Die meisten Kinder machen in den ersten drei Lebensjahren mit Rotaviren unangenehme Bekanntschaft. Auch später kann es immer wieder zur Ansteckung und zu Durchfall kommen. Die erste Infektion mit dem Rotavirus ist in der Regel aber die heftigste.
Rotaviren sind hoch ansteckend. Sie sind der häufigste Grund für schweren Brechdurchfall bei Kindern, so gut wie jedes erkrankt irgendwann in den ersten fünf Lebensjahren daran. Vor der Einführung der Rotavirus-Impfung starben in armen Ländern jedes Jahr mehrere Hunderttausend Kinder an Rotavirus-Infektionen. In der Schweiz werden pro Jahr etwa 500 bis 1’000 Kinder deshalb hospitalisiert.
Die allererste Rotavirus-Infektion ist in der Regel die heftigste. Meist bleibt es im Leben nicht bei einer einmaligen Rotavirus-Erkrankung, denn der Immunschutz, den man nach durchgemachter Infektion erwirbt, hält nicht dauerhaft. Bei erneuter Ansteckung kommt es aber nicht unbedingt wieder zu Krankheitszeichen, der Infekt kann dann mild oder sogar symptomlos verlaufen.
Für grössere Kinder und Erwachsene ist eine Ansteckung mit dem Rotavirus zwar sehr unangenehm – wässriger Durchfall (auch mit Schleim), Bauchschmerzen und Erbrechen sind die Hauptsymptome, manchmal begleitet von leichtem Fieber, Husten und Schnupfen für drei bis sechs Tage. Langzeitkomplikationen oder Todesfälle werden laut dem Bundesamt für Gesundheit in der Schweiz nicht beobachtet.
Rissige Lippen, trockener Mund, eingesunkene Augen, eingesunkene Fontanelle (bei Babys), dunkler Urin, starke Bauchschmerzen oder schlechter Allgemeinzustand sind Warnzeichen. Dann sofort eine Ärztin oder einen Arzt konsultieren. Das gilt auch, wenn ein Baby vier bis sechs Stunden lang kein Wasser löst oder wenn Kinder aufs Mal sehr viel Wasser lösen. Wenn der Durchfall bei einem Säugling länger als sechs Stunden dauert oder bei einem grösseren Kind länger als zwei Tage, sollte man ebenfalls eine Ärztin oder einen Arzt beiziehen.
Neugeborene bis zum Alter von drei Monaten erkranken nur sehr selten an Rotaviren. Normalerweise sind sie noch durch mütterliche Antikörper geschützt. Babys und Senioren erkranken aber oft heftig. Durch den starken Flüssigkeitsverlust infolge des Durchfalls bei einer Rotaviren-Infektion kann es für sie lebensbedrohend werden. Deshalb ist in solchen Fällen ein Klinikaufenthalt notwendig, um dem Betroffenen intravenös Flüssigkeit zu geben und gegebenenfalls auch lebenswichtige Mineralstoffe (sogenannte Elektrolyte).
Anhand der Symptome lassen sich Rotavirus-Infektionen nicht von anderen Durchfall-Erkrankungen unterscheiden. Ein Stuhl-Schnelltest oder andere Tests können die Diagnose bestätigen. Die grosse Mehrzahl der Kinder und Erwachsenen ist nach circa einer Woche aber mit oder Test wieder fit.
Eine ursächliche Behandlung gegen die Rotaviren gibt es nicht. Grundsätzlich gilt bei Durchfallerkrankungen: Viel trinken, am besten in kleinen Portionen. Auch Elektrolyt-Ersatzlösungen aus der Apotheke sind bei stärkerem Flüssigkeitsverlust sinnvoll. Leicht verdauliche Kost ist ebenfalls angebracht. Auf Medikamente, die den Durchfall stoppen, sollte man möglichst verzichten, weil sie den Verlauf verlängern können.
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Übertragen werden die Rotaviren meist über eine Schmierinfektion. Deshalb ist Händehygiene als Vorbeugung sehr wichtig. Erkrankte scheiden unzählige Erreger mit dem Stuhl aus. Spuren davon auf Händen, Türgriffen, Spielzeug oder anderen Gegenständen genügen, damit die Viren die nächste Person anstecken können. In aller Regel gelangen die Erreger dann von der Hand in den Mund.
Die Inkubationszeit – damit ist der Zeitraum zwischen Ansteckung und Ausbruch einer Krankheit gemeint – beträgt bei Rotaviren normalerweise ein bis drei Tage.
Selten kann man sich auch über verunreinigtes Wasser oder Lebensmittel mit dem Rotavirus infizieren. Rotaviren sind in der Lage, im eingetrockneten Stuhl mehrere Tage zu überleben, im Wasser sogar mehrere Wochen. In Pflegeheimen, Spitälern, bei Reisenden oder in Gemeinschaftseinrichtungen kommt es immer wieder zu Ausbrüchen. Die typische Jahreszeit für die Rotavirus-Infektion ist Februar bis April, in den Tropen hingegen rund ums Jahr.
Die bestmögliche Vorbeugung gegen dieses Darmvirus ist deshalb Hygiene beim Umgang mit Lebensmitteln, gründliches Händewaschen und beim Putzen zum Beispiel die Türklinken nicht vergessen. Eine Schluckimpfung im Säuglingsalter kann etwa zwei bis drei Jahre vor der Erkrankung schützen. Sie wird in diversen Ländern empfohlen. In der Schweiz empfiehlt die Eidgenössische Kommission für Impffragen sie bisher als sogenannte «ergänzende» Impfung. Dies betrifft Impfungen, die für die öffentliche Gesundheit weniger bedeutsam sind, aber für die individuelle Gesundheit nützlich sein können. Von der Grundversicherung wird diese Impfung bisher nicht bezahlt.
Wer wieder genesen ist, sollte aufpassen: Noch einige Tage lang kann man Rotaviren ausscheiden. Bei Frühgeborenen oder Menschen mit einem geschwächten Abwehrsystem kann dies unter Umständen deutlich länger andauern. Genesene sollten darum weiterhin ihre Hände gut waschen und erst wieder Schulen, Kindergärten oder andere Gemeinschaftseinrichtungen besuchen, wenn sie mindestens zwei Tage lang beschwerdefrei sind.