Milan Stojilkovic (31) lehrt als Elite-Schwimmtrainer seinen Athletinnen unter anderem, dass Suchtmittel im Sport nichts verloren haben. Unterstützt wird er dabei von der Kampagne «cool and clean».
«Schwimmen bedeutet mir so viel, ich kann das gar nicht in Worte fassen», sagt Milan Stojilkovic (31) über seine Leidenschaft. «In diesen Momenten ist die Schwerkraft aufgehoben, du hast nur den Wasserwiderstand gegen dich. Und wenn du in Form bist, spürst du nicht mal den. Dann ist es wie fliegen.»
Bereits sein halbes Leben gehört das Schwimmen für den gebürtigen Serben zu seinem Leben. Ein Trainer entdeckte ihn im Hallenbad und nahm ihn unter seine Fittiche. Ein paar Jahre später schwamm Stojilkovic für die serbische Nationalmannschaft und holte in verschiedenen Wettbewerben über 330 Medaillen. Ein Gewässer führte ihn schliesslich in die Schweiz: Die Berner Aare. «Die Mutter meiner Frau wohnt in Bern und wir gingen sie mal besuchen», erinnert sich der Schwimmer. Als er sah, wie die Leute im berühmten grünen Fluss trieben, wars um ihn geschehen. Er bewarb sich auf eine Trainer-Stelle des Schwimmclubs Buchs SG und wurde nach zwei Tagen zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Heute leben er, seine Frau Katarina und der im Frühling 2020 geborene Sohn Matteo in der Ostschweiz.
In Buchs arbeitet er als Schwimmtrainer auf Niveau Elite und Regionalkader. Das heisst: Er trainiert Athletinnen mit hohen sportlichen Ambitionen, einige davon haben eine Swiss Olympic Talent Card. Der Match zwischen dem engagierten Trainer und seinen motivierten Zöglingen ist perfekt: «Ich bin ein sehr disziplinierter Mensch», sagt Stojilkovic über sich. «Ohne Disziplin kannst du nicht arbeiten. Aber nach dem Training bin ich ihr bester Freund.»
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«Milan ist immer motiviert. Sobald wir ins Hallenbad kommen, sehen wir seine gute Laune», sagt die 16-Jährige Csenge Molnar über ihren Coach. Sie trainiert seit fünf Jahren und ist mittlerweile im A-Team des Clubs. Die Trainings finden jeden Abend ausser Sonntag statt; am Freitag und Dienstag gibt es um 6 Uhr morgens zusätzlich Frühtraining. Für die Schülerin lohnt sich das Aufstehen: «Ich brauche viel Bewegung. Wenn ich kein Training habe, habe ich viel zu viel Energie. Und beim Schwimmen treffe ich meine Freundinnen.»
Zu den Freundinnen gehören Leonie Menzi (14) und Natalia Diez (13), die beide ebenfalls in Buchs schwimmen und leben. Diez hat als Mädchen Synchronschwimmen gemacht. Vor drei Jahren wechselte sie schliesslich ins Schnellschwimmen. «Beim Synchronschwimmen sind alle sehr dünn und klein. Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht so reinpasse. Beim Schnellschwimmen ist es anders, hier sind alle eher muskulös.» Diez könnte sich gut vorstellen, später mal Profischwimmerin zu werden, aber zuerst geht’s auf die Kanti. Mit Stojilkovic hat sie einen guten Trainer an ihrer Seite: «Er ist streng, aber man wird besser durch ihn. Er bringt uns bei, nett zu sein und Geduld zu haben statt auszurasten», sagt sie über den dunkelhaarigen Serben mit Nerven aus Stahl. «Wir sind oft 20 sehr laute Jugendliche im Hallenbad. Milan verliert nie die Geduld.»
Dass sich Geduld auszahlt, durfte auch Leonie Menzi (14) erleben. Schon als Kind war sie am liebsten im Wasser. Seit sieben Jahren trainiert sie nun und holte sich bereits ein paar erste Medaillen. «Am meisten gefällt mir, wenn man an Wettkämpfen sieht, wie gut man geworden ist. Und die Kolleginnen sind super: Wir sind ein Team und jedes Training macht Spass», sagt Menzi. Milan könne schon recht streng sein: «Aber er ist voll nett. Mit ihm ists immer cool!»
Stojilkovic nimmt seine Vorbildrolle ernst: «Für mich sind das nicht einfach Jugendliche, die schwimmen kommen. Ich frage sie immer, wie es ihnen geht und was es Neues gibt. Man trägt so viel Verantwortung.» Als Trainer sei man 24 Stunden am Tag involviert: «Auch zuhause denke ich darüber nach, wie ich den Jugendlichen helfen kann, ihre Leistung zu verbessern.» Das schönste Gefühl sei für ihn, wenn seine Schwimmerinnen nach einem guten Training lachend nach Hause gehen. «Wenn mein Team alles gibt, bin ich stolz.»
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Das Präventionsprogramm «cool and clean» von Swiss Olympic steht für erfolgreichen, fairen und sauberen Sport. Es unterstützt leitende Personen darin, die Lebenskompetenzen der Jugendlichen zu fördern, gefährliche Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und richtig zu reagieren. Migros Fitness als Official Partner von Swiss Olympic trägt die Kampagne in ihren 140 Fitnessanlagen mit. Das Programm baut auf sechs Commitments auf, zu denen sich die Leitenden zusammen mit den Jugendlichen bekennen:
Zu seiner Rolle als Vorbild gehört auch ein verantwortungsvoller Umgang mit Suchtmitteln. Dieses und weitere Anliegen thematisiert das nationale Präventionsprogramm «cool and clean» von Swiss Olympic. «Ich habe das Programm im Frühling 2020 kennengelernt und mochte das Konzept von Anfang an», sagt Stojilkovic. Seit dann baute er die Grundsätze auch in seine Trainings ein: Jeden ersten Samstag im Monat spricht er mit seinen Zöglingen über Themen wie Fairplay, Ernährung oder Social Media.
«Wenn man raucht, mindert man bewusst seine Leistung. Das habe ich nie verstanden», sagt der Schwimmer. «Die Kampagne schafft ein Bewusstsein für die schädlichen Auswirkungen von Suchtmitteln, das ist wichtig.»
Am besten sei es, die Grundsätze vorzuleben. «Ich trinke oder rauche nicht. Natürlich habe ich früher mit Freunden mal was probiert, aber ich habe mich für den Sport entschieden», so der 31-Jährige.
Die Haltung färbt auf seine Schwimmerinnen ab: «Wir investieren so viel ins Schwimmen, ich möchte mir das nicht kaputt machen. Andere in meinem Alter fangen jedoch jetzt an mit Alkohol und Zigaretten», sagt zum Beispiel Csenge Molnar. Auch Natalia Diez kennt den Gruppendruck: «Es kann manchmal schwierig sein, wenn deine Freunde etwas ausprobieren wollen», gesteht sie. Für Leonie Menzi ist klar: «Ich finde, man muss nicht rauchen, um zu den Coolen zu gehören.»
Die vorbildliche Haltung der Sportlerinnen macht deren Trainer stolz. Denn Milan Stojilkovic wünscht sich nichts sehnlicher, als dass seine Athletinnen trotz gelegentlicher Rückschläge weiterschwimmen – denn das Training sei auch Lebensschule: «Wir alle haben gute und schlechte Tage. Manchmal braucht es einfach etwas Geduld.» Natalia Diez ergänzt: «Man kann entweder den ‘einfachen’ Weg nehmen und aufgeben, oder weiterkämpfen und schliesslich seine Ziele erreichen.»