Forscher haben die «Dosis» an Sport ermittelt, die mit dem besten psychischen Wohlbefinden einhergeht.
Wie viele Tage im letzten Monat haben Sie sich gestresst, niedergeschlagen oder sonstwie psychisch nicht gut gefühlt? Diese Frage stellen US-Forscher jedes Jahr mehr als 400’000 Erwachsenen in 50 US-Bundesstaaten.
Die Antwort: Durchschnittlich 3,4 Tage – wobei es eine grosse Rolle spielt, wieviel sich die Person bewegt. Befragte, die angaben, dass sie Sport treiben, hatten nämlich nur zwei schlechte Tage im Monat.
Noch deutlicher war der Unterschied bei Menschen, die schon einmal an einer Depression gelitten hatten. Sie fühlten sich im Durchschnitt etwa elf Tage im Monat psychisch nicht gut. Fast vier Tage weniger waren es jedoch bei denjenigen, die regelmässig trainierten.
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Von den 75 «Sportarten» – Hausarbeit eingeschlossen –, welche die Befragten nannten, gingen Mannschaftssportarten, Velo fahren sowie Training im Fitnessstudio mit dem grössten psychischen Wohlbefinden einher. Hausarbeit brachte immerhin einen halben Tag weniger schlechte Laune.
Bereits drei Tage ohne Sport können genügen, damit depressive Symptome auftreten. Zu diesem Schluss kommen australische Wissenschaftler, die neun Studien ausgewertet haben. Ausgeprägt war der depressive Effekt des Trainingsstopps aber auch bei den «Sportaholics», also jenen Männern, die geradezu süchtig nach Training waren. Trotz dieser Ergebnisse sind die australischen Wissenschaftler aber nicht zufrieden. Denn erstens, kritisieren sie, gebe es noch zu wenig Studien, um die Frage umfassend beantworten zu können, wie niedergeschlagen ein Trainingsstopp macht. Zweitens lasse die Qualität – und damit die Aussagekraft – einiger der vorhandenen Studien zu wünschen übrig. Quelle: «Journal of Affective Disorders»
Auch die beste Dosis für gute Laune ermittelten die Forscher: Wer drei- bis fünfmal pro Woche trainierte, fühlte sich psychisch besser als Personen, die zweimal pro Monat aktiv waren: 2,3 Tage weniger schlechte Stimmung liess sich so herausholen.
Psychisch am besten ging es denjenigen, die laut eigenen Angaben jeweils rund 45 Minuten Sport trieben. Wer dagegen mehr als drei Stunden täglich darauf verwendete, war psychisch vergleichbar häufig schlecht drauf wie Personen, die gar keiner körperlichen Aktivität nachgingen.
«Früher dachte man, dass es für die psychische Gesundheit umso besser ist, je mehr Sport man macht. Aber unsere Studie scheint darauf hinzuweisen, dass das nicht der Fall ist. Mehr als 23-mal pro Monat zu trainieren oder länger als 90 Minuten geht mit schlechterer psychischer Gesundheit einher», sagt Adam Chekroud, Assistenzprofessor für Psychiatrie an der Yale University.
Zusammen mit seinen Kollegen wertete er die Angaben von mehr als 1,2 Millionen Menschen in den Jahren 2011, 2013 und 2015 aus. Offen bleibt, ob die Bewegung zu besserer Laune führt oder ob Menschen, die sowieso schon besser drauf sind, auch eher Sport treiben.
Chekroud und seine Kollegen halten eine ursächliche Wirkung des Trainings aber für plausibel. Ihr Argument: Auch verschiedene Experimente hätten schon gezeigt, dass Sport der Psyche guttut.
Quelle: «The Lancet Psychiatry»