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Gesünder leben?

Gesünder leben?

Wenn die Haut beisst und juckt

Etwa eines von fünf Kindern hat Neurodermitis. Was die Ursachen dieser Hautkrankheit sind und Tipps, was hilft.

Das Waschmittel, die Ernährung – verdächtigt wird Vieles, aber meist zu Unrecht. Denn in erster Linie ist die Neurodermitis genetisch bedingt, externe Umwelteinflüsse können den Ausbruch verstärken. Man kann also nichts dafür, und man hat auch nichts falsch gemacht.

Leidet ein Elternteil an Neurodermitis oder Asthma, ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind das erbt, etwa fifty-fifty. Haben beide Eltern eine dieser Erkrankungen, erbt das Kind sie mit einer Wahrscheinlichkeit von 75 Prozent. Da die Erkrankung genetisch bedingt ist, kann man ihre Ursache nicht beseitigen und heilen – wohl aber die damit verbundenen Beschwerden und den Verlauf beeinflussen und verbessern.

Wie kommt es zur Neurodermitis?

Bei Menschen mit Neurodermitis bilden die Hautzellen bestimmte Eiweissstoffe mangelhaft, die für eine gute Hautbarriere wichtig sind. Das führt dazu, dass ihre Haut leichter beschädigt wird und rascher austrocknet. Bakterielle Hautbewohner, Pollen und andere Substanzen können dann leichter eindringen.

Das führt zu einer chronischen, immer wieder aufflackernden Entzündung, die wiederum die Hautbarrierestörung verstärkt – ein Teufelskreis. Faktoren wie das Wetter, Stress, Duschmittel und anderes mehr können das Ganze noch fördern. Worauf die Haut reagiert, ist von Mensch zu Mensch verschieden und kann sich mit der Zeit auch ändern.

An welchen Symptomen erkennt man die Neurodermitis?

Die ersten Vorboten sind manchmal weissliche Flecke auf den Wangen oder eine doppelte Lidfalte am Augenunterlid. Typisch ist die trockene Haut, die sich stellenweise rötet, juckt, schuppt oder nässt. Kinder haben oft sogenannte Beugenekzeme, die schubweise die Ellbeugen, Kniekehlen, den Nacken, den Hals oder das Gesicht befallen. Bei Säuglingen zeigt sich die Neurodermitis häufig im Gesicht, am Oberkörper, an den Händen und den Oberseiten der Arme und Beine.

Welche Erkrankungen gehen oft mit Neurodermitis einher?

Die Neurodermitis wird auch «atopisches Ekzem» oder «atopische Dermatitis» genannt. Menschen mit Atopie neigen zu Allergien.

Dabei kann es sich um sogenannte Typ-I-Allergien handeln, die innerhalb von maximal einer Stunde nach dem Kontakt mit dem Allergie-auslösenden Stoff auftreten. Typischerweise sind das Gräser- oder Baumpollen oder Eiweissstoffe in Katzen- oder anderen Tierhaaren. Oft äussert sich die Allergie als Heuschnupfen oder allergisches Asthma.

Auch Typ-IV-Allergien (Kontaktallergie) sind bei Menschen mit Atopie häufiger. Dabei reagiert die Haut mit einem Ekzem zum Beispiel auf Pollen oder Nickel.

(Lesen Sie unten weiter …)

Was lindert die Neurodermitis?

Trockene Haut schadet der Schutzschicht, der sogenannten Hautbarriere, sodass sich Bakterien ungehindert auf der Haut ansiedeln können. Die Folge: Eine chronische Entzündung, welche die Haut zusätzlich schädigt. Wichtig ist darum, die Hautbarriere zu schützen und das Austrocknen der Haut zu vermeiden, indem man sie immer gut einfettet, sich nach jedem Duschen gut eincremt. Die Creme sollte sich angenehm anfühlen und rasch einziehen.

Empfehlenswert sind Produkte mit Harnstoff (Urea) oder Milchsäure (Laktat, englisch lactic acid), weil sie die Feuchtigkeit binden. An Stellen, wo man schwitzt, bewährt sich Zinkpaste. Und gelegentlich ein Ölbad tut der Haut ebenfalls gut. Wenn bereits Hautstellen entzündet sind, genügen Cremes mit Harnstoff oder Milchsäure nicht mehr.

Was ist von Kortison zu halten?

«Kortison» ist der umgangssprachliche Oberbegriff für verschiedene, unterschiedlich stark wirkende Substanzen, die chemisch dem körpereigenen Stresshormon Cortisol verwandt und ausgesprochen hilfreich sind. Gemeinsam ist allen, dass sie die Haut stabilisieren, die Entzündung eindämmen und so den fortwährenden Teufelskreislauf unterbrechen können.

Am besten trägt man das Medikament anfangs zweimal pro Tag auf, nach eingetretener Besserung nur noch einmal täglich und nach etwa sechs Tagen nur noch jeden zweiten Tag. Auch wenn die Haut wieder gut aussieht, bewährt es sich, ein- bis zweimal pro Woche die Stellen damit zu behandeln, wo die Haut zuvor betroffen war. Diese «proaktive» Therapie beugt Rückfällen vor. Nebst «Kortison» gibt es weitere Wirkstoffe, welche die überschiessende Immunreaktion ebenfalls bremsen können. Wichtig ist zusätzlich immer eine gute Hautcreme.

«Wächst» sich die Neurodermitis bei Kindern aus?

Etwa 20 von 100 Kindern haben Neurodermitis, unter den Erwachsenen betrifft sie circa fünf von 100. Bei Säuglingen heilt die Erkrankung manchmal bis zum vierten Lebensjahr aus. Leider aber gesellen sich mit den Jahren oft ein Heuschnupfen hinzu, eine Nahrungsmittelallergie oder Asthma.

Als Faustregel gilt die «Drittelregel»:

  • einer von drei Betroffenen verliert die Erkrankung
  • einer von drei muss mit bleibender Erkrankung rechnen
  • einer von drei muss mit Verschlimmerungen rechnen.

Kann man die Haut mit der Ernährung unterstützen?

Menschen mit Neurodermitis neigen vermehrt zu Allergien. Alles, wogegen sie allergisch reagieren, sollte bei ihnen nicht auf den Teller kommen. Sehr zu empfehlen ist, vermutete Allergien medizinisch abklären zu lassen, um sich nicht unnötig beim Essen einzuschränken.

Bioresonanz- oder Kinesiologietests sind zur Abklärung von Allergien nicht geeignet, weil sie keine verlässlichen Ergebnisse liefern und leicht zu falschen Schlüssen verleiten.

Supplemente wie Nachtkerzenöl oder Vitamin D können der Haut guttun. Man kann auch einen Versuch mit probiotischen Mikroorganismen (zum Beispiel Lactobacillus-Bakterien) machen, allerdings ist die Wirkung der sogenannten Probiotika erst wenig erforscht.

Welche Kleidung ist bei Neurodermitis zu empfehlen?

Feine Baumwollstoffe oder Seide empfinden die Betroffenen meist als angenehm, Wolle dagegen beisst. Gut ist, die Unterwäsche «linksherum» zu tragen, damit die Nähte nicht auf der Haut reiben. Es gibt auch spezielle, antimikrobiell beschichtete Bekleidung – meist handelt es sich um eine entzündungshemmende Silberbeschichtung – und elastische, wie Unterwäsche zu tragende Fertigverbände.

Weil Schwitzen den Juckreiz verstärken kann, sollte man auf atmungsaktive Bekleidung achten und sich nur so dick anziehen (auch beim Schlafen) wie nötig. Bei Hausstaubmilbenallergie ist spezielle Bettwäsche zu empfehlen, zum Beispiel milbendichte Matratzenbezüge.

Tipps

  • Achten Sie darauf, dass die Haut – insbesondere im Winter – nicht austrocknet, weil das die Neurodermitis begünstigt.
  • Häufig bessert sich die Neurodermitis am Meer oder im Gebirge. Das vermehrte UV-Licht in Kombination mit weniger Pollen lassen die Haut eher zur Ruhe kommen.
  • Wegen der Neigung zu Allergien sollten Menschen mit Neurodermitis alles, was sie auf die Haut streichen, sorgfältig auswählen. Bestimmte Heilpflanzen wie Echinacea oder Arnika zum Beispiel führen bei schon entzündeter Haut leichter zu Allergien.
  • Vorsicht beim Anschaffen eines Haustiers: Kinder mit Neurodermitis entwickeln mit grösserer Wahrscheinlichkeit Allergien gegen Katzen und kleine Nagetiere als gegen Hunde. 
  • Bestimmte Berufe wie Bäcker, Konditor, Coiffeur, Maler oder Schreiner eignen sich für Jugendliche mit Neurodermitis nicht. Das Risiko, dass sie eine Allergie entwickeln und den Beruf aufgeben müssen, ist gross.
  • Bei einer Pollenallergie hilft es, die Haut vor dem Verlassen der Wohnung mit einer Schutzcreme einzucremen und sich nach der Rückkehr zu duschen. Empfehlenswert ist auch das Anbringen von Pollenschutzfiltern (zum Beispiel Tesa Protect) an den Fenstern.

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von Dr. med. Martina Frei,

veröffentlicht am 23.11.2020


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