Herbst und Tessin – da gehören unweigerlich die Kastanien dazu. Der «Sentiero del Castagno» liefert Einblick in deren Anbau und Ausblick auf hübsche Dörfer.
Vorbei an Dörfern und Wasserläufen geht es durch ausgedehnte Kastanienwälder. Die uralten Kastanienhaine werden auch heute noch sorgfältig gepflegt. Gerade im Herbst verwandeln die braungelben Farne und die knorrigen Bäume das Bergtal in eine romantische Parklandschaft. Und immer wieder eröffnet sich auf dem «Sentiero del Castagno» ein wunderschönes Panorama auf die einzelnen Dörfer entlang der Strecke und hinüber zur Gradiccioli-Kette und zum Monte Rosa. Übrigens: Kastanien, die vom Baum gefallen sind, dürfen aufgesammelt werden. Sie eigenhändig zu ernten, davon hingegen sei abgeraten!
Acht didaktische Stationen liefern entlang des «Sentiero del Castagno» aufschlussreiche Informationen über den Anbau der Marroni im Alto Malcantone. Etwa über die Verarbeitung und Verwendung von Holz und Frucht in früheren Zeiten: Durch das Rösten über kleinem Feuer wurden die Kastanien einst getrocknet und so über mehrere Monate hinweg haltbar gemacht. Das Räucherhäuschen zwischen Mugena und Vezio legt eindrücklich Zeugnis davon ab. Die getrockneten Blätter der Kastanie fanden zudem Verwendung als Viehfutter, Stamm und Äste als Brennholz oder Baumaterial.
Die leichte, gut fünfstündige Wanderung führt durch die sanfte Hügellandschaft des oberen Malcantone und steht ganz im Zeichen der Kastanie. Der ausgeschilderte Pfad liegt auf gut 800 Metern und ist rund 15 Kilometer lang. Er führt von Arosio (erreichbar in einer halben Stunde mit der S10 ab Bahnhof Lugano bis Lamone-Cadempino, umsteigen auf Bus 423 Richtung Miglieglia) durch die Dörfer Mugena, Vezio, Fescoggia und Breno. Kürzere Teilstücke sind ab jeder Ortschaft möglich.
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Jahrhundertelang lebte die Region zwischen Luganersee und Monte Lema von der Kastanie. Bis weit ins letzte Jahrhundert hinein kam die Baumfrucht nicht selten zweimal täglich auf den Tisch der Einheimischen. Ein Baum, so die Rechnung, vermochte mit seinen 200 Kilogramm Früchten eine Person einen Winter lang zu ernähren.
Wenngleich sie mittlerweile an Bedeutung als Grundnahrungsmittel verloren hat, so findet die süsslich-nussig schmeckende Marroni auch heutzutage noch ihre Verwendung, gerade in der Spezialitätenproduktion. So gibt es Biere, Honig, Glace oder Mehl, die auf der Zugabe von Kastanien basieren. Mit dem Zusammenschluss von Kastanien-Bauern oder einem umfangreichen Inventar wird im Südkanton einiges unternommen, damit die Marroni und die mit ihr verknüpfte Kultur nicht in Vergessenheit gerät.