Noch immer ist Harninkontinenz ein Tabu-Thema – vor allem bei Männern. Dabei betrifft es viele und es gibt effektive Lösungen, um den Alltag wieder unbeschwert zu gestalten.
Auch wenn Frauen häufiger von Harninkontinenz betroffen sind, so leiden doch auch zahlreiche Männer daran. Der Anteil steigt mit zunehmendem Alter. «Wie hoch die Zahl der Betroffenen genau ist, lässt sich nur schwer einschätzen. Noch immer nehmen viele wegen Schamgefühlen keine ärztliche Hilfe in Anspruch», sagt Tobias Gross, Facharzt für Urologie.
Eine Inkontinenz bei Männern zeigt sich durch die folgenden Beschwerden:
Die Ursachen für die Harninkontinenz hängen von der Art de Inkontinenz ab:
Früher wurden bei Prostata-Operationen häufig die Nerven verletzt, was zu Inkontinenz führte. Heute können diese Eingriffe jedoch viel präziser durchgeführt werden, was das Risiko für eine Harninkontinenz stark verringert hat. Sollte diese nach der Operation trotzdem auftreten, lässt sie sich mit Beckenbodentraining in den meisten Fällen gut behandeln.
Die Behandlung der Inkontinenz bei Männern sieht je nach Ursache und Form unterschiedlich aus. Deshalb ist eine gründliche Untersuchung enorm wichtig. Die verschiedenen Methoden können das Problem bei fast neun von zehn Männern deutlich verbessern oder teilweise ganz beheben.
«Es ist wirklich wichtig, dass man sich traut, die Inkontinenz-Probleme beim Arztbesuch anzusprechen. Nur so können die richtigen Schritte eingeleitet werden, um die Lebensqualität nachhaltig zu verbessern» meint der Facharzt für Urologie Tobias Gross.
Bei einer gutartigen Prostatavergrösserung kann zum Beispiel Sägepalmenextrakt helfen. Das pflanzliche Mittel kann den Harndrang reduzieren. Ist die Wirkung zu gering, gibt es dafür auch spezielle Medikamente. Andere Arzneimittel können Abhilfe schaffen, wenn die Prostata vergrössert ist. Und nochmals andere Medikamente können eine hyperaktive Blase beruhigen oder den Spannungszustand (Tonus) des Schliessmuskels erhöhen.
Liegt eine Belastungsinkontinenz vor, können die Beschwerden durch Beckenbodentraining gelindert werden.
Führen die oben aufgeführten Massnahmen nicht zu einer Verbesserung der Symptome, kann auch ein operativer Eingriff in Frage kommen. Dabei gibt es zum Beispiel kleinere Eingriffe mit Botulinumtoxin (Botox) oder elektrischer Nervenstimulation. Sind diese auch nicht wirksam, kann beispielsweise ein künstlicher Schliessmuskel oder ein Harnrhöhrenband implantiert werden.
«Trinken Betroffene zu wenig, wird der Urin stärker konzentriert. Das kann die Blase zusätzlich reizen und schafft ideale Bedingungen für das Wachstum von Bakterien», erklärt der Experte. Zu wenig Flüssigkeitskonsum kann ausserdem zu Verstopfung führen, was wiederum den Druck im Bauchraum und somit auch auf die Blase verstärkt.
Wird die Blase zu häufig entleert, dann kann sie schrumpfen. Somit wird damit das Gegenteil des Erwünschten erreicht. Wer sich einen Überblick über die Anzahl und die Intervalle zwischen den Toilettengänge verschaffen möchte, dem kann das sogenannte Miktionstraining helfen. Dabei werden alle Toilettengänge aufgezeichnet.