Man steht morgens müde auf, schleppt sich durch den Tag und ist abends froh, endlich wieder abliegen zu können. Was sind die Ursachen von chronischer Müdigkeit? Und wie wird sie behandelt?
«Herr Doktor, ich bin so müde.» So geht es etwa einem von acht Patienten und Patientinnen in der Arztpraxis. Müdigkeit an sich ist keine Krankheit, sondern ein Zeichen, dass etwas nicht stimmt. Die wichtigsten Gründe und Ursachen:
Die wohl häufigste Ursache für Müdigkeit heutzutage ist: Das Gleichgewicht zwischen dem, was einem Energie gibt, und dem, was Energie raubt, ist aus dem Lot geraten. Alleinerziehende Eltern, die im Job gefordert sind, finanzielle Probleme, Stress vor Prüfungen bei Studierenden – solche Lebensphasen bringen oft auch Müdigkeit mit sich, weil die Erholung zu kurz kommt.
Stichwort Regeneration: Sorge dafür, dass deine «Energieräuber» und das, was dir Elan gibt, sich die Waage halten. Beseitige – wo möglich – die Faktoren, die deine Erholung stören, also zum Beispiel Unmengen an Kaffee, Bildschirmarbeit bis in die späte Nacht oder ständige Überstunden. Denn ständig «auf der Überholspur» zu leben, erschöpft auf Dauer die Kräfte.
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Mancher Betroffene weiss nichts davon, aber der Bettnachbar oder die Bettnachbarin hört es: Kurze Atemaussetzer während des Schlafs (Apnoe-Syndrom) sind nicht nur oft ein Grund für Tagesmüdigkeit, sondern auch für Bluthochdruck. Eine andere Ursache ist zu kurzer Schlaf, unregelmässige Schlafzeiten oder nächtlicher Lärm, der (unbewusst) den Schlaf stört.
Regelmässig und ausreichend schlafen, lautet die Devise! Wer am Wochenende immer Schlaf «nachholen» muss, gönnt sich unter der Woche zu wenig davon. Versuche früher ins Bett zu gehen, fixe Aufstehzeiten einzuhalten und Nachtarbeit zu vermeiden. Ein Apnoe-Syndrom sollte ärztlich behandelt werden, weil damit auch ein höheres Risiko für Unfälle und andere Erkrankungen einhergeht.
Dieses Spurenelement ist für den roten Blutfarbstoff wichtig. Ohne Eisen kommt es zur Blutarmut. Dann können die roten Blutkörperchen nicht mehr genügend Sauerstoff zu den Organen und zum Gehirn transportieren. Die Folge: Körper und Geist machen schlapp. Ein Grund für den Eisenmangel kann ungenügende Aufnahme sein, etwa wegen einer Darmerkrankung oder bei falscher Ernährung. Ein anderer Grund ist ein zu hoher Verlust von Eisen, zum Beispiel wegen starker Menstruation.
Achte auf genügend Eisenzufuhr (zum Beispiel mit rotem Fleisch, Brokkoli, Hülsenfrüchten, dunklen Blattgemüsen, Vitamin C, allenfalls auch mit Medikamenten). Meiden solltest du Nahrungsmittel, die die Eisenzufuhr hemmen wie Koffein, Tannin-haltige Getränke wie Rotwein und Schwarztee und Phytate im Getreide. Bei Verdacht auf Eisenmangel schafft ein Bluttest Klarheit, wobei es sehr unterschiedlich sein kann, bei welchem Eisenwert eine Person Symptome verspürt.
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Antriebslos, deprimiert, müde und Schlafstörungen – diese Kombination weckt den Verdacht auf eine Depression. Oft gesellen sich Konzentrationsstörungen hinzu, der Appetit kann sich verändern, man fühlt sich wertlos oder sogar schuldig.
Unbedingt Hilfe suchen und zum Arzt gehen! Eine Depression ist eine sehr ernsthafte Erkrankung, die unbehandelt tödlich enden kann.
Dunkle Wintertage, Corona-Lockdown, Langeweile, Einsamkeit (aber auch ein Zuviel an Geselligkeit zu anderen Zeiten) können als Nebenwirkung ermüden.
Licht und Bewegung sind Muntermacher. Manchen Menschen hilft auch eine Phototherapie mit Lampen, die sehr helles, weisses Licht mit möglichst geringem UV-Anteil abstrahlen.
Wer über längere Zeit beim Essen nicht gut genug zu sich schaut, riskiert einen Mangel an wichtigen Nährstoffen, Vitaminen oder Spurenelementen. Oft betrifft das alleinstehende Senioren und Seniorinnen, die aus Einsamkeit oder weil ihnen das Einkaufen und Kochen schwerfällt, zu wenig oder zu einseitig essen. Ein Mangel an wichtigen Mikronährstoffen kann auch bei Übergewicht vorkommen und muss nicht mit Untergewicht einhergehen.
Mit Hilfe von Nachbarn lässt sich ein Einkaufsdienst organisieren. Um der Einsamkeit zu entgehen, «trifft» man sich in Zeiten von Corona via Internet mit seinen Liebsten zum Essen. Eine japanische Studie zeigte, dass zur Not sogar ein Spiegel auf dem Tisch helfen kann, in dem man sich selbst sieht, um mehr Appetit zu bekommen. Der Hausarzt oder eine Ernährungstherapeutin kann bei Ernährungsfragen helfen.
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Viele Krankheiten verursachen Müdigkeit, zum Beispiel eine unbehandelte Schilddrüsenunterfunktion. Auch rheumatische Erkrankungen, Herz- oder Nierenschwäche, Schmerzen, Lebererkrankungen und Tumoren führen oft zu Müdigkeit, weil sie Energie rauben.
Wenn die Leistungsfähigkeit längere Zeit reduziert ist, wenn die Müdigkeit sehr lange anhält oder wenn sie ein Ausmass annimmt, das einen verunsichert, sollte man zum Arzt gehen. Andere Warnzeichen sind: unbeabsichtigter Gewichtsverlust von mehr als zehn Prozent innert sechs Monaten, nächtliches Schwitzen und/oder wiederkehrendes Fieber.
Manche Medikamente gegen Allergien, Schmerzen, Bluthochdruck oder andere Erkrankungen können als Nebenwirkung müde machen. Und viel Koffein bringt den Schlafrhythmus ebenso durcheinander wie zu viel Alkohol.
Koffein und Alkohol bewusst und nicht vor dem Schlafen geniessen. Die Medikamente sollte man nicht eigenmächtig absetzen, sondern mit dem Arzt besprechen, was sinnvoll ist oder ob es andere Möglichkeiten gibt.
Nach der Pensionierung brauchen viele Seniorinnen und Senioren weniger Schlaf als zuvor. Solange man tagsüber trotzdem fit (aber nicht übertrieben aufgedreht) ist, ist wenig Schlaf kein Grund zur Beunruhigung.
Bei chronischen Krankheiten wie Krebs oder auch nach manchen Infektionskrankheiten kann es zu einer überwältigenden Müdigkeit, einer sogenannten Fatigue, kommen. Diese lähmende Erschöpfung schon nach kleinsten Anstrengungen verschwindet trotz genügend Erholung und Schlaf nicht. Auch Covid-19 steht im Verdacht, bei manchen Menschen diese Erkrankung auszulösen.
Auch wenn es schwerfällt, sich aufzuraffen: Bewegung ist das wohl wirksamste Mittel gegen Fatigue. Entspannungstechniken und Achtsamkeitsübungen können ebenfalls nützen. Wichtig ist, seine Kräfte sorgsam einzuteilen.