Der Berg ruft: Mountainbike-Urgestein Thomas Frischknecht sagt, wie man lange Steigungen und zahllose Kehren elegant meistert.
Thomas Frischknecht, wie viele Wochen vor meiner ersten Passfahrt oder meiner ersten Bergtour mit Rennrad oder Bike sollte ich mit dem Training beginnen?
Ist eigentlich ganz einfach: Je besser die Basisfitness, desto weniger hart braucht man unmittelbar vor der grossen Herausforderung zu trainieren. Hat man sich den Winter über ausreichend bewegt, reicht ein Monat Training vor den ersten grossen Touren eigentlich aus. Ansonsten sollte man natürlich mehr Zeit einplanen.
Wie sieht ein gezieltes Training vor einer Bergfahrt aus?
Bei Einsteigern und Fahrern, die grundsätzlich nicht genügend Zeit zum Trainieren haben, gilt: Je mehr Einheiten, desto besser! Idealerweise setzt man unter der Woche auf zwei bis drei kürzere Trainings. Das kann alternativ auch mal Laufen, Schwimmen oder Spinning auf der Rolle sein. Am Wochenende sollte man jedoch versuchen, ausgedehntere Ausfahrten zu absolvieren. Hier ganz wichtig: Stets im tieferen Pulsbereich bleiben. Je mehr man investiert, desto besser läufts am Ende. Fortschritte sind relativ schnell spürbar, was auch den Spass und die Motivation steigert. Bei nur einem oder zwei Trainings pro Woche fehlt dieses Steigerungspotential. (Lesen Sie unten weiter...)
Wie fahre ich in den Berg hinein?
Zwischenziele setzen und die Tour defensiv angehen. Ist in der zweiten Hälfte oder im Schlussdrittel noch Kraft vorhanden, kann man immer noch steigern. Und bloss nicht verrückt machen lassen von den «Profis», die einem schon in den ersten Kehren um die Ohren sausen.
Der Weg zum Gipfel ist weit – gibt es mentale Tricks, um ganz sicher oben anzukommen?
Wie erwähnt: Lieber langsam starten als übermotiviert lostreten. Das bedeutet, ein Tempo zu wählen, in dem man sich noch mit einem allfälligen Begleiter unterhalten kann. Da man ja kein Rennen bestreitet, kann man auch die Landschaft geniessen. Oder an etwas Schönes denken. Das klingt ein bisschen lapidar, ist aber so: Positive Gedanken halten die Motivation hoch und lassen die Zeit schneller vergehen. Und eine Pause einzulegen, ist sowieso keine Schande.
Dann, endlich, das Ziel ist erreicht. Die Talfahrt wird zum Kinderspiel, oder?
Das sehe ich nicht so. Gerade, wenn man erschöpft ist, schwindet auch die Konzentration. Viele überschätzen in der ersten Euphorie, die Passhöhe oder den Gipfel erreicht zu haben, ihre Fahrfähigkeiten. Wie bei der Bergfahrt gilt deshalb auch bei der Talfahrt: Besser langsam starten und sich an das Gelände oder die kurvige Strasse herantasten. Sowieso: Wer zum Bergfahrer werden will, der sollte nicht gerade mit dem höchsten Pass anfangen, sondern den Schwierigkeitsgrad Schritt für Schritt steigern.