Wenn eine dicke Nebeldecke das Mittelland deckelt, ziehen die Wandervögel bergwärts. iMpuls beschreibt tolle Herbstwanderungen - wo und wie du der Nebelsuppe am schönsten entfliehen kannst.
Die Appenzeller haben den Säntis, die Berner den Niesen – und die Freiburger den Moléson. Der 2002 Meter hohe Berg ist das Ausflugsziel schlechthin der Region Gruyère, die Aussicht vom Gipfel ist einzigartig. Wer indes den markanten Berg mit seiner eigenwilligen Form in seiner ganzen Grösse betrachten möchte, der ist auf dem 1500 Meter hohen Nachbar Niremont bestens bedient. Zudem ist es hier merklich ruhiger. Statt Rodelbahn und Schaukäserei gibt es Natur pur in Form weitläufiger Moore, verschlungener Wälder, von Wind und Wetter gezeichneter Bäume und mit dem Vallée de la Trême ein ökologisches Kleinod, wo der seltene Raufusskauz, der heimliche Dreizehenspecht und das gut getarnte Haselhuhn ideale Lebensbedingungen finden. An Aussicht über das Freiburgerland mangelt es dem Niremont ebenfalls nicht. Nur erklimmen muss man ihn, im Gegensatz zum Moléson, aus eigener Kraft.
Wanderung: Les Paccots, Les Rosalys – Les Rouvena – Niremont – La Goille au Cerf – Semsales. Infos: 12,5 km; 450 Hm Auf- und 700 Hm Abstieg; 4 h. Einfach. Zum Entdecken: Käseschnitte, Käsefondue, Meringues – im Alpbeizli La Goille au Cerf gibt’s vom Juni bis September Währschaftes aus der Freiburger Küche.
Es gibt Panoramen, die verleiden selbst nach stundenlangem Betrachten nicht. Die Aussicht auf den Thunersee mit dem Pyramidenberg Niesen als Wahrzeichen und auf die Berner Alpen gehört dazu. Der Berg, der den Postkartenblick gewährt, trägt den lieblichen Namen Blueme – ein unscheinbarer, dicht bewaldeter Hügel. In die Ferne blickt man dank des 16 Meter hohen Aussichtsturms auf dem Gipfel, der die Baumwipfel haarscharf überragt. Bis Ende des 19. Jahrhunderts war das anders. Der Gipfel war kahl, zuoberst stand eine Hochwacht, um die Menschen mit einem weitum sichtbaren Feuer vor Katastrophen zu warnen und die nächste Hochwacht zu verständigen. Diese stand auf dem Bantiger über der Stadt Bern, 30 Kilometer Luftlinie entfernt. So weit geht der Blick im Abstieg nach Sigriswil und zur 340 Meter langen Panorama-Hängebrücke nicht, doch See, Niesen und Berner Alpen bleiben einem erhalten. Stundenlang.
Wanderung: Heiligenschwendi, Reha Zentrum – Blueme – Margel – Tschingel ob Gunten – Aeschlen ob Gunten – Panorama-Hängebrücke – Sigriswil. Infos: 7,9 km; 310 Hm Auf- und 640 Hm Abstieg; 2,75 h. Mittel. Zum Entdecken: Nach Sigriswil statt über die gebührenpflichtige Hängebrücke den Weg durch die Gummischlucht wählen und deren furchteinflössende Felswände hautnah erleben.
Er ist 8,5 Kilometer lang, 2,5 Kilometer breit und fasst 96 Millionen Kubikmeter Wasser. Der Sihlsee hinter Einsiedeln im Kanton Schwyz ist der grösste Stausee der Schweiz. Sein Bau in den 30er-Jahren veränderte das Sihl-Hochtal tiefgreifend. 500 Menschen wurden umgesiedelt, weitere 1300 waren in ihrer Existenz betroffen, zahlreiche Wohnungen, Bauernhöfe, Kapellen, Kleinbetriebe und Torfhütten gingen unter. Bricht die Staumauer, stehen Teile der Stadt Zürich innert weniger Stunden bis zu acht Metern unter Wasser. Zwei Wanderstunden über liebliche Weiden und breite Grate führen vom Seeufer auf den Gipfel des Stöcklichrüz. Dann hat man den tiefblauen Sihlsee in seiner ganzen Grösse im Blick. Und nicht nur das: Das Panorama reicht von den markigen Schwyzer Alpen über die grossen Sprungschanzen von Einsiedeln bis zum Zürichsee und zur Linthebene. An diesem traumhaften Blick kann man sich zwei weitere Wanderstunden bis nach Lachen sattsehen.
