekte in der klinischen sowie epidemiologischen Forschung und fördern herausragende Projekte im Bereich der Grundlagenforschung. Auf diese Weise tragen wir gemeinsam mit unseren Mitgliedsorganisationen dazu bei, dass in Zukunft noch mehr Kinder geheilt und unter weniger Spätfolgen leiden müssen. Mehr Informationen zur Kampagne hier.
Zu Beginn der Behandlung fast aller Krebserkrankungen im Kindesalter stehen auch heute noch die konventionellen Strategien: Chirurgie, Chemotherapie und Bestrahlung. Neuartige Ansätze wie die personalisierte Medizin und Krebsimmuntherapien, die bei Erwachsenen bereits erfolgreich eingesetzt werden, sind grosse Hoffnungsträger für die Kinderkrebsmedizin. Einer der Vorteile dieser hochmodernen Therapien sind ihre geringeren Nebenwirkungen, da sie Krebszellen gezielter angreifen als eine Chemotherapie, die auch die gesunden Zellen schädigt. Für Kinder und Jugendliche, die häufig ein Leben lang mit zum Teil gravierenden Spätfolgen zu kämpfen haben, ein wichtiger Faktor.
Da Krebs nicht gleich Krebs ist, unterscheidet sich sowohl die Art des Tumors als auch der Krankheitsverlauf von Patient zu Patient. Durch die rasanten Fortschritte in der Molekularbiologie sind Forscher inzwischen in der Lage, den Tumor eines einzelnen Menschen umfassend zu charakterisieren. Das ermöglicht es, die individuelle Krebserkrankung eines Patienten gezielt und personalisiert zu behandeln.
Ein zweiter sehr vielversprechender Ansatz ist die Immuntherapie. Sie hat in den letzten Jahren zu rasanten Behandlungsfortschritten bei spezifischen Krebsarten geführt, zum Beispiel bei bestimmten Formen der Leukämie. Immuntherapien liegt die Tatsache zugrunde, dass der menschliche Körper in der Lage ist, Krebszellen bis zu einem bestimmten Grad zu bekämpfen und zu eliminieren. Immuntherapeutische Medikamente zielen darauf ab, die körpereigenen Abwehrkräfte zu befähigen, effektiver gegen den Tumor vorzugehen.
Insbesondere die sogenannte CAR-T-Zelltherapie, die als innovative Behandlungsoption bei Kindern eingesetzt werden kann, bei denen Standardtherapien versagen, weckt bei vielen Eltern grosse Hoffnung. Bisher stehen diese neuen Therapieansätze aber erst am Anfang und ihre Wirkung beschränkt sich momentan noch auf bestimmte Tumorarten. Es braucht deshalb grössere systematische Studien, die zeigen, wie sich diese Methoden noch besser einsetzen lassen, ob zum Beispiel alleine oder in Kombination mit althergebrachten Therapien.