Es gibt nicht nur zu wenig, sondern auch zu viel Training. Was passieren kann.
An dieser Studie hätte man lieber nicht teilnehmen wollen. Ihr Ziel: Die Triathleten sollten drei Wochen so viel trainieren, dass sie immer erschöpfter werden und in einen Zustand der Überbeanspruchung geraten.
Am Ende dieser ermüdenden Trainingsphase – mit 40 Prozent mehr Leistung als sonst üblich – folgte der «krönende» Höhepunkt des Experiments: Ein 45-minütiger Sprint auf dem Ergometer sowie mehrere Tests. Unter anderem mussten die Teilnehmer ins MRI und sich dort insgesamt 180-mal zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden.
Die Sportler wurden zum Beispiel gefragt, ob sie lieber sofort 50 Euro hätten oder 100 Euro, aber erst in einem Jahr. Das MRI zeichnete währenddessen auf, welche Hirnbereiche besonders aktiv waren.
Nicht-Wissenschaftlern mag dieses Experiment, das von der französischen Anti-Doping-Agentur mitgesponsert wurde, ziemlich komisch vorkommen. Es hat aber einen Sinn.
Denn Überbeanspruchung ist die Vorstufe des Übertrainings: Der Sportler brennt aus, seine Leistung fällt ab und er kann sich in der Zeit, die ihm sonst dafür genügt, nicht mehr erholen. In einem solchen sportlichen Burnout greifen manche Athleten zu Dopingmitteln.
Das Experiment zeigte, dass die 19 Ausdauersportler, die vom vielen Training ermüdet waren, auch anders entschieden. Als Vergleich dienten 18 Triathleten, die drei Wochen lang wie üblich trainiert hatten.
Die ausgepowerten Sportler entschieden impulsiver, konnten Versuchungen schlechter widerstehen und nahmen lieber «den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach». Der Grund dafür ist vermutlich, dass eine bestimmte Hirnregion im Bereich des Stirnhirns bei den erschöpften Triathleten offenbar ebenso «ermüdet» war wie ihre Muskeln.
Diese Hirnregion spielt eine wichtige Rolle bei Entscheidungen. «Wenn Ihr Gehirn in einem Zustand der Fatigue ist, treffen Sie andere Entscheidungen als sonst», sagt der Studienleiter Mathias Pessiglione von den Sorbonne Universités in Paris.
Ausdauersport sei zwar generell gut für die Gesundheit. Wer es aber damit übertreibe, könne so auch negative Wirkungen auf das Gehirn erzielen, warnen Pessiglione und seine Kollegen.
Das Tröstliche in diesem Fall: Die Teilnehmer an dem Experiment erholten sich alle wieder vollständig.
Quelle: «Current Biology»
(Fortsetzung weiter unten...)
Übertraining manifestiert sich in einer systematischen Erschöpfung, die einhergeht mit Antriebslosigkeit und Leistungsrückgang. Häufig sind monoton abgespulte Trainingseinheiten dafür verantwortlich.
Treten diese Symptome auf, legt man besser eine mehrtägige Pause ein. Keine Angst: Auch ein Trainingsunterbruch von zehn Tagen wirkt sich nicht negativ auf Ihre Kraft und Ausdauer aus. Ganz im Gegenteil: Solltest du dich tatsächlich in einem Zustand des Übertrainings befinden, wirst du nach der Pause leistungsfähiger sein!