Peinliche Momente im Leben, die aber oftmals nur im Kopf stattfinden, erleben wir alle. Erröten ist die Folge. Was kann man dagegen tun?
Kleine Kinder haben es gut. Sie werden nie rot. Der Grund liegt darin, dass wir uns erst so im Alter ab ungefähr fünf Jahren darüber Gedanken machen, wie wir auf andere wirken. Und erst dann beginnen wir langsam zu verstehen, dass wir mit einem unpassenden Verhalten Peinlichkeiten hervorrufen können. «Junge und erwachsene Menschen interpretieren das Erröten als ein Zeichen von Scham und Verlegenheit», sagt die Psychologin Dr. Sandra Müller aus Pratteln (BL). Derartige Momente möchten wir uns natürlich alle ersparen.
So richtig zu einem Problem wird das Rotwerden für viele in der Pubertät, ohnehin eine Zeit besonderer Verlegenheit. «Junge Menschen sind oft noch nicht so gefestigt in ihrer Persönlichkeit und mit verschiedenen Aufgaben des Erwachsenwerdens beschäftigt, wie z. B. der Berufswahl, der Identitätssuche und ihrer persönlichen Rolle in der Gesellschaft», ergänzt die Psychologin. Betroffenen empfiehlt sie, nach Möglichkeit mit einer Vertrauensperson über ihre Probleme zu sprechen.
Gerade schüchterne Menschen leiden überdurchschnittlich stark am Phänomen Erröten. Noch unangenehmer wird dieser Zustand, wenn Hitzewallungen und Schwitzen dazukommen. Leider hört diese Neigung bei vielen auch im Erwachsenenalter nicht auf. In Foren berichten zahlreiche Menschen von traumatischen Erlebnissen, wenn sie beispielsweise vor einem grösseren Publikum auftreten müssen. Schon kleinste Auslösereize («Was denken jetzt wohl die Anderen, wenn ich rot werde?») setzen eine Lawine von Gefühlsregungen in Gang.
Frauen haben, respektive hatten es einfacher. Das Erröten galt früher geradezu als schmeichelhaft (für Männer) und attraktiv. Heute jedoch wird auch von Frauen vermehrt erwartet, dass sie ihre Gefühle im Griff haben, selbstsicher auftreten und keine Schwächen zeigen.
Psychologen machen sowohl körperliche wie auch seelische Faktoren für das unangenehme Gefühl verantwortlich. Manche Menschen haben schon von Geburt an mehr Mühe, mit ihren Ängsten umzugehen. Schon der kleinste Stress genügt, um den Herzschlag und die Körpertemperatur – und damit auch die Röte – ins Gesicht zu treiben. Eine Rolle soll auch die Hautbeschaffenheit spielen. Dünnhäutige Leute erröten schneller.
Nicht zu unterschätzen ist die Erziehung. Wer in der Jugend ängstlich-überbehütet oder aber abwertend erzogen wurde und kein Selbstvertrauen entwickeln konnte, neigt eher zum Erröten. Er oder sie stellt sich immer wieder in Frage, sieht Fehler als Bedrohung der eigenen Person.
Der wertvollste Tipp gegen das Erröten: Man soll es nicht bekämpfen. Schon der Volksmund sagt, «was man beachtet, das wächst». Wer sich in dieses Problem hineinsteigert, kann sich nicht mehr davon befreien.
Es hilft schon viel, wenn wir uns darüber im Klaren sind, dass die meisten Menschen unser Rotwerden nicht oder allenfalls nur oberflächlich bemerken, weil sie viel zu stark mit sich selbst beschäftigt sind.
Die einfachste Technik, um wieder den «Normalzustand» zu erreichen, besteht darin, langsam und tief zu atmen. Versuchen Sie vor allem, möglichst lange auszuatmen. Und bereiten Sie sich im Vorfeld auf ein paar gute, wenn möglich humorvolle Antworten vor, wenn Sie auf Ihr Rotsein angesprochen werden sollten. Zum Beispiel: «Andere sind schon morgens blau, ich werde gelegentlich rot.» Pech, wenn Sie das gerade zu einem Alkoholiker sagen. Dann wird dieser vermutlich rot.
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