Frühlingsputz – muss das sein? Oh ja! Mit der richtigen Einstellung hat das Putzen in jeder Hinsicht eine reinigende Wirkung.
Katharina Zaugg ist Ethnologin, Buchautorin und Inhaberin der ökologischen Putzschule in Basel. Sie gilt als Mutter des Wellness-Putzens.
In Hunderttausenden von Haushalten steht in diesen Wochen der Frühjahrsputz auf dem Programm. Manchen graut es allerdings bei dieser Vorstellung. Wie es auch anders geht, erläutert Katharina Zaugg, die «Mutter des Wellness-Putzens», im Interview.
Wellness beim Putzen entsteht mit dem Schwung und mit dem Einbezug aller Sinne. Beim Putzen setze ich den ganzen Körper ein und verlagere mein Gewicht schwingend. Putzen soll keine mechanische Schrubberei sein. Ich baue gern ein Stretching ein und reinige mit allen Sinnen: Zum Beispiel arbeite ich mit Düften von Orangenblüten, die an die Sommerferien erinnern. Von der Weberei Daniel Jenny habe ich Baumwolllumpen in 14 verschiedenen Farben. Dazu höre ich tolle Musik oder Hörbücher. Das macht richtig Spass!
Nein. Ich betone in meinen Vorträgen immer wieder, dass es viel angenehmer ist, wenn man zu zweit oder zu dritt putzt und jeden Monat von Wohnung zu Wohnung zieht. So kann man auch Kinder einbeziehen, die je nach Alter ihre Kompetenzen und Feinmotorik entwickeln können – beispielsweise, indem man sie unter Aufsicht auf eine Leiter steigen lässt, von wo sie die Fensterscheiben mit grosser Freude besprayen.
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Die erhöhte Putzwut während des Frühlings hängt unter anderem mit der gesteigerten Energie und Lebenslust zusammen, die uns das intensivere Sonnenlicht beschert. Dieses regt die Hormonproduktion an und sorgt für Frühlingsgefühle, erklärt Neuropsychologe Lutz Jäncke von der Universität Zürich.
Einen wichtigen Einfluss dabei hat der Botenstoff Serotonin. Diesen produziert der menschliche Körper dank der längeren Tage überdurchschnittlich. Laut Jäncke kann Serotonin wie ein Rauschmittel wirken.
Wenn also draussen die Knospen spriessen und die Farben leuchten, spornt das Serotonin uns an, unserem Heim eine Rundumerneuerung zu gönnen.
Ich nehme als Rechtshänderin den Lumpen bewusst in die linke Hand oder putze beidhändig, was das Hirn entspannt. Wichtig dabei ist die Einstellung. Wenn ich mir sage: Ich arme Sau muss das jetzt machen, ist es ungleich schwerer, als wenn ich diesen Ärgerkreislauf durchbreche und positiv denke.
Genau. Putzen ist ja eine Auseinandersetzung mit dem Abgrund, dem Dreck. Wenn ich mit einer Sprühflasche und einem Lappen in der Hand unterwegs bin, grüssen mich die Leute weniger freundlich. In unseren Breitengraden ist Putzen mit so vielen Demütigungen verbunden: Schon in der Schule muss man zur Strafe die Toiletten putzen. Das ist eigentlich falsch.