Während des Dry January soll man keinen Alkohol anrühren. Danilo, Paola, Chin und Alexandre haben es versucht – und können es wärmstens weiterempfehlen.
Danilo Meier einen Dry-January-Pionier zu nennen, wäre untertrieben. Er wagte das Experiment bereits vier Jahre bevor die Gesundheitskampagne offiziell die Schweiz erreichte. «2017 nahm ich mir vor, einen Monat lang auf Alkohol zu verzichten. Da ich mich schnell daran gewöhnte, machte ich einfach weiter», erinnert er sich. Am Schluss war er ein ganzes Jahr abstinent.
Zuvor hatte er zwei- bis dreimal pro Woche Bier getrunken. Warum eigentlich? «Als ich jünger war, traf ich mich mit meinen Freunden, und wir tranken automatisch ein paar Gläser und hatten eine gute Zeit.» Dann begann er, nachzudenken, erinnerte sich an die Grosseltern, die während des Essens immer eine Flasche Wein auf dem Tisch stehen hatten – was für sie und ihn selbst völlig normal war. «Es wurde mir klar, welch hohen Stellenwert der Alkohol in der Schweiz hat, ohne dass man sich dessen wirklich bewusst ist.» Da er generell nicht gerne von etwas abhängig ist, beschloss er, dauerhaft etwas Distanz zum Alkohol zu schaffen. Bis jetzt geht es für ihn auf. Danilo geht weiterhin mit seinen Freunden aus und wechselt zwischen alkoholhaltigem und alkoholfreiem Bier.
2024 ist Paola Stanics vierter Dry January. «Nach den Exzessen der Feiertage ist es gut, eine Pause zu machen», sagt sie. Für sie ist es zur Gewohnheit geworden, im Januar nicht mehr zu trinken, und es steht so fix in der Agenda. «Das macht es viel einfacher, sich daran zu halten», so die Neuenburgerin, die derzeit in Bern lebt und pro Wochenende etwa drei Gläser Wein oder Bier konsumiert.
Bei ihrem ersten Dry January musste die Juristin lernen, die angebotenen Drinks abzulehnen. «Man darf keine Angst haben, Nein zu sagen.» Es erfordere ein wenig Übung, aber sie habe bald bemerkt, dass man gar nicht schräg angeschaut werde. Nichttrinken sei gesellschaftlich immer mehr akzeptiert. Ihre sozialen Kontakte habe sie auch nicht einschränken müssen. Im Gegenteil. Ihr Rat: «Gönnen Sie sich etwas, wenn Sie unterwegs sind: Ausser Alkohol ist alles erlaubt. Man kann ein Glas Alkohol, das viele Kalorien enthält, beispielsweise durch ein leckeres Dessert ersetzen.» Letztlich sollte man nie vergessen, dass der Dry January ein Spiel ist, mit dem man den Grad der eigenen Alkoholabhängigkeit testen kann. «Und wenn man nach drei Wochen aufgibt, ist das kein Weltuntergang.»
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Ju Chin trinkt zwar nur mässig – einmal alle zwei Monate, wenn sie Freunde empfängt oder in einem Restaurant isst. Die positiven Auswirkungen des Dry January spürt sie trotzdem: «Wenn ich nicht trinke, schlafe ich viel tiefer, und ich habe keine Magenschmerzen mehr, wie ich sie nach Champagner oder Prosecco bekommen habe», sagt sie.
Generell habe sie das Gefühl, ihren Körper zu entgiften und mehr Energie zu haben. Diesen Schwung nutzt sie, um im Januar Neues anzupacken: «Ich habe mit dem Schwimmen angefangen, weil ich nicht mehr nur zu Hause sitzen und nichts tun wollte.» Für sie bedeutet Dry January, sich einer Herausforderung zu stellen, die Selbstdisziplin verlangt. «Wer besteht, darf stolz darauf sein und wird in seinem Selbstbewusstsein gestärkt.»
In Bourg-en-Lavaux (VD) hoch über dem Genfersee bewirtschaftet Alexandre Fischer die Domaine Saint-Amour, eine 10 Hektar grosse Parzelle mit Weinreben. «Ich unterstütze den Dry January, der meiner Meinung nach nicht im Widerspruch zu meinem Beruf steht», stellt der Waadtländer gleich zu Beginn klar. Als er diesen Sommer krank war, machte er sich einen Spass daraus, drei Wochen lang nichts zu trinken. Für den Körper eines Winzers keine schlechte Idee, «sofern man das Bedürfnis dazu verspürt».
Lade die kostenlose App «Try Dry» herunter, die dir hilft, deinen Dry January erfolgreich zu bestehen. Sie hilft dir, ein Tagebuch zu führen und beispielsweise die Anzahl der Kalorien und den eingesparten Geldbetrag zu visualisieren.
Angst, dass die Leute nach dem Dry January weniger trinken und das Geschäft der Winzer leidet, hat er keine: «Es ist besser, weniger oft, dafür qualitativ hochwertigere Weine zu trinken.» Für ihn ist Wein etwas Besonderes, das Emotionen weckt und das man mit Freunden teilt. Hier sieht er noch viel Aufklärungsarbeit. «Insbesondere die Jugend muss lernen, den wahren Wert der Weine zu schätzen.»