Welche Methoden haben sich ausser Abstand halten, Hände waschen und Maske tragen noch bewährt? Eine Übersicht.
Die Immunabwehr funktioniert besser, wenn man genügend Schlaf hat und im Einklang mit der inneren Uhr lebt. Menschen, die sich regelmässig um den Schlaf bringen oder zum Beispiel Schichtarbeit leisten, erkälten sich mit grösserer Wahrscheinlichkeit. Umgekehrt hat auch das Immunsystem eine Wirkung auf den Schlaf. Das ist ein Grund, weshalb man bei einer starken Erkältung viel mehr schläft als sonst oder bei bestimmten Infektionen zu untypischen Zeiten müde wird.
Der Bauchspeck hats in sich: Das Fettgewebe produziert nämlich eine Reihe von Substanzen, die Immunreaktionen «anheizen» und die Immunabwehr schwächen. Das kann zu häufigeren und schwereren Erkältungen mit mehr Komplikationen führen. Regelmässige, vorbeugende Bewegung ist deshalb doppelt sinnvoll: Erstens, weil sie Infekten eventuell vorbeugen kann und zweitens, weil sie sicher beim Abspecken hilft. Ein Übermass an Sport dagegen macht anfälliger für Erkältungen.
«Jalaneti» heisst eine alte indische Methode, um bei einer Erkältung die Nase frei zu bekommen. Dabei spült die erkrankte Person zuerst mehrmals täglich ihre Nase mit einer milden Kochsalzlösung und gurgelt danach noch damit. Das spült Viren und Schleim heraus und unterstützt die Selbstreinigungsfunktion der Schleimhaut. Das «Jalaneti» kann nicht nur die Erkältung verkürzen. Auch die Mitbewohner im Haushalt profitieren vielleicht sogar, wie eine kleine Studie gezeigt hat: Denn wenn der Kranke das «Jalaneti» praktizierte, kam es bei den noch gesunden Haushaltsmitgliedern anschliessend zu weniger Erkältungen.
Stress, Angst oder andere negative Gefühle machen es Erkältungsviren leichter. Dagegen kann zum Beispiel Meditieren helfen. In einem Experiment mit Erwachsenen erkälteten sich diejenigen, die ein achtwöchiges Meditationstraining gemacht hatten, deutlich weniger. Und wenn doch, dann waren ihre Erkältungen leichter und kürzer, sodass sie im Durchschnitt einen Tag weniger bei der Arbeit fehlten, verglichen mit den Versuchsteilnehmern, die nicht meditiert hatten.
Sowohl Tabakrauch als auch Nikotin beeinflussen die Immunabwehr in der Lunge. Das kann sowohl Entzündungen dort verstärken als auch die Immunabwehr in der Lunge schwächen. Dazu kommt, dass die «Selbstreinigung» der Lungen schlechter funktioniert, weil das Rauchen auch die winzigen Flimmerhärchen schädigt. Diese helfen, Schleim aus den Lungen hinauszubefördern.
Bei Unterkühlung werden die Schleimhäute in den Atemwegen weniger gut durchblutet. Dadurch verschlechtert sich dort die Immunabwehr und man «erkältet» sich leichter – im wahrsten Sinn des Worts.
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In Japan ist das Gurgeln mit Wasser oder Tee populär. In einigen kleinen Studien half das vorbeugend: Die Wahrscheinlichkeit, eine Erkältung zu bekommen, war bei den Personen, die mindestens dreimal am Tag gurgelten, etwa ein Drittel niedriger, verglichen mit solchen, die das nicht taten. Innerhalb von zwei Monaten bekamen etwa 30 von 100 Personen, die täglich gurgelten, eine Erkältung, verglichen mit 41 von 100, die nicht gegurgelt hatten. Menschen, die dazu neigen, sich zu verschlucken, sollten diese Methode aber nicht anwenden.
In einem italienischen Pflegeheim führten Wissenschaftler vor einigen Jahren ein Experiment durch: Von November bis März kam dort auf einem Stockwerk jede Nacht eine Mischung aus ätherischen Ölen zur Raumluftdesinfektion zum Einsatz. Das Ergebnis: Erstens gediehen weniger Bakterien, Hefen und Pilze auf Tischen und anderen Oberflächen. Zweitens ging der Verbrauch an Antibiotika zurück. Mögliche ätherische Öle für die Raumluft sind zum Beispiel Ravintsara (Cinnamomum camphora), Eukalyptus (Eucalyptus radiata), Thymian (Thymus vulgaris), Lorbeer (Laurus nobilis) oder Zitrone (Citrus limon). Sie sind aber nicht für jedermann geeignet: Babys, schwangere Frauen, Menschen mit Asthma, Allergien oder Epilepsie sollten sie meiden. Am besten lässt man sich zuerst fachkundig beraten.
Man bricht sich zwar fast die Zunge, wenn man ihre Namen ausspricht, aber gegen Erkältungen könnten sie möglicherweise nützen. Denn die winzigen Mikroorganismen produzieren im Darm Substanzen, die – nebst anderen Funktionen – in den Lungen anti-entzündlich wirken. In manchen Studien konnten verschiedene Typen von Laktobazillen und Bifidusbakterien die Erkältungshäufigkeit bei regelmässiger Einnahme etwa um die Hälfte senken und die Immunfunktion verbessern. Ein kleiner Versuch mit zufällig ausgewählten Covid-19-Patienten in Italien, die in einem Spital zusätzlich zur üblichen Behandlung ein Probiotikum erhielten, zeigte ermutigende Resultate: Die Wahrscheinlichkeit, dass es bei ihnen zum Atemversagen kam, war merklich kleiner. Auch andere Symptome wie Durchfall und Husten besserten sich bei ihnen rascher. Nun sind weitere, grössere Studien nötig.
Den indigenen Völkern Nordamerikas diente der Sonnenhut, wie die Pflanze auf Deutsch heisst, gegen Entzündungen, Erkältungen und anderes mehr. Auch bei uns ist er populär. In verschiedenen Studien hat von vier bis zehn Menschen, die Echinacea vorbeugend einnahmen, im Durchschnitt einer profitiert. Allerdings wurden dabei unterschiedliche Präparate und Dosierungen getestet. Im besten Fall hatten die Personen dank Echinacea etwas weniger oder kürzere Erkältungen, im schlechten Fall half es nicht oder es traten Nebenwirkungen auf wie etwa eine Allergie. Echinacea sollte bei Autoimmunerkrankungen nicht angewendet werden, dazu zählt auch die recht häufige «Hashimoto»-Schilddrüsenerkrankung.
Sie sind nur sinnvoll bei einem Mangel. Eisen und Zink sind mengenmässig die wichtigsten Spurenelemente. Sowohl ein Zuviel als auch ein Mangel an Zink beispielsweise schwächt die Immunabwehr. Deshalb sind Menschen mit einem Zinkmangel anfälliger für Infekte. In einigen Studien konnte die vorbeugende Einnahme die Zahl der Erkältungen und Lungenentzündungen senken – aber diese Studien wurden in Bangladesh, Peru, Indien oder zum Beispiel in einer armen Gegend im Iran durchgeführt. In der Schweiz tritt ein Zinkmangel am ehesten bei Stress auf, bei vegetarischer Ernährung mit viel Getreide oder bei Menschen mit Diabetes oder Darmentzündungen.
Kleine Mengen an Vitamin C bringen höchstens in sehr stressigen Situationen oder bei körperlich stark beanspruchten Menschen etwas. Dann kann Vitamin C das Erkältungsrisiko eventuell halbieren. Bei allen anderen Menschen verkürzt es die Erkältungen – wenn überhaupt – nur minim.
Beim Vitamin D sinken die Blutwerte im Winter, weil vielerorts die Sonne fehlt. Sonnenlicht ist aber nötig, damit der Körper dieses Vitamin produzieren kann. Auch beim Vitamin D sollte man einen Mangel vermeiden, weil damit ein erhöhtes Risiko für Atemwegsinfekte einhergeht. Menschen mit einem sehr niedrigen Vitamin-D-Wert (unter 0,25 Nanomol pro Liter) profitieren am meisten von der Einnahme. Eine exzessive Zufuhr ist schädlich.
Der berühmte altgriechische Arzt Hippokrates hielt Fieber bei einer Infektion für ein gutes Zeichen. Tatsächlich ist die Immunabwehr bei Fieber effizienter. Es gibt sogar Hinweise, dass Menschen, die Fieber hatten, mehr Antikörper bilden und so einen besseren Immunschutz gegen eine erneute Infektion aufbauen. Manche Viren und Bakterien können sich zudem bei Fieber schlechter vermehren. Solange der Allgemeinzustand gut ist und das Fieber sich im Rahmen hält, benötigen ansonsten gesunde Personen keine fiebersenkenden Medikamente.