Von Hitzewallungen über Gewichtszunahme bis hin zur Depression: Während der Wechseljahre müssen Frauen einiges ertragen. Wie kommt es zu diesen Symptomen und wie lassen sich die Beschwerden lindern? Tipps von der Expertin, wie man diese herausfordernde Phase gut übersteht.
Im Alter sinkt der Testosteron-Spiegel bei Männern ab. Der Prozess verläuft jedoch langsamer, weshalb Männer die hormonelle Umstellung in der Regel weniger stark spüren als Frauen.
Die Wechseljahre – auch Klimakterium genannt – bezeichnen den Übergang von der fruchtbaren zur unfruchtbaren Phase. Während dieser Zeit findet im Körper der Frau eine hormonelle Umstellung statt. Diese kann zu körperlichen und seelischen Veränderungen und Beschwerden führen. «Bis zu 80 Prozent unserer Patientinnen geben an, an Symptomen wie Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen oder Hitzewallungen zu leiden», meint Prof. Dr. med. Petra Stute.
Ab wann es mit den Wechseljahren genau losgeht, lässt sich nicht pauschal beantworten, da dies von Frau zu Frau unterschiedlich ist. Meistens wird die Menstruation jedoch ab dem Alter von 40 Jahren unregelmässiger. Die letzte Blutung – also die Menopause – tritt durchschnittlich im Alter von 51 Jahren auf.
Es gibt jedoch verschiedene Faktoren, welche den Start der Wechseljahre bzw. die Intensität der Beschwerden beeinflussen können. Dazu gehören zum Beispiel Stress, Rauchen, eine ungesunde Ernährung sowie bestehende Autoimmunerkrankungen oder Stoffwechselstörungen.
Im alltäglichen Sprachgebrauch werden die beiden Begriffe Wechseljahre und Menopause häufig synonym verwendet. Eigentlich bezeichnet die Menopause jedoch lediglich den Zeitpunkt der letzten Monatsblutung, während die Wechseljahre den gesamten Zeitraum von Prämenopause bis Postmenopause umfasst.
Viele Frauen wünschen sich eine offene Kommunikation zum Thema Wechseljahre am Arbeitsplatz. Das zeigt eine Studie, die im Rahmen des Projekts Meno-Support Suisse durchgeführt wurde. Ausserdem gaben knapp 40 Prozent der Befragten an, dass ihre Wechseljahrssymptome schon einmal Einfluss auf Entscheidungen bezüglich ihres beruflichen Werdegangs gehabt haben. Zum Beispiel wenn es darum ging, das Pensum zu reduzieren oder gar eine Auszeit zu nehmen.
Durch die Veränderung des Hormonhaushalts können diverse körperliche und seelische Beschwerden ausgelöst werden. Etwa 3 von 4 Frauen klagen während der Wechseljahre über die folgenden Beschwerden:
Ein unregelmässiger Zyklus ist meistens das erste Anzeichen für die Wechseljahre. Sowohl die Länge des Zyklus als auch die Länge oder Stärke der Blutung können sich verändern.
Hitzewallungen und nächtliche Schweissausbrüche sind sehr häufig. Sie können die Schlafqualität negativ beeinflussen.
Schlafstörungen und daraus resultierende Müdigkeit können sowohl im Zusammenhang mit nächtlichen Schweissausbrüchen als auch unabhängig davon auftreten. Ihre Häufigkeit nimmt in der zweiten Phase der Wechseljahre zu.
Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit sowie depressive Verstimmungen sind eine mögliche Folge der hormonellen Schwankungen.
Scheidentrockenheit kann dazu führen, dass Schmerzen beim Geschlechtsverkehr auftreten und dass die betroffenen Frauen anfälliger für Infektionen werden.
Weitere mögliche Symptome der Wechseljahre:
Aufgepasst: All diese Symptome können auch andere Ursachen haben. Deshalb ist es wichtig, sich bei Beschwerden an eine medizinische Fachperson zu wenden, um eine Abklärung zu veranlassen.
In der fruchtbaren Zeit wird während der ersten Zyklushälfte von den heranreifenden Follikeln vermehrt Östrogen produziert. In der zweiten Zyklushälfte, also nach dem Eisprung, steigt dann der Progesteronspiegel an.
Während der Perimenopause treten ausgeprägte Schwankungen der Ovarialhormone, insbesondere Estradiol und Progesteron, auf. Auch der Spiegel des follikelstimulierenden Hormons (FSH) schwankt.
Im Zeitraum der Menopause und Postmenopause hat die Anzahl der stimulierbaren Follikel stark abgenommen. «Ab diesem Zeitpunkt produziert der Körper nur noch sehr wenig Östrogen. Sowohl der Progesteron- als auch der Östrogenspiegel pendeln sich auf tiefem Niveau ein», erklärt die stellvertretende Chefärztin der Frauenklinik am Inselspital Bern.
Östrogen und Progesteron sind die wichtigsten weiblichen Sexualhormone. Östrogen spielt vor allem in der ersten Zyklushälfte eine wichtige Rolle. Es wird von den Eierstöcken produziert und sorgt dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut aufgebaut und durchblutet wird. Progesteron wird dann nach dem Eisprung vom Gelbkörper in den Eierstöcken produziert. Es bereitet den Körper auf eine mögliche Schwangerschaft vor und schafft die Bedingungen für eine allfällige Einnistung der befruchteten Eizelle.
Die Hormone Östrogen und Progesteron haben einen grossen Einfluss sowohl auf alle Organe des Körpers als auch auf die Psyche. Hormonelle Schwankungen können zum Beispiel Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen begünstigen.
Die Genetik beeinflusst den Start und den Ablauf der Wechseljahre massgeblich. Der Start der Wechseljahre kann je nach Studie zu 40 bis 85 Prozent durch die Genetik erklärt werden. Und auch bei den Wechseljahrbeschwerden scheint es einen genetischen Zusammenhang zu geben.
Die Menarche bezeichnet die erste Regelblutung und damit den Start der körperlichen Fortpflanzungsfähigkeit. Sie tritt durchschnittlich etwa im Alter von 12 bis 13 Jahren auf.
Die Prämenopause steht für die gesamte reproduktive – also fruchtbare – Phase von der ersten Menstruation bis zur Perimenopause.
Ab ca. 40 Jahren startet die späte reproduktive Phase. In dieser Zeit werden die Zyklen langsam kürzer. So kann die Follikelphase beispielsweise nur noch 10 statt 14 Tage dauern. Zu diesem Zeitpunkt können sich bereits erste Anzeichen der Wechseljahre bemerkbar machen. Sie treten jedoch meist nur leise und schleichend auf, wodurch sie nicht immer wahrgenommen oder mit den Wechseljahren in Verbindung gebracht werden.
In der späten reproduktiven Phase nimmt das Progesteron in der Lutealphase ab, der Östrogenspiegel bleibt ungefähr gleich hoch. Dadurch entsteht ein hormonelles Ungleichgewicht, welches sich durch die folgenden Symptome bemerkbar machen kann: Veränderte Zykluslänge, veränderte Stärke und Länge der Regelblutung, Zwischenblutungen und Schmierblutungen, Spannungsgefühl in der Brust, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Migräne, Wassereinlagerungen, Hitzewallungen sowie Verdauungsprobleme.
Die Perimenopause umfasst sowohl die menopausale Transition als auch das erste Jahr nach der letzten Menstruation. Während dieser Phase wird der Zyklus immer länger und unregelmässiger, bis die Regelblutung schliesslich ganz ausbleibt. Zu den typischen Symptomen gehören Schlafstörungen, Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen und Veränderungen der Blutungsstärke.
Mehr erfahren: Die Perimenopause und ihre Symptome verstehen und meistern
Zu Beginn der menopausalen Transition beginnt das follikelstimulierende Hormon (FSH) in der frühen Follikelphase zu schwanken. Während es bei gewissen Zyklen noch auf normalem Niveau ist, kann es in anderen niedriger oder höher sein. Das führt dazu, dass die Zyklen länger werden. Der Intervall zwischen zwei Blutungen kann sich auf 40 bis 50 Tage erhöhen. In der Regel sind Frauen dabei 47 Jahre alt.
In der späten menopausalen Transition beginnt das FSH noch stärker zu schwanken. Die Hormonproduktion und der Eisprung sind dadurch gestört. Das führt dazu, dass der Menstruationszyklus zunehmend unregelmässiger wird. Frauen sind in dieser Phase durchschnittlich 49 Jahre alt und sie dauert ungefähr ein bis drei Jahre.
Die Menopause bezeichnet den Zeitpunkt der letzten Menstruation und damit das Ende der Fruchtbarkeit. Da zum Zeitpunkt der Regelblutung jedoch noch nicht klar ist, ob dies die letzte Blutung sein wird, wird die Menopause rückwirkend festgelegt. Nämlich dann, wenn die letzte Periode 12 Monate zurückliegt. Das durchschnittliche Menopausen-Alter liegt bei 51,4 Jahren.
Die Postmenopause dauert von der Menopause bis zum Tod. Während dieser letzten Phase pendelt sich der Hormonhaushalt langsam wieder ein. Mögliche Symptome:
Ein medizinisches Kochbuch rund um die Wechseljahre, geschrieben von Prof. Dr. med. Petra Stute. Mehr erfahren
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um die Beschwerden während der Wechseljahre zu lindern. «Viele betroffene Frauen suchen während der Wechseljahre jedoch noch immer keinen ärztlichen Rat oder wenden sich erst dann an eine medizinische Fachperson, wenn sie sich durch die Symptome bereits stark eingeschränkt fühlen», meint Dr. Stute.
Welche Behandlungsmethode am besten geeignet ist, hängt unter anderem von den Symptomen und der medizinischen Vorgeschichte sowie von individuellen Präferenzen ab. Im Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt wird die beste Behandlungsoption gemeinsam ermittelt.
Aus Sicht der Akupunktur – einer Heilmethode der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) – entstehen die Wechseljahrsbeschwerden aufgrund eines Ungleichgewichts der Yin-Yang-Energie. Akupunktur zielt darauf ab, Beschwerden wie Hitzewallungen, Schweissausbrüche, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen zu reduzieren.
Viele Frauen versuchen ihre Wechseljahrsbeschwerden zuerst mit pflanzlichen Präparaten zu lindern. So sind zum Beispiel Präparate aus Traubensilberkerze (Cimicifuga) frei verkäuflich. Sie sollen gegen Hitzewallungen, Schweissausbrüche oder Schlafprobleme helfen. Nicht alle pflanzlichen Mittel sind jedoch zugelassene Arzneimittel. Viele sind lediglich Nahrungsergänzungsmittel und ihr Nutzen wissenschaftlich nicht eindeutig belegt. Deshalb sollte eine Einnahme – auch aufgrund möglicher Nebenwirkungen – immer mit der Ärztin oder dem Arzt abgesprochen werden.
Pflanzliche Heilmittel und ihre Wirkung:
Die Hormonersatztherapie (Hormone Replacement Therapy, HRT) gilt als effektivste Behandlungsmethode während der Wechseljahre. Die meistverwendeten Hormonpräparate enthalten sowohl Östrogene als auch Gestagene. Sie helfen dabei, den Hormonhaushalt während der Wechseljahre stabiler zu halten und so Beschwerden vorzubeugen. Hormonpräparate gibt es in verschiedenen Formen, zum Beispiel als Tabletten, Cremes oder Pflaster.
Wie so oft tragen eine ausgewogene Ernährung und regelmässige körperliche Bewegung auch während der Wechseljahre zu einem gesteigerten Wohlbefinden bei.
Sport hilft nachweislich gegen Hitzewallungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen. Er sorgt somit nicht nur für eine gute körperliche Gesundheit, sondern unterstützt auch das psychische Wohlbefinden.
Bei der Ernährung sollte man sich an der Lebensmittelpyramide der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung orientieren, um alle benötigten Nährstoffe in ausreichenden Mengen zu sich zu nehmen.
«Die hormonelle Achterbahnfahrt während der Wechseljahre kann mit derjenigen der Pubertät verglichen werden. Erhält das Gehirn plötzlich andere Signale als sonst, wirkt sich dies direkt auf die Stimmung aus», erklärt die Expertin.
Weiter tragen auch körperliche Beschwerden wie Schlafstörungen dazu bei, dass das allgemeine Wohlbefinden und dadurch auch die psychische Gesundheit in Mitleidenschaft gezogen werden.
Und, nicht zu vergessen: Während der Wechseljahre kann sich das Körpergefühl verändern. So kann sich zum Beispiel eine hormonell bedingte Gewichtszunahme negativ auf das Selbstbewusstsein auswirken. Oder der Verlust der Fruchtbarkeit kann zu einem veränderten Selbstbild führen und so das Körpergefühl beeinflussen.
Mit den Wechseljahren geht ein erhöhtes Risiko für Depressionen einher. Eine US-amerikanische Studie hat gezeigt, dass das Risiko während der Perimenopause 2,5-mal höher ist als zuvor. Nach den Wechseljahren geht das Risiko wieder auf den Ursprungswert zurück.
In einem ersten Schritt muss bestimmt werden, ob es sich tatsächlich um eine Depression handelt oder «nur» um eine depressive Verstimmung. Danach kann die medizinische Fachperson aufgrund des Gesprächs und der Diagnose die richtige Therapie bestimmen. Mögliche Behandlungsoptionen sind: