Wie sehr man unter einem traumatischen Ereignis leidet, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Die psychische Widerstandsfähigkeit heisst Resilienz und kann trainiert werden. Die Klubschule Migros hat hierfür ein Online-Trainingsprogramm entwickelt. Stärken Sie jetzt Ihre psychische Widerstandskraft!
Warum können manche Menschen Rückschläge besser verkraften und in schwierigen Situationen auch das Gute sehen, während andere daran scheitern? Psychologen bezeichnen die Fähigkeit, belastende Erlebnisse zu überwinden und danach gesund weiterzuleben als Resilienz oder psychische Widerstandskraft. Sie befähigt Menschen, flexibel und konstruktiv mit Krisen, Druck und Stress umzugehen. Resiliente Menschen verfügen über Schutzmechanismen, die ihnen helfen, sich auch nach Problemen und Notlagen wiederaufzurichten.
Quelle: nach Wellensiek, Handbuch Resilienz-Training, S. 117-121
Für Thomas Kuhn, Organisationsentwickler und Coach, bedeutet Resilienz Stresskompetenz. Er ist überzeugt: «Wer lernt, Stress zu minimieren oder mit druckvollen und belastenden Situationen besser umzugehen, stärkt gleichzeitig die Resilienz.» Manche Menschen sind von Grund auf resilienter als andere. Warum das so ist, haben Fachleute in verschiedenen Studien untersucht. Sie kamen zum Schluss, dass viele Faktoren dafür verantwortlich sind. Die gute Nachricht ist: Die psychische Widerstandskraft kann bei allen gestärkt, entwickelt und weiter ausgebaut werden. Oder kurz gesagt: Resilienz kann man lernen. Zum Beispiel mit dem neuen Resilienz-Programm der Klubschule Migros, das von Thomas Kuhn entwickelt wurde. Das Online-Training ermöglicht es den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, sich mit der eigenen Resilienz zu befassen und sie mittels Übungen nachhaltig zu steigern.
Das Programm besteht aus mehreren Teilen. In einer ersten Online-Sequenz lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Bedeutung des Begriffs kennen und setzen sich mit dem Thema Stress und seinen Auswirkungen auf Geist und Körper auseinander. Mittels eines Self-Checks können sie ihr persönliches Resilienzprofil erstellen. In einem weiteren Teil lernen sie Übungen kennen, die helfen, die eigene Widerstandskraft zu stärken. So hilft zum Beispiel die Übung «Energiefass» zu erkennen, welche Faktoren Energie rauben und welche den Energielevel erhöhen.
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Körper und Psyche sind nicht voneinander getrennt. Alles, was für einen gesunden Körper unternommen wird, wirkt sich auch auf die Fähigkeit, Gefühle wahrzunehmen und damit umzugehen, positiv aus.
Je nach Ausprägung der psychischen Probleme sind aber psychologische Massnahmen nötig, um die psychische Widerstandskraft zu stärken. Denn es ist wichtig, mit kurzfristigen Frustrationen umgehen und diese in willentliche Entscheidungen und innere Motivation umwandeln zu können.
Laut Thomas Kuhn haben Forschungen gezeigt, dass Achtsamkeit hilft, die psychische und physische Gesundheit zu fördern. Das Programm enthält deshalb verschiedene Achtsamkeitsübungen, aus welchen sich die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer jene aussuchen können, die ihnen entsprechen. Die Übungen lassen sich leicht in den Alltag integrieren. Ausserdem wird das Programm laufend weiterentwickelt und mit Inhalten ergänzt.
Das Programm arbeitet mit den 7 Säulen der Resilienz. Werden diese gestärkt, hilft dies, den konstruktiven Umgang mit Stress und Krisen zu verbessern:
Fähigkeit, auch in schwierigen Situationen, die positiven Aspekte zu erkennen und Möglichkeiten wahrzunehmen
Fähigkeit, Unabänderliches als solches wahrzunehmen
Fokus verlagern, weg von Problemen hin zur zielgerichteten Lösung
Grundhaltung, Teil einer Gemeinschaft zu sein, dort einen Sinn zu finden und sich gegenseitig zu unterstützen
Fähigkeit, eigene Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen, achtsam mit sich selbst zu sein
Fähigkeit, sein Denken, Fühlen und Handeln zu hinterfragen mit dem Ziel, mehr über sich selbst herauszufinden
Fähigkeit, sein Denken, Fühlen und Handeln zu hinterfragen mit dem Ziel, mehr über sich selbst herauszufinden
Quelle: S. Mauritz (2019), angelehnt an Dr. F. Wiebel: 7 Säulen der Resilienz, Resilienz-Akademie.com (mit Ergänzungen von T. Kuhn)
Pionierin auf dem Gebiet der Resilienz ist Emmy E. Werner. Die amerikanische Entwicklungspsychologin beobachtete während 40 Jahren Menschen, die in schwierigen Verhältnissen aufwuchsen und ihr Leben trotzdem meistern konnten. In der Studie, die sie in den 1960er Jahren mit Kindern auf Hawaii gestartet hatte, stellte sie fest, dass sich ein Drittel von 700 Kindern trotz schwierigen familiären Verhältnissen wie Kindsmissbrauch, Alkoholismus und Scheidung der Eltern zu lebenstüchtigen Erwachsenen entwickelte. Sie kam zum Schluss, dass Resilienz das Resultat von komplexen individuellen sozialen Prozessen ist, die auch im Erwachsenenalter wichtig sind.
Der Begriff Resilienz kommt von «resilire», lateinisch für zurückspringen, abprallen. Ursprünglich wurde er in der Baukunde verwendet und bezeichnet widerstandsfähiges Material, das bei starken Belastungen nicht bricht, sondern sich biegt – zum Beispiel beim Brückenbau.