Wanderung: Willerzell, Bodenmattli – Summerig – Grueb – Stöcklichrüz – Bräggerhof – Stutz – Lachen. Infos: 10,5 km; 440 Hm Auf- und 915 Hm Abstieg; 4 h. Mittel. Zum Entdecken: Hunger und Durst haben muss niemand am Stöcklichrüz. Gleich mehrere Beizli laden zwischen Gipfel und Lachen zur Einkehr – meist am Wochenende. (Fortsetzung weiter unten…)
Er war eine touristische Attraktion und ein Unikat fürs Appenzellerland: der Sessellift von Schönengrund auf den Hochhamm. Auf roten Zweiersesseln zuckelte man bergwärts; im Sommer zum Wandern, im Winter zum Skifahren. 1965, im Eröffnungsjahr der Bahn, galt der 1222 Meter hohe Hochhamm noch als schneesicher. Anfang der 90er-Jahre sah dies anders aus. Die Bahn machte Konkurs und wurde abgebrochen. Erhalten geblieben sind das gemütliche Bergrestaurant auf dem lang gezogenen Grat und die schön angelegten Wanderwege mit Aussicht auf das Alpsteingebirge mit dem Säntis im Zentrum und das von Hügeln und Einschnitten durchzogene Appenzellerland. Und die Chance, die nach dem steilen Aufstieg wohlverdiente Portion Appenzeller Chäshörnli im Bergrestaurant über dem Nebelmeer zu geniessen.
Wanderung: Schönengrund, Dorf – Mülitobel – Chäseren – Hochhamm – Tüfenberg – Ranzberg – Vordere Grueb – Turm – Urnäsch. Infos: 11 km; je 640 Hm Auf- und Abstieg; 4 h. Mittel. Zum Entdecken: Appenzeller Brauchtumsmuseum und Urnäscher Käserei: Das urige Appenzeller Dorf am Ziel der Wanderung nährt Geist und Gaumen.
Er war Bauer und Vater von zehn Kindern – und verliess am 16. Oktober 1467 seine Familie, um sich mit dem Einverständnis seiner Frau einem Leben mit Gott hinzugeben. Gewirkt hat Niklaus von Flüe alias Bruder Klaus in der Ranftschlucht bei Flüeli, Kanton Obwalden. Die Ranft ist seither wichtigster Pilgerort der Schweiz. Gar eine zweite Kapelle musste um 1501 errichtet werden, um die Pilger zu bewältigen. Die wilde und vom Bergbach Grosse Melchaa dominierte Ranftschlucht ist aber auch ein einzigartiges Naturschauspiel, die Landschaft zwischen Kerns und Sachseln ein spätherbstliches Juwel. Goldgelb verfärbte Laubwälder, der tiefblaue Sarnersee und die mit erstem Schnee gekrönte Pilatuskette prägen das Bild genauso wie die imposante Schlucht der Grossen Melchaa, die kurz vor Ende der Tour von der mit 100 Metern höchsten gedeckten Holzbrücke Europas überspannt wird.
Wanderung: Kerns Post – Bethanien – St. Niklausen – Flüeli-Ranft – Flüeli – Hohe Brücke – Lourdesgrotte – Sachseln. Infos: 12,5 km; 480 Hm Auf- und 570 Hm Abstieg; 4 h. Mittel. Zum Entdecken: Wanderpause als Zeitreise. Das majestätische Jugendstilhotel Pax Montana in Flüeli trägt die Handschrift seines Eröffnungsjahrs 1896.
Tannzapfenland nennt sich der südlichste Zipfel des Thurgaus – der vielen Nadelbäume wegen, welche die Landschaft prägen. Diese ist mitunter ganz schön rau, mit Steilhängen, Felsen und Schluchten. Und mit einem Grat, über den der einzige Thurgauer Bergweg führt: den Tanneggergrat. Schmal und abschüssig ist er, wurzeldurchsetzt und mit hohen Steinstufen versehen. Unzählige Nadelbäume und ein paar stattliche Stechpalmen säumen seine Flanken, mit ihren roten Beeren zaubern sie hübsche Tupfer ins Dickicht. Doch das Tannzapfenland kann auch anders. Nach dem Grat übernehmen zusehends Laubbäume die Regie und leuchten farbenprächtig unter der Herbstsonne. Dicht an dicht stehen aber auch sie, und so gibt es auf dem Gipfel des Chabishaupt – beste Aussicht aufs Blättermeer.
Wanderung: Dussnang, Rehaklinik – Taneggerbärg – Niederwies – Chabishaupt – Seelmatten – Niederhofen – Bichelsee. Infos: 12,5 km; je 480 Hm Auf- und Abstieg; 4 h. Mittel. Zum Entdecken: Der naturbelassene Bichelsee bei Seelmatten verspricht spätherbstliche Abkühlung, das Strandbad ist ganzjährig zugänglich.
(Fortsetzung weiter unten…)