Oft verschriebene Medikamente können einen Mangel an Mikronährstoffen verursachen. Auch bestimmte Erkrankungen gehen mit erhöhtem Bedarf einher.
Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel sind oft unnötig, machmal sogar schädlich. So galten etwa hohe Dosen von Vitamin E und auch Beta-Karotin eine Weile als gesund – bis grosse Studien zeigten, dass sie die Sterblichkeit vermutlich sogar erhöhen. Was also nützt wem in puncto Ergänzungsmittel?
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Grundsätzlich gilt, dass Mikronährstoffe aus der Nahrung besser aufgenommen werden und besser verträglich sind als «künstliche». Trotzdem gibt es Situationen, in denen die Einnahme solcher Präparate sinnvoll sein kann.
Wer zum Beispiel längere Zeit einen Magensäureblocker benötigt, sollte seinen Vitamin-B12-Spiegel sowie Calcium und Magnesium im Auge behalten. Denn das Medikament kann bewirken, dass diese drei Mikronährstoffe ungenügend aufgenommen werden.
Ob auch das oft verordnete Diabetes-Medikament Metformin zu einem Vitamin-B12-Mangel beiträgt, sei offen, bilanzierten zwei Präventionsexpertinnen in der US-Ärztezeitung «Jama». Gemäss dem «Arzneimittel-Kompendium» kann Metformin sehr selten – also bei weniger als einem von 10’000 Patienten – einen Vitamin-B12-Mangel hervorrufen.
Auch Medikamente gegen Epilepsie können Mangelzustände begünstigen, zum Beispiel an Vitamin D oder K. Wer an entzündlichen Darmerkrankungen oder Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) leidet, läuft hingegen eher Gefahr, einen Mangel an Eisen, Zink, Magnesium, Vitamin B12 oder Vitamin D zu entwickeln.
Auszehrende Erkrankungen, Chemotherapien oder chronische Entzündungen erhöhen den Bedarf an verschiedenen Mikronährstoffen ebenfalls. Am besten lässt man sich fachkundig beraten.
Über längere Zeit erhöhter Alkoholkonsum geht vor allem mit einem erhöhten Bedarf an B-Vitaminen einher. Einerseits, weil Alkohol im Übermass ein Zellgift ist und daher der Bedarf an diesen Vitaminen steigt. Andererseits, weil er die Magen- und Darmschleimhaut schädigt, so dass der Körper weniger Vitamine aufnimmt.
Bei altersbedingter Makuladegeneration bewähren sich Zink, Kupfer und spezielle Kombinationen von antioxidativ wirkenden Stoffen wie Lutein und Zeaxanthin. Überhaupt spielt das Alter eine Rolle beim Bedarf an Mikronährstoffen.
Ab etwa 50 Jahren wird weniger Vitamin B12 aus der Nahrung aufgenommen. Im Magen bindet sich dieses Vitamin an den «intrinsic factor», der aber bei älteren Erwachsenen weniger gebildet wird. Deshalb sollte Vitamin B12 bei Bedarf ergänzt (und wo nötig gespritzt) werden.
Ähnliches gilt für Vitamin D. Die Haut bildet es bei genügend Sonnenbestrahlung selbst. Diese Fähigkeit nimmt jedoch im Alter ab. Ärzte empfehlen Senioren deshalb etwas höhere Dosen dieses Vitamins (800 Einheiten täglich).
Schon lange etabliert ist die Gabe von Folsäure während der Schwangerschaft und von Vitamin K und D bei Säuglingen. Folsäure reduziert das Risiko für bestimmte Fehlbildungen bei Kindern, Vitamin K senkt beim Neugeborenen das Risiko für schwere Blutungen und Vitamin D beugt Wachstumsstörungen vor.
Ideal ist, Folsäure bereits einige Monate vor einer geplanten Schwangerschaft zu nehmen. Denn der Bedarf ist in den ersten vier Wochen besonders hoch – also dann, wenn Frauen oft noch nicht wissen, dass sie schwanger sind. Ebenfalls erhöht ist der Eisenbedarf während der Schwangerschaft. (Lesen Sie unten weiter...)
Multivitamine und -mineralien seien für Personen mit wenig Appetit sinnvoll, raten die Präventionsfachfrauen im Fachblatt «Jama». Bei gesunden Erwachsenen seien sie dagegen unnötig.
Vorsicht ist bei der Einnahme von Calcium angebracht. Die täglich empfohlene Dosis für Erwachsene beträgt 1000 Milligramm. Mehr davon ist nicht besser, denn Calcium im Übermass erhöht möglicherweise das Herzinfarkt-Risiko und könnte Nierensteine verursachen.
Idealerweise deckt man den Bedarf an Calcium über Nahrungsmittel. Um die konsumierte Menge zu ermitteln, gibt es Calciumrechner im Internet. Auch bei anderen Mikronährstoffen muss man aufpassen: Vitamin D und A etwa sind im Übermass giftig.
Viele Laien unterschätzen auch die Wechselwirkungen von Nahrungsergänzungsmitteln und Medikamenten. In einer US-Studie nahm etwa jeder zehnte ältere Erwachsene eine Kombination, die potentiell riskant war. So kann beispielsweise die Einnahme von Niacin (Vitamin B3) das Risiko für Nebenwirkungen von Cholesterinsenkern erhöhen.
Hochdosiertes Biotin (Vitamin B7) hingegen ist in der Lage, die Resultate von Labortests zu verändern. Der Grund: Manche Analysen funktionieren mit Hilfe von Biotin-Molekülen. Ist der Spiegel von Biotin im Blut sehr hoch, verfälscht dies das Ergebnis.
Bei Patienten wurden deshalb schon Herzinfarkte verpasst oder irrtümlicherweise Schilddrüsenerkrankungen diagnostiziert. Deshalb ist es sinnvoll, dem Arzt alles anzugeben, was man einnimmt, auch wenn es scheinbar harmlos ist.
Eine Schätzung für die USA geht davon aus, dass dort rund 23’000 Konsultationen auf Notfallstationen pro Jahr auf Nebenwirkungen von Nahrungsergänzungsmitteln zurückzuführen sind, zum Beispiel, weil diese nicht deklarierte Substanzen enthalten. Das ist wichtig zu wissen, wenn man sich auf Auslandsreisen mit Nahrungsergänzungsmitteln eindeckt.