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Mangelernährung – Mangel trotz Überfluss

Fühlt sich Ihr Akku manchmal leer an? Machen Ihnen Appetitlosigkeit und permanente Müdigkeit zu schaffen und Sie fragen sich, woran das liegen könnte? Eine Mangelernährung könnte die Ursache dafür sein.

Mangelernährung kommt in der Schweiz häufiger vor, als man denkt. Immerhin wird hierzulande bei 20-25% aller Spitalpatienten ein Mangelzustand diagnostiziert. Die Dunkelziffer vor allem bei älteren Menschen, die zu Hause gepflegt werden, ist vermutlich deutlich höher. Aber auch jüngere Menschen können betroffen sein.

Mangelernährt oder Untergewicht? Was sind die Unterschiede?

Bei einer Mangelernährung, auch Malnutrition genannt, bekommt unser Körper zu wenig Nahrungsenergie, zu wenig Eiweiss, Vitamine oder andere lebenswichtige Nährstoffe mit der Nahrung zugeführt. Mangelernährung kann auch bedeuten, dass ein Ungleichgewicht an Nährstoffen besteht.

Medizinisch unterscheiden Fachpersonen eine quantitative und eine qualitative Mangelernährung. Bei der quantitativen Mangelernährung nimmt der Körper – oft unbewusst – über einen längeren Zeitraum weniger Energie auf, als er eigentlich benötigt. Es herrscht ein genereller Mangel. Gewichtsverluste, allgemeine Schwäche und Infektanfälligkeit sind häufige Begleiter.

Bei der qualitativen Mangelernährung sind es besonders die lebenswichtigen Nährstoffe wie Eiweisse, Vitamine und Mineralstoffe, die fehlen können. In der Folge können wichtige Körperfunktionen, wie beispielsweise unser Immunsystem, weniger gut arbeiten. Beide Formen des Mangels können auch als Kombination vorkommen.

Auch Übergewichtige können mangelernährt sein

Mangelernährung und Untergewicht werden oft im gleichen Zusammenhang verwendet, sind jedoch nicht das Gleiche. Mangelernährte Personen können, müssen aber nicht unbedingt untergewichtig sein. Auch normal- oder sogar übergewichtige Personen können an einer Mangelernährung leiden. Dies kann der Fall sein, wenn sie zwar ausreichend Energie in Form von Kalorien, aber zu wenige Vitamine und Mineralstoffe zu sich nehmen.

Umgekehrt muss, wer an Untergewicht leidet, nicht automatisch auch mangelernährt sein. Hier kann die individuelle Stoffwechsellage für ein Zuwenig an Gewicht sorgen, obwohl die Person genügend Nährstoffe mit dem Essen zuführt.

Die Ursachen: Wie kann es zu einer Mangelernährung kommen?

Bei uns in der Schweiz verfügen wir über ein reichhaltiges Angebot an Lebensmitteln, mit dem wir unseren Körper prinzipiell gut ernähren und versorgen können. Trotzdem gibt es auch hier viele mangelernährte Personen.

Die möglichen Ursachen für eine Mangelernährung sind vielfältig. So können beispiels­weise chronische Erkrankungen, die regelmässige Einnahme von Medikamenten, mangelnde Gesellschaft beim Essen oder allgemeine Appetitlosigkeit eine Mangelernährung begünstigen. Aber auch eine einseitige und unausgewogene Auswahl von Lebensmitteln und Gerichten trägt dazu bei, dass unser Bedarf an lebenswichtigen Nährstoffen durch die Nahrung nicht gedeckt werden kann.

Charakteristisch für eine Mangelernährung ist, dass es keine akute Erkrankung, sondern meist ein schleichender und oft unbemerkter Prozess ist. Oft werden Kombinationen aus verschiedenen Faktoren als Ursache für eine Mangelernährung beobachtet.

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Mangelernährung: Wer ist besonders betroffen?

Mangelernährung kann in jedem Alter auftreten; vor allem sind aber ältere Menschen betroffen. Auch hier gibt es Unterschiede: Während jüngere Senioren (bis ca. 70-75 Jahre) eher zu Übergewicht neigen, kommt die quantitative Mangelernährung häufiger bei Hochbetagten (ab 75 Jahre und älter) vor.

Vor allem bei älteren Menschen gelten Veränderungen von Hunger-, Durst- und Geschmacksempfinden und eine daraus resultierende Appetitlosigkeit als häufigste Ursachen. Ein Beispiel: Ältere Menschen können die Geschmacksrichtung «süss» besonders gut wahrnehmen und bevorzugen häufig süsse Speisen wie Kuchen, Milchreis, Pudding, Pfannkuchen oder stark gezuckerte Milchprodukte. Früchte und Gemüse hingegen werden als «sauer» oder «bitter» wahrgenommen und finden weniger oft den Weg auf den Speiseplan. Eine eingeschränkte Beweglichkeit kann ebenfalls der Grund für eine Mangelernährung sein, weil das Einkaufen oder die tägliche Essenszubereitung immer schwerer fällt. Auch eine unzureichende, regelmässige Mund- und Zahnpflege, schlechtsitzender Zahnersatz und Prothesen, Kau- und Schluckbeschwerden oder Schmerzen im Mund können die Lust am regelmässigen Kauen und Essen einschränken.

Deutlich seltener leiden jüngere Personen an einer Mangelernährung. Hier gehören Stoffwechselerkrankungen wie z.B. Diabetes, Erkrankungen des Verdauungssystems (z.B. Entzündungen der Schleimhäute) oder einseitige Ernährungsweisen (z.B. Veganismus) zu den Ursachen einer Mangelernährung.

Wie erkenne ich eine Mangelernährung bei mir selber oder anderen Personen?

Das Problem: Mangelernährung wird häufig nicht als solche erkannt oder beachtet.

Unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Antriebslosigkeit, blasse Haut, wenig Appetit, schlechter Schlaf und Gewichtsverlust können ganz unterschiedliche Ursachen haben. Wenn Sie denken, dass Sie selber oder eine Ihnen nahestehende Person unter einer Mangelernährung leidet, können folgende Fragen bzw. die Antworten darauf Ihnen helfen, Hinweise zu bekommen und dazu Ihren Hausarzt zu konsultieren.

Beobachten Sie bei sich selber oder bei einer anderen Person folgende Situationen?

  • Mahlzeiten/Portionen erscheinen Ihnen plötzlich zu gross und Sie können Sie nicht aufessen.
  • Sie spüren keinen Appetit, haben keine Lust auf Essen.
  • Sie spüren keinen Durst. Haut und Schleimhäute sind trocken und rissig.
  • Kleidung, Schmuck oder Zahnprothesen sitzen immer lockerer und passen nicht mehr.
  • Sie haben Beschwerden oder Schmerzen beim Essen und Trinken.
  • Sie bemerken einen Gewichtsverlust von mehr als einem Zehntel des Gesamtkörpergewichts in den vergangenen 6 Monaten.

Wenn Sie eine oder mehrere dieser Fragen mit einem «Ja» beantworten können, sollten Sie Ihren Hausarzt konsultieren. Dieser wird Sie zu Ihren Ernährungsgewohnheiten, Medikamenten und Grunderkrankungen befragen und eine korrekte Diagnose stellen. Möglicherweise besteht auch ein spezifischer Mangel an einem oder mehreren Nährstoffen. Liegen einer Mangelernährung ernsthafte Erkrankungen zugrunde, müssen diese vorrangig behandelt werden.

Wie kann ich einem Mangel vorbeugen?

Schon wenn über den Zeitraum von ein paar Wochen zu wenig oder zu einseitig gegessen und getrunken wird, kann dies wichtige Körperfunktionen stark beeinträchtigen und die Lebensqualität einschränken. Am besten ist es daher, wenn es gar nicht erst zur Mangelernährung kommt und die ersten Symptome frühzeitig erkannt werden. Um rechtzeitig einem Mangel vorzubeugen, können Ihnen die folgenden Tipps für den Umgang mit dem Essen helfen:

  • Achten Sie auf ausgewogenes Essen und regelmässige Mahlzeiten: Die Kombination von Milchprodukten, Gemüse, Früchten, Vollkornprodukten sowie Fisch oder Fleisch kann hierbei helfen.
  • Verwenden Sie geschmackvolle und wohlriechende Kräuter und Gewürze und regen damit Ihren Appetit an.
  • Früchte und Gemüse liefern viele wertvolle Nährstoffe, gleichzeitig aber auch wenig Kalorien. Reichern Sie diese mit einer Extraportion Butter, Rahm, Crème fraîche oder einem hochwertigen Pflanzenöl an.
  • Achten Sie auf eine Eiweissquelle zu jeder Mahlzeit, z.B. Frisch- oder Hüttenkäse zum Frühstück, Quarkdessert zum Mittagessen, Käse am Abend.
  • Ausser Milch und Milchprodukten liefern vor allem Hülsenfrüchte wertvolles Eiweiss, an dem es älteren Menschen häufig mangelt.
  • Bei anhaltender Appetitlosigkeit: Wählen Sie Gerichte und Speisen aus, die Sie immer schon gerne hatten.
  • Genügend Zeit und eine schöne Atmosphäre machen Appetit und Freude am Essen. Suchen Sie sich nette Gesellschaft für Ihre Mahlzeiten. 
  • Bei Kau- und Schluckstörungen erleichtert weiche und weichgekochte Nahrung das Kauen und Schlucken (z.B. jeden Tag eine gehaltvolle Suppe).
  • Achten Sie auf einen geringen Anteil an Fertiggerichten auf Ihrem Speiseplan. Diese enthalten oft wenig Vitamine und Nährstoffe.

Auch wenn Sie sich schlapp und müde fühlen: Versuchen Sie im Rahmen Ihrer Möglichkeiten sich jeden Tag zu bewegen. Schon ein kleiner Spaziergang an der frischen Luft kann Ihren Appetit anregen.

von Dr. Melanie Loessner,

veröffentlicht am 15.02.2022


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