Dreimal pro Woche Velofahren auf dem Hometrainer erzielt bei leichter Erkrankung etwa den gleichen Effekt wie ein Medikament.
Ein Hometrainer, eine App und ein Tablet – diese drei Utensilien plus etwas Coaching können Menschen mit Parkinson so gut helfen, sich besser zu bewegen, wie das häufig eingesetzte Medikament Levodopa. Das ergab ein Experiment mit 130 Parkinson-Betroffenen aus den Niederlanden.
Die Forscher teilten die Teilnehmer per Los in zwei Gruppen ein: Eine Gruppe erhielt eine App mit Anleitungen für Dehn- und Entspannungsübungen. Sie sollten dreimal pro Woche 30 Minuten lang üben.
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Die App der anderen Gruppe motivierte zum Trainieren auf dem Hometrainer. Das Ganze war als «Exergame» angelegt – exercise (auf Deutsch Training) plus game (Computerspiel).
Realistische Videos motivierten die Teilnehmer, sich richtig anzustrengen: Das Ziel war, bei diesem Training dreimal pro Woche für jeweils 30 Minuten 80 Prozent der maximalen Herzfrequenz zu erreichen.
Beide Apps spornten an und zeichneten den Trainingsverlauf in beiden Gruppen auf. Zusätzlich erkundigte sich alle zwei Wochen ein Coach bei allen Teilnehmern, wie es ging.
Nach sechs Monaten wurden alle zum Test gebeten. Vorher mussten die Teilnehmer ihre Medikamente stoppen, denn die Forscher wollten wissen, wie gut sie sich nun ohne medikamentöse Hilfe bewegen konnten. (Lesen Sie unten weiter …)
Typisch bei Parkinson ist eine allmähliche Verschlechterung, zum Beispiel beim Gehen, Aufstehen oder bei der Fingerfertigkeit. Diese Verschlechterung blieb bei denjenigen, die intensiv trainiert hatten, weitgehend aus.
Anders bei den Personen, die Dehnübungen gemacht hatten: Ihre Bewegungsfähigkeit verschlechterte sich um 5,6 Punkte, gemessen mit einem Test, der oft bei Parkinson gebraucht wird. In der Hometrainer-Gruppe waren es nur 1,3 Punkte.
Zum Vergleich: Der Wirkstoff Levodopa kann bei beginnender Parkinson-Erkrankung 3,8 bis 6,6 Punkte wettmachen. Der Unterschied, der dem Training zu verdanken war, ist also bedeutsam – obwohl er nicht mehr bestand, als die Teilnehmer ihre Medikamente wieder einnahmen und den Test wiederholten.
Trotzdem bringe das Training etwas, argumentieren die Studienautoren vom Radboud University Medical Centre in den Niederlanden. Denn im Lauf der Jahre lässt die Wirkung der Medikamente bei Parkinson oft nach. Dann kann es zu Momenten kommen, in denen Bewegungen wie Gehen oder Anziehen schwierig werden. Genau dann sei der Effekt des intensiven Trainings besonders nützlich, so die Forscher.
An der Studie nahmen nur Betroffene mit leichter Parkinson-Erkrankung teil. Sie erhielten zu Anfang einen Herz-Check-up. Das «Heimvelo» wählten die Wissenschaftler, weil das Sturzrisiko dabei klein ist.
Auch frühere Studien haben gezeigt, dass hochintensives Training bei Parkinson nützen kann. Die jetzige Studie war im Vergleich dazu aber erstens besonders gut gemacht. Zweitens konnten die Teilnehmer das Training weitgehend eigenständig durchführen und benötigten kaum Betreuung.
Quelle: «Lancet Neurology»