Hitzewallungen, Gereiztheit, Schlafstörungen - in der Perimenopause finden viele Veränderungen im Körper statt. Prof. Dr. med. Petra Stute erklärt, was in dieser Phase passiert und welche Möglichkeiten es gibt, die Symptome zu lindern.
Nicht nur körperlich, sondern auch mental und emotional ist die Perimenopause eine intensive Zeit im Leben einer Frau. Während der Hormonhaushalt Achterbahn fährt, stehen viele Frauen mitten im Leben, jonglieren Beruf und Familie. Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen oder Konzentrationsprobleme machen es dabei nicht leichter, den Alltag zu bewältigen.
Hinzu kommt, dass die Symptome oft schleichend beginnen und häufig nicht gleich mit den Wechseljahren in Verbindung gebracht werden. Das führt dazu, dass nicht wenige Frauen jahrelang unter Beschwerden leiden. Doch es gibt viele Möglichkeiten, die Symptome zu lindern und diese Zeit bewusst zu gestalten.
«Die fruchtbare Zeit einer Frau beginnt mit der Menarche, der ersten Monatsblutung, und endet mit der Menopause, der letzten Monatsblutung», erklärt Dr. Stute. «Die Perimenopause umfasst die Übergangsphase vor der Menopause, in der hormonelle Schwankungen auftreten und die Menstruation unregelmässig wird, und das erste Jahr nach der Menopause.»
Quelle: helloclue.com
Die Perimenopause verläuft individuell unterschiedlich. «Sie setzt meist ab Anfang 40 ein und dauert vier bis acht Jahre», so die Expertin. In der frühen Phase verlängert sich der Zyklus um mindestens sieben Tage. Später werden die Zyklen länger, bis die Menstruation schliesslich ganz ausbleibt. Ein Jahr nach der letzten Regelblutung endet die Perimenopause.
Eine grosse Studie des University College London aus dem Jahr 2024 zeigt: Frauen haben in der Perimenopause im Vergleich zu prämenopausalen Frauen ein um 40% höheres Risiko, eine Depression zu entwickeln.
Jede Frau erlebt die Perimenopause anders. Manche haben nur wenige Beschwerden, andere sind stark betroffen. Die häufigsten Symptome:
«Für die meisten Frauen sind die Symptome des zentralen Nervensystems, also Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen und Brain Fog, am belastendsten», erklärt Dr. Stute.
«Keine Frau muss während der Perimenopause leiden», betont Dr. Stute. «Es gibt zahlreiche Möglichkeiten zur Linderung – auch für Frauen, die keine Hormone nehmen möchten oder dürfen.» Neben der Einnahme von Präparaten gibt es aber auch Anpassungen beim Lebensstil, die hilfreich sein können:
«Mit 46, 47 Jahren ging es mir richtig schlecht. Mein Schlafrhythmus war gestört: Ich wachte jede Nacht mehrmals auf und fühlte mich morgens wie gerädert. Ohne meine Kinder hätte ich es manchmal nicht einmal aus dem Bett geschafft. Fast noch schlimmer waren jedoch meine häufigen Stimmungstiefs. Immer wieder überkam mich eine riesige Wut – manchmal aus ganz banalen Gründen –, die ich ungefiltert herausliess. Danach verspürte ich nicht selten grosse Schuldgefühle und musste häufig weinen. Ich erkannte mich selbst nicht wieder. Als ich schliesslich als heulendes Elend bei meiner Gynäkologin sass, riet sie mir, es mit Hormonersatz zu versuchen. Und tatsächlich: Schon nach wenigen Wochen ging es mir deutlich besser. Ich konnte endlich wieder gut schlafen, und die Wutausbrüche verschwanden. Wenn mich heute etwas stört, kann ich es ansprechen – aber ohne gleich in meinen Emotionen zu versinken.»
«Seit zwei Jahren habe ich eine unregelmässige Mens, was ich anstrengend finde. Ich kann nicht planen. Manchmal kommt sie nach genau vier Wochen, dann wieder nach fünf – und einmal ist sie sogar acht Wochen ganz ausgeblieben. Da fürchtete ich schon, schwanger zu sein. Auch die Dauer ist sehr unterschiedlich und reicht von drei bis zu sieben Tagen. Ansonsten habe ich bisher keine Beschwerden und bin gespannt, wie es weitergeht. Meine Mutter hatte in den Wechseljahren kaum Symptome, und ich hoffe, dass es bei mir ähnlich sein wird.»
«Ausser unregelmässigen Blutungen und Zwischenblutungen habe ich kaum bemerkt, dass ich in die Wechseljahre kam – andere Beschwerden hatte ich nämlich keine. Da meine Mutter und vor allem meine Grossmutter stark unter Knochenschwund litten, liess ich mit 45 Jahren vorsorglich eine Knochendichtemessung machen. Zu meinem Schrecken wurde dabei Osteoporose an den Rückenwirbeln festgestellt sowie die Vorstufe Osteopenie an beiden Hüften. Mein Rheumatologe empfahl mir in Absprache mit meiner Frauenärztin Hormonersatzpräparate. Bereits die nächste Messung ein Jahr später zeigte eine deutliche Verbesserung meiner Knochendichte – besonders im Bereich der Wirbelsäule. Dass ich dank der Hormone auch keine anderen Symptome der Perimenopause habe, ist ein zusätzlicher, sehr willkommener Nebeneffekt.»
«Weil in meiner Familie Brustkrebs vorkommt, habe ich keine Hormonersatztherapie gemacht – sie erhöht das Risiko für Brustkrebs bei längerer Einnahme. Mein grösstes Problem während der Perimenopause waren eine Zeit lang Schlafstörungen. Ich habe sie aber mit Baldrian und vor allem mit Akupressur, die ich selbst anwenden konnte, ziemlich gut in den Griff bekommen. Ehrlich gesagt möchte ich die Wechseljahre nicht als Krankheit betrachten, die behandelt werden muss. Für mich sind sie ein natürlicher Prozess: Wir altern und verlieren unsere Fruchtbarkeit – dafür werden wir freier und unabhängiger, auch in der Sexualität. Das versuche ich zu geniessen.»
Mit viel Humor berichtet die französischsprachige Walliser Influencerin Sabine Evéquoz (54) über ihre Erfahrungen in den Wechseljahren. Möchtest du mehr darüber erfahren, was Frauen in den Wechseljahren erwartet? Hier findest du einen umfassenden Überblick.
Ja, eine Schwangerschaft ist weiterhin möglich, auch wenn die Wahrscheinlichkeit sinkt. Frauen, die keine Kinder (mehr) möchten, sollten deshalb konsequent verhüten. «Die Verhütung kann erst weggelassen werden, wenn man über 50 Jahre alt ist und seit einem Jahr keine Menstruation mehr hatte», erklärt Dr. Stute. «Frauen unter 50 sollten zwei Jahre ohne Periode abwarten, bevor sie auf Verhütung verzichten.» Wer in der Perimenopause schwanger werden möchte, sollte sich frühzeitig zu Fruchtbarkeitsoptionen beraten lassen.
Zwischenblutungen kommen in der Perimenopause häufig vor und sind in der Regel kein Anlass zur Sorge. In folgenden Fällen ist jedoch eine ärztliche Abklärung sinnvoll:
«Bei einer frühen oder einer vorzeitigen Menopause steigt das langfristige Risiko für Osteoporose, Herzerkrankungen und Demenz durch den Östrogenverlust erheblich. In diesem Fall ist eine Hormonersatztherapie (HRT) angebracht, selbst wenn Betroffene keine starken Beschwerden haben», rät die Gynäkologin.
Dieser Blog von Prof. Dr. med. Petra Stute behandelt alle Themen, die die Menopause, die Zeit davor und danach betreffen. Alle zwei Wochen werden spannende neue Erkenntnisse aus der Wissenschaft leicht verständlich für Laien präsentiert: www.menoqueens.com
Ja! Die Perimenopause kann nicht nur Verlust und Beschwerden mit sich bringen, sondern auch neue Freiheiten. Viele Frauen sind erleichtert, wenn die Menstruation ausbleibt und sie sich keine Gedanken mehr über Verhütung machen müssen. Manche Frauen erleben die Perimenopause als eine Zeit der Selbstfürsorge, in der sie vermehrt auf sich und ihren Körper hören und achtsamer mit ihm umgehen.
«Die Perimenopause kann ein Befreiungsschlag sein – eine Zeit des Reflektierens und Loslassens», so Dr. Stute. Nach der hormonellen Umstellung finden viele Frauen zu mehr innerer Ruhe und Gelassenheit.