Helm, Rückenpanzer und Handschuhe: Die richtige Schutzkleidung kann beim Skifahren und Snowboarden viele Unfälle verhindern. Doch was gibt es zu beachten, wenn doch mal etwas passiert?
Kopf, Schulter, Hals, Arm, Hand, Bein, Knie und Fuss – die Liste von Körperregionen, an denen sich Skifahrer und Snowboarder Verletzungen beim vergnügten Gleiten über verschneite Hänge zuziehen können, ist lang und schmerzhaft. Auch wenn sich das Verletzungsrisiko seit den 1970er-Jahren fast halbiert hat, verletzen sich auf Schweizer Piste jährlich immer noch mehr als 60'000 Personen. Das Tragische dabei: Mehr als 90 Prozent der Unfälle sind selbstverschuldet und hätten somit vermutlich verhindert werden können.
Neben den technischen Möglichkeiten bleibt der Mensch selbst die wichtigste Gefahren- und auch Vorsorgequelle. Protektoren schützen nur dann, wenn durch sie nicht riskanter und schneller gefahren wird. Deshalb hat der internationale Skiverband (FIS) zehn Verhaltensregeln für Skifahrer und Snowboarder aufgestellt:
Schon ein paar Kilo mehr als letztes Jahr haben einen Einfluss auf die Bindungseinstellung. Nur richtig eingestellt kann sie beim Sturz den Ski schnell vom Schuh lösen und damit die riesigen Hebelkräfte auf Gelenke und Sehnen verhindern. Das betrifft vor allem das Knie. Aber auch Snowboardfahrer sollten jährlich ihr Board technisch überprüfen lassen.
Laut Studien vermag der Helm jede dritte Verletzung zu verhindern bzw. lindert die Verletzungsschwere. 90 von 10 Wintersportlern tragen ihn heute regelmässig. Allerdings muss er richtig sitzen und darf nicht zu alt sein, sonst ist seine Schutzwirkung dahin. Eine Schneebrille sorgt für klare Sicht und schützt die Augen bei einem Aufprall vor mechanischer Schädigung.
Idealerweise deckt der Protektor die ganze Wirbelsäule sowie die Schulterblätter ab. Er muss eng anliegen und darf beim Fahren nicht verrutschen. Softeinlagen dämpfen zudem die Aufprallenergie besser ab als harte Kunststoffplatten und sind angenehmer zu tragen. Alternativ gibt es auch Rucksäcke mit Panzer-Einlagen.
Einen Rundumschutz bietet der Rückenprotektor jedoch nicht: Er fängt Energie bei direkten Stürzen auf den Rücken oder Kollisionen von hinten gut ab, was ihn besonders für Kinder sinnvoll macht. Wenig bis keine Schutzwirkung hat der Rückenprotektor, wenn die Wirbelsäule durch hartes Aufsetzen von Gesäss oder Kopf zusammengestaucht wird. Auch vor einem Abknicken der Halswirbelsäule oder Verdrehungen ist der Schutz gering.
Registrieren die Bewegungssensoren des Airbags einen Sturz, bläst er sich binnen Sekundenbruchteilen auf und soll die Energie abfangen. Je nach Hersteller sollen die Luftkissen die Brustwirbel, die Wirbelsäule und den Hals vor Verletzungen schützen. Hier fehlen aber noch Daten zum tatsächlichen Schutz.
Der Handgelenkprotektor ist besonders relevant für Snowboarder, denn sie fangen Stürze meist mit Hand und Arm ab. Das externe oder in Handschuhe integrierte schützende Stabilisierungselement kann sich dabei auf der Handinnenfläche oder am Handrücken befinden, sollte aber in jedem Fall bis zur Mitte des Unterarms reichen.
Eine gefährliche Eisfläche, ein von hinten heranbrausender Raser oder einfach überkreuzte Ski: Der schönste Skitag kann in Sekundenbruchteilen im Desaster enden. Prellungen, Gehirnerschütterungen, Verstauchungen, ausgekugelte Gelenke oder gar Knochenbrüche sind auf Skipisten leider an der Tagesordnung. Nach Unfällen ist gefordert, wer zufällig vorbeikommt. Besonders wichtig: Was unternimmt man zuerst?
Kann die verletzte Person sich noch bewegen und hat weder Kopf-, Nacken- oder Rückenverletzungen, hilft man ihr am Pistenrand. Dazu ein Paar Ski oder Stöcke fünf bis zehn Meter oberhalb der verunfallten Person überkreuzt in den Schnee stecken.
Atmet die verletzte Person noch? Antwortet sie? Reagiert die Person, wenn man sie zwickt? Der Puls am Handgelenk oder seitlich am Hals ist für Laien oft schwierig zu erspüren, versuchen sollte man es aber dennoch.
Bei schweren Verletzungen die Notrufnummer 144 wählen. Wer im Funkloch ist, schickt am besten eine zweite Person dorthin, wo sie Empfang hat, oder zur nächsten Skihütte, zu einer Liftstation oder Ähnlichem.
Denke daran, dass man bei neueren Handymodellen die Funktion «Notruf SOS via Satellit» aktivieren kann, um Rettungsdiensten eine SMS zu senden. Etwa wenn du ausserhalb des Netzes bist und keine Mobilfunk-Abdeckung hast.
Wichtig: Lass die verletzte Person nur dann alleine wenn der Zustand stabil ist und keine Hilfe herbeigerufen werden kann.
Stellt man keine Lebenszeichen fest, sofort mit der Reanimation starten: 100- bis 120-mal pro Minute den Brustkorb fünf bis sechs Zentimeter tief eindrücken. Wenn die verletzte Person atmet, aber bewusstlos ist, sollte sie in die stabile Seitenlage gebracht werden. Dann alle ein bis zwei Minuten prüfen, ob Atemgeräusche hörbar sind. Bei Ausbleiben sofort mit der Wiederbelebung beginnen.
Ist die verletzte Person wach, legt sie sich hin, wie es ihr wohl ist. Wichtig ist, die Person vor Unterkühlung zu schützen. Mit einem Kissen unter dem Kopf und einer Wärmedecke (oder der eigenen Jacke). Enge Kleidung öffnen.
Blutende Wunden kannst du mit einem sauberen Tuch abdecken. Ist die Blutung stark: Druckverband anlegen und hochlagern. Ausnahme: Bei offenen, stark blutenden Brüchen solltest du einen Kompressionsverband vor dem Bruch anlegen.
Mach dich mit Licht, leuchtender Rettungsdecke oder anderem bemerkbar. Bitte andere Personen, den Rettern den Weg zu weisen oder für die Rega eine Landefläche freizuhalten.
Alpines Notsignal: Eine Minute lang alle zehn Sekunden ein Lichtsignal geben, eine Minute Pause, dann wieder von vorne beginnen.