Vapen schadet der Gesundheit weniger als Zigaretten. Doch Fachleute sind besorgt, weil Jugendliche mit bunten, süssduftenden Puff Bars verführt werden.
Immer mehr Jugendliche benutzen E-Zigaretten, die speziell auf dieses Alter abzielen. E-Zigaretten erzeugen zwar weniger Schadstoffe als verbrannter Tabak. Das macht sie vermutlich weniger gesundheitsschädlich. Allerdings gibt es noch keine Langzeitstudien, die das belegen.
E-Zigaretten sind batteriebetriebene Geräte, die eine Flüssigkeit mit diversen Inhaltstoffen – meist auch Nikotin – erhitzen. Dabei entstehen Dämpfe, die inhaliert werden. Zudem gibt es Systeme, die Tabaksticks erhitzen statt verbrennen.
Seit 2020 erobern sogenannte Puff Bars und einige Nachahmerprodukte den Markt. Die kleinen, farbigen Gadgets sehen aus wie Leuchtstifte und fallen deshalb kaum auf. Viele sind mit süssen und fruchtigen Aromen angereichert. «Damit zielen sie speziell auf Jugendliche ab», sagt Markus Meury von der Stiftung Sucht Schweiz. Die meisten Geräte dieses Typus würden Nikotinsalze enthalten. «In dieser Form macht die Substanz besonders schnell süchtig.» Damit gleichen sie den Geräten des Unternehmens Juul, das sich vor zwei Jahren aus dem Schweizer Markt zurückgezogen hat und in den USA wegen seiner Vermarktungspraktiken knapp 440 Millionen Dollar Busse bezahlte. Bei Puff Bars handelt es sich um Wegwerfprodukte, was schlecht für die Umwelt ist. Denn sie bestehen aus diversen wertvollen Rohstoffen wie etwa Aluminium, Schwermetallen und einem Lithium-Ionen-Akku. Nur wenige davon werden fachgerecht entsorgt.
E-Zigaretten erzeugen bis zu 95 Prozent weniger Schadstoffe als verbrannter Tabak. Damit sind sie ziemlich sicher weniger gesundheitsschädlich. Weil sie erst vor rund 15 Jahren aufgekommen sind, gibt es jedoch noch keine Langzeitstudien, die das belegen. Am besten für die Gesundheit ist es bestimmt, die Finger ganz von Tabak und Verdampfungsgeräten zu lassen. Für Raucherinnen und Raucher hingegen ist der Umstieg höchstwahrscheinlich sinnvoll. Viele ersetzen ihren Zigarettenkonsum aber nur teilweise mit E-Zigis – zum Beispiel, wenn sie in geschlossenen Räumen einige Züge nehmen wollen. Aus gesundheitlicher Sicht bringt dies nicht viel. Denn mit einer Zigarette pro Tag ist das Gesundheitsrisiko bereits etwa halb so gross, wie wenn man jeden Tag zehn Zigaretten raucht.
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«Auch über das Dampfen nimmt man zahlreiche Stoffe auf, die teilweise noch mangelhaft untersucht sind», erklärt Markus Meury. Der Konsum von E-Zigaretten kann die Entstehung von Atemwegsentzündungen begünstigen und bei bestehendem Asthma die Symptome verstärken. Die meisten Produkte enthalten zudem Nikotin, teilweise in höheren Dosen als erlaubt. Diese Substanz stimuliert die Ausschüttung von Hormonen und Neurotransmittern im Gehirn, was die Wahrnehmungsfähigkeit und Konzentration steigert sowie den Appetit hemmt. Nikotin macht aber so stark süchtig wie Heroin. Einige E-Zigaretten enthalten auch Zusatzstoffe, welche die Nikotinaufnahme beschleunigen. Zudem besteht die Gefahr des Einstiegs ins Rauchen. Die Lungenliga rät vor allem von Systemen mit erhitztem Tabak ab. Denn bei hohen Temperaturen von bis zu 350 Grad Celsius konnten Studien ebenfalls eine kleine Menge Rauchpartikel nachweisen. Weniger gesundheitsgefährdend sind wahrscheinlich Erhitzungsprodukte, die mit tiefen Temperaturen von etwa 30 Grad Celsius funktionieren.
Wie neuere Studien zeigen, nimmt der Konsum zu. Gemäss einer Befragung in der Westschweiz benutzen rund 30 Prozent der 14- bis 17-Jährigen gelegentlich Puff Bars und 10 Prozent regelmässig. In Aargauer Berufs- und Kantonsschulen gaben 7 Prozent der 15 bis 17-Jährigen an, mindestens einmal pro Woche zu dampfen. Es ist bekannt, dass die Chance grösser ist, später Zigaretten zu rauchen, wenn man in der Jugend gedampft hat. Wie stark E-Zigaretten daran schuld sind, ist jedoch unklar. Wahrscheinlich sind gewisse Jugendliche generell offener für Suchtmittel als andere.
Oft bemerken Eltern nicht, dass ihre Kinder Puff Bars oder andere E-Zigaretten benutzen. Einige dieser Geräte werden auch als «Happy Puffs» oder «Geek Bars» bezeichnet. Sprechen Sie Ihr Kind im Jugendalter aktiv und wohlwollend darauf an. Fragen Sie nach, ob es die Geräte kennt oder bereits ausprobiert hat. Informieren Sie Ihr Kind über die gesundheitlichen Risiken. Manche Jugendliche sind auch sehr gut über das Thema «Auswirkungen auf die Umwelt» erreichbar.
Auf der Website von Sucht Schweiz finden Eltern ein Factsheet zum Thema Puff Bars sowie einen Leitfaden für Gespräche mit Jugendlichen zum Rauchen allgemein.
In etwa zwei Dritteln der Kantone sind Verdampfsysteme derzeit auch für Minderjährige käuflich. Mit dem neuen Tabakproduktegesetz, das voraussichtlich 2024 in Kraft tritt, wird die Altersgrenze auf 18 Jahre festgelegt und auch die Werbung besser geregelt. Denn im Wissen, dass der Grossteil der Rauchenden vor dem 18. Altersjahr beginnt, zielt die Tabak-Lobby mit ihren Werbe-Offensiven vor allem auf die Jugend ab. Weil Zigarettenwerbung zunehmend auf Kritik stösst und Tabak wegen der höheren Steuern auch weniger profitabel ist als alternative Systeme, setzt die Branche nun vermehrt auf das Vapen und inszeniert dieses als hippen Lifestyle